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Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische , 13.07.1993 :

Ein evangelischer Pastor befragte die Harsewinkler: "Wie viele Flüchtlinge leben in der Stadt?" / Verschätzt: Flüchtlingszahlen weitaus niedriger

Harsewinkel (epd). "Das Boot ist voll", sagen die einen. "Die Zahlen sprechen dagegen", meinen die anderen. Pastor Rolf Stieber-Westermann aus Harsewinkel wollte dazu wissen, was das Volk denkt, und ging für eine Umfrage auf die Straße. "Wie viele Flüchtlinge leben in unserer Stadt?" befragten der promovierte Seelsorger und Jugendliche der ökumenischen Gruppe "Church-Children" die Harsewinkler. Das Resultat überraschte die Interviewer. "Denn Wissen und Wirklichkeit klaffen weit auseinander", meint Pastor StieberWestermann. Die Behauptung "Das Boot ist voll" sei nicht durch die tatsächlichen Gegebenheiten abgedeckt. So lägen die geschätzten Flüchtlingszahlen weitaus höher, als sie tatsächlich sind. Im Durchschnitt glauben die Bürger aus Harsewinkel, dass 1.562 Flüchtlinge dort leben. Jugendliche schätzen die Zahl auf 1.835. In Wirklichkeit leben aber nur 300 Flüchtlinge in der Stadt. "Von Gastarbeitern über deutschstämmige Aussiedler bis hin zu bosnischen Kriegsflüchtlingen wird alles in einen Topf geworfen", erklärt Stieber-Westermann, der diese Befragung im Rahmen der "Aktion Courage" durchführte. Schon bei den Behörden sei es nicht leicht gewesen, gültige Zahlen zu bekommen. Der Pastor glaubt jedoch, dass der Angst vor Überfremdung begegnet werden könne: "Denn durch reale Flüchtlingszahlen kann mehr Nüchternheit in die Diskussion gebracht werden."


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