Lippische Landes-Zeitung ,
13.02.2015 :
Staatsschutz überwacht "Road Crew"-Feier / Gruppe mit Verbindung zur rechten Szene veranstaltet "private Party mit Live-Musik"
Von Marcus Gentschenfelde
Im Bahnhof Ehlenbruch, Clubhaus der rechtsextrem einzuordnenden "Road Crew OWL", geht Samstag eine private Party mit Live-Musik und 80 Gästen über die Bühne. Nach LZ-Informationen wird die Veranstaltung vom Staatsschutz überwacht.
Lage-Ehlenbruch. Die Berichterstattung dieser Zeitung, Entrüstungen in der Politik und die Gründung einer Initiative gegen Rechts hat die Mitglieder der "Road Crew OWL" offenbar nicht beeindruckt. Am Samstag werden im Ehlenbrucher Clubhaus der Gruppe mit besten Kontakten zur rechten Szene rund 80 Gäste erwartet, die bei Live-Musik gemeinsam feiern wollen. Darüber hat ein Rechtsanwalt die Stadt offen in einem Brief informiert, was Lages Beigeordneter Thorsten Paulussen auf Anfrage bestätigte. "In dem Brief wird uns eine Geburtstagsfeier mit Live-Musik und der genannten Anzahl an Gästen angekündigt. Falls die Stadt der Auffassung sei, dass die Veranstaltung genehmigt werden müsste, sollen wir Kontakt mit dem Anwalt aufnehmen", sagt Paulussen. LZ-Recherchen zufolge handelt es sich bei dem Rechtsanwalt um Stefan Böhmer aus der Nähe von Erlangen. Er soll das Schreiben im Namen der Besitzer des Bahnhofs Ehlenbruch, beides Mitglieder der "Road Crew OWL", verfasst haben. Böhmer ist in der Szene alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. In der Vergangenheit hat er unter anderem Marcus Winter verteidigt, der als einer der führenden Köpfe der Neonazi-Szene in Ostwestfalen gilt. 2005 hatte Böhmer in einem bundesweit aufsehenerregenden Prozess den Holocaust-Leugner Gerhard Ittner verteidigt. In seinem Plädoyer hatte Böhmer ebenfalls den Holocaust geleugnet und war dafür vom Amtsgericht Nürnberg wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 2.250 Euro verurteilt worden. Nun hat er offenbar die Rechtsberatung für die Besitzer des Bahnhofs Ehlenbruch übernommen.
Die Feier dort zu verhindern, sei der Stadt laut Paulussen nicht möglich. "Eine Party in privaten Räumen muss nicht genehmigt werden. Verbieten lässt sich das auch nicht. Wir wissen ja gar nicht, was für eine Band dort spielt", sagt Paulussen. "Dabei dürfte es sich wohl um ein als Privatfeier getarntes Konzert mit einer Rechtsrock-Band handeln. Solche Dinge hat die "Road Crew" bekanntlich schon häufiger veranstaltet", sagt Michael Sieberts, Mitglied der "Initiative gegen Neonazis im Bahnhof Ehlenbruch", die sich nach den LZ-Berichterstattungen über die "Road Crew OWL" gegründet hatte. Ob die Initiative am Samstag am Bahnhof Präsenz zeigt, wolle er nicht verraten.
Der Staatsschutz in Bielefeld und Lippes Polizei haben ebenfalls Kenntnis von der Veranstaltung. "Wir wissen davon und sind vorbereitet", sagt Dr. Matthias Wendtland, Leiter der Wache in Lage. Details nannte er nicht. Nach LZ-Informationen wird das Treffen vom Staatsschutz überwacht.
Info / Regelmäßige Treffen
Anfang Oktober hat die LZ aufgedeckt, dass zwei Mitglieder der "Road Crew OWL" das ehemalige Bahnhofsgebäude in Ehlenbruch gekauft und zu einem Clubhaus mit Konzertsaal umfunktioniert haben. Mitglieder der Gruppe haben beste Kontakte zur rechten Szene und sind in der Vergangenheit schon häufiger als Veranstalter von Rechtsrock-Konzerten in Erscheinung getreten. 2014 war in Ehlenbruch die in der Szene bekannte Band "Sleipnir" aufgetreten. Zu den Aktivitäten der "Road Crew" gehören außerdem regelmäßige Treffen und Fußballturniere.
lage@lz-online.de
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