Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische ,
10.12.2003 :
Großrazzia gegen die offene Drogenszene / Polizei nimmt etwa 40 Personen an der Buszentralstation fest / Wansleben betont Notwendigkeit repressiver Maßnahmen
Von Hubertus Gärtner
Paderborn. Etwa 100 Polizeibeamte haben gestern in den frühen Abendstunden am Paderborner Busbahnhof eine Großrazzia durchgeführt. Der Einsatz galt der offenen Rauschgiftszene in der Stadt.
Nach ersten Informationen wurden insgesamt 40 Personen vorläufig festgenommen. Außerdem stellten die Einsatzkräfte größere Mengen Rauschgift sicher. Unterstützt von Beamten der Bielefelder Einsatzhunderschaft und Kräften des Paderborner Ordnungsamtes sowie zwei Spürhunden, griffen die Paderborner Polizisten um 17.45 Uhr zu. Die Einfahrten zur Buszentralstation wurden systematisch abgeriegelt. Anschließend kontrollierten die Beamten in Windeseile zahlreiche Verdächtige. Einige von ihnen mussten sich mit erhobenen Händen gegen ein Schaufenster stellen, andere wurden noch an Ort und Stelle in Handschellen gelegt und dann mit zur Wache genommen. Die Großrazzia gegen die Drogenszene war die erste in diesem Jahr. Bei einer ähnlichen Aktion im Sommer 2002 waren etwa 50 Personen festgenommen worden.
Nach Erkenntnissen der Paderborner Polizei hat sich die offene Drogenszene in den Wintermonaten in die Buszentralstation unter dem Königsplatz verlagert. Vor allem in den Nachmittags- und frühen Abendstunden würden sich hier viele Konsumenten und Dealer aufhalten, die Haschisch, Marihuana, Kokain und Heroin verkauften, sagte ein Polizeisprecher. Der Paderborner Landrat Rudolf Wansleben (CDU) kommentierte noch gestern Abend in einem polizeilichen Pressebericht das Geschehen. Man habe das Milieu sehr genau beobachtet, teilte Wansleben mit. Der Landrat weiter: "Neben den Bemühungen, erkrankten Menschen zu helfen, bleiben wir beim repressiven Ansatz. Gegen diejenigen, die andere krank machen, gehen wir entschieden vor."
Nach Angaben von Hans-Werner Meyer, Leiter der Paderborner Drogenfahndung, hat sich die Rauschgiftszene in Paderborn "auf einem niedrigen Niveau stabilisiert". Den Zulauf schätzt Meyer als "eher rückläufig" ein. Etwa 150 bis 180 Personen seien der so genannten offenen Szene zuzuordnen. Waren im Jahr 2002 bis Ende Oktober noch 430 Drogendelikte im Stadtgebiet zu verzeichnen gewesen, so sank die Fallzahl im Vergleichszeitraum dieses Jahres auf 415 Delikte. Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen stieg leicht (von 333 auf 341 Personen) an.
Nach Polizeiangaben sind nach wie vor Männer in diesem Deliktsbereich überproportional vertreten. Von den in den ersten zehn Monaten dieses Jahres registrierten 341 Tatverdächtigen sind 289 männlichen Geschlechts. Bislang sind in diesem Jahr in Paderborn sieben Personen an den Folgen ihres langjährigen Drogenkonsums gestorben. Im Vorjahr waren 13 Drogentote zu verzeichnen gewesen.
lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de
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