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Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt , 18.01.2005 :

"Eine apokalyptische Zeit" / 60. Jahrestag des ersten großen Bombenangriffs

Von Hubertus Hartmann

Paderborn (WV). "Die Zukunft liegt in unseren Händen, sie ist die Geschichte von morgen." Diese Aussage des 19-jährigen Johannes Koch macht deutlich, wie wichtig es ist, dass sich auch junge Menschen mit der Vergangenheit beschäftigen. Vor allem mit den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs.

Die Jahrgangsstufen 11 und 12 des Paderborner Goerdeler-Gymnasiums haben das sehr intensiv getan. Mit ihrer Lehrerin Beate Danzebrink-Nieke forschten die Schülerinnen und Schüler in Archiven, studierten Chroniken, sprachen mit Zeitzeugen und besuchten Gedenkstätten. Gestern gestalteten sie am Mahnmal der Busdorfmauer eine eindrucksvolle Gedenkfeier. Sie war der Auftakt einer ganzen Reihe von Gedenkveranstaltungen zur Zerstörung Paderborns.

Gestern vor 60 Jahren, am 17. Januar 1945 um 12.24, begann für die Stadt und ihre Menschen "eine apokalyptische Zeit", wie Bürgermeister Heinz Paus sie nannte, "die schlimmste Katastrophe der über 1200-jährigen Stadtgeschichte". 400 US-Bomber luden ihre todbringende Last über der Paderstadt ab. Etwa 240 Menschen fanden bei diesem ersten Großangriff den Tod. Weitere Luftangriffe folgten. Sie legten 85 Prozent der Gebäude in Schutt und Asche und forderten insgesamt fast 900 Opfer.

"Diese Opfer von Krieg und Gewalt mahnen uns: Haltet Frieden, verteidigt die Freiheit, schützt das kostbare Gut der Demokratie", sagte Paus.

Mit Blick auf die Realität scheine es kein Patentrezept zu geben, dass sich o etwas nicht wiederhole, fürchtet Schulsprecher Johannes Koch. Um so wichtiger sei es, die Erinnerung lebendig zu halten, denn "Geschichte wird von jedem von uns anders erlebt".

"Jesus bleibt meine Freude" intonierte zum Auftankt der Gedenkfeier die Bläserklasse der 6d und ließ den Bachchoral bewusst mit einer schrillen Dissonanz enden. Schüler David Huchtmeier hatte ein eigenes Lied mit dem Titel "Nightmares" komponiert und getextet. Es wurde von Geraldine Dany gesungen, Huchtmeier begleitete sie auf der Gitarre. Zwölf Jugendliche zeigten große Bildtafeln vom zerbombten Paderborn.

"Wir haben wohl alle wertvolle Erfahrungen gesammelt", zieht Nicole Degenhardt eine persönliche Bilanz der viermonatigen Beschäftigung mit dem Thema im sozialwissenschaftlichen Unterricht. "Ich habe heute viel Respekt", ergänzt Ariane Krüger.


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