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Lippische Landes-Zeitung , 26.03.2015 :

Bürger zeigen Rechten die rote Karte / Kachtenhauser machen gegen die "Road Crew" im Bahnhof Ehlenbruch mobil

Von Wolfgang Becker

"Spaziergänge" vorbei am Bahnhof Ehlenbruch, Mahnwachen und Demos vor dem Gebäude - etliche Ideen haben rund 200 Bürger bei einer Versammlung entwickelt, um der rechtsextremen "Road Crew" zu zeigen, dass sie im Ort unerwünscht ist.

Lage-Kachtenhausen. Nachdem Ende vergangenen Jahres die LZ enthüllt hatte, dass Mitglieder der "Road Crew OWL" den alten Bahnhof Ehlenbruch gekauft und dort ihr Domizil eingerichtet haben, hat sich eine "Initiative gegen Neonazis im Bahnhof Ehlenbruch" gebildet. Unterstützt wird sie unter anderem vom Friedensbündnis Lippe und dem Verein "Argumente und Kultur gegen Rechts".

In einem bebilderten Vortrag informierte der Autor Jan Raabe im Saal der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde kenntnisreich über die Aktivitäten der "Road Crew". Raabe gilt als profunder Kenner extrem rechter Subkultur und hat etliche Bücher und Fachartikel darüber verfasst. Seinen Vortrag reicherte er mit zahlreichen Fotos aus dem Inneren des Bahnhofs Ehlenbruch an und zeigte die führenden Köpfe der Gruppierung namentlich mit Bild. "Auch, wenn sie relativ ruhig sind, sind sie präsent", sagte Raabe, dem zur Seite die Rechtsextremismus-Experten Dr. Karsten Wilke und Frederik Clasmeier standen.

Gegründet wurde die "Road Crew" als Fanclub der Rechtsrock-Band "Barking Dogs". Raabe berichtete, dass der Bahnhof als Anlaufstelle für aktive Neonazis und alternde Männer der rechten Szene genutzt werde. "Sie organisieren eine Gemeinschaft, welche durch Konzerte mit Rechtsrock-Bands, Fußballturniere und Feiern gestärkt wird. Der Bahnhof, der ihnen gehört, ist von unschätzbarem Wert für sie. Hier können sie sich abgeschottet versammeln und ihre politischen Aktivitäten planen." Die Menschen, die sich in Ehlenbruch träfen, gehörten der rechten politischen Aufmarsch-Szene an. Bands wie "Knock Out" und "Sleipnir" mit ihrer menschenverachtenden Lyrik bildeten den Hintergrund von organisiertem Neonazismus.

"Was können wir tun, um die Brut von hier zu vertreiben?", fragte ein Mann und bekam viele Antworten, auch von den anwesenden Ratsvertretern von CDU, Grünen und SPD. "Sie müssen dieses Thema immer wieder diskutieren. Die Politik hat die Aufgabe, sich eindeutig zu Rassismus und Nationalismus zu positionieren", ergänzte Edeltraut Kuschel vom Friedensbündnis. Als "ein gutes Mittel" hätten sich in der Vergangenheit in Pivitsheide "Spaziergänge" vorbei an Häusern Rechter erwiesen, sagte ein Mann. Diese Taktik soll nun auch neben anderen Aktivitäten regelmäßig in Ehlenbruch angewandt werden. Geplant ist, die örtlichen Vereine generalstabsmäßig einzubinden.

Das nächste Treffen der "Road Crew"-Gegner soll am 14. April stattfinden. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

Kontakt: initiative_ehlenbruch@gmx.de

Bildunterschrift: Großes Interesse: Der Gemeindesaal der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Kachtenhausen war bei der öffentlichen Informationsveranstaltung über die "Road Crew OWL" zum Bersten gefüllt.


WBecker@lz-online.de

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