Höxtersche Zeitung / Westfalen-Blatt ,
29.05.2015 :
"Diese Unterkunft ist ein Vorbild" / Bundesinnenminister de Maizière besucht Desenberg-Kaserne
Von Ralf Benner
Borgentreich (WB). Herzlich ist Bundesinnenminister Thomas de Maizière gestern in der zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes für Flüchtlinge in Borgentreich empfangen worden. Der CDU-Spitzenpolitiker machte sich in der ehemaligen Desenberg-Kaserne ein Bild von der Situation der Asylbewerber.
Bei einem Rundgang über das 13 Hektar große Gelände zeigte sich der Minister sichtlich beeindruckt von der Arbeit, die in der Unterkunft von den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Malteser Werke geleistet wird. Er besuchte unter anderem den Sanitätsbereich, die Kleiderkammer, die Kinderstube sowie die Sportstätten der früheren Kaserne. "Hier ist Professionalität mit Herz zu spüren", stellte de Maizière fest. "Es beeindruckt mich auch, dass diese Einrichtung von der Bevölkerung mit getragen wird", sagte der Innenminister, als ihm Lutz Köller, Leiter des Hauses, von der Welle der Hilfs- und Spendenbereitschaft berichtete, die von Einzelpersonen, Vereinen und kirchlichen Organisationen ausgeht. "Diese Einrichtung ist sicherlich ein Vorbild für andere Unterkünfte, ich habe andernorts schon ganz andere Dinge gesehen und gehört", lobte de Maizière die Arbeit der Malteser. "Wir haben das Ziel, eine Mustereinrichtung im Land zu werden, wenn es nach mir geht, sogar für den ganzen Bund", erwiderte ihm Lutz Köller.
Untergebracht sind in Borgentreich derzeit 450 Flüchtlinge, die nach ihrer Erstaufnahme in Bielefeld, Dortmund oder Siegen-Wittgenstein in der Regel für zwei Wochen, in Einzelfällen sogar drei Monate in der früheren Kaserne bleiben, bevor sie dann auf andere Kommunen im Land verteilt werden.
Ausgelegt für 500 500 Asylbewerber, soll die Unterkunft im Notfall noch weitere 100 Flüchtlinge aufnehmen können. Diese Zahl, die mit der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg vereinbart worden sei, nannte Borgentreichs Bürgermeister Rainer Rauch am Rande des Ministerbesuchs. Eine derart hohe Zahl an Asylbewerbern sei für eine Kommune in der Größenordnung von Borgentreich (10.000 Einwohner) eine "stramme Herausforderung", erklärte de Maizière.
Natürlich habe es zunächst auch Ängste und Sorgen in Borgentreich gegeben, doch die Kriminalitätsrate sei durch die Einrichtung nicht signifikant angestiegen, berichtete Rauch dem Minister. In den ersten Monaten nach Inbetriebnahme der Einrichtung im Oktober 2014 habe es allerdings einen Anstieg bei den Ladendiebstählen gegeben, wie Höxters Polizeidirektor Jürgen Koch sagte.
Nach Angaben des Höxteraner Landrats Friedhelm Spieker habe sich die Ordnungspartnerschaft von Stadtverwaltung, Bezirksregierung Arnsberg, Malteser Werken und Kreispolizeibehörde bezahlt gemacht und mit dazu beigetragen, dass die Flüchtlinge in der Borgentreicher Kaserne mit offenen Armen empfangen würden, bekräftigte Landrat Friedhelm Spieker.
Letzteres betonte auch der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Haase aus Beverungen, der den Bundesinnenminister zu diesem Besuch im Kreis Höxter eingeladen hatte.
Bildunterschrift: Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat gestern die zentrale Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge in Borgentreich besucht. In der Kinderstube nahm er sich Zeit für die Jungen und Mädchen und spielte mit ihnen Memory.
Bildunterschrift: In der Kleiderkammer erläutert die Borgentreicherin Stefanie Drömer dem Minister, wie die Kleiderausgabe an Flüchtlinge organisiert wird.
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