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Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 24.12.2004 :

Feldpostbriefe waren oft das letzte Bindeglied zur Heimat / Senioren sprechen über Schriftstücke und wecken Erinnerungen auf / Neben Lokalem, Familiennachrichten und Briefen auch Gedichte veröffentlicht

Störmede. Weihnachten ist die Zeit der Ruhe, des Verweilens. Erinnerungen an vergangene Zeiten werden geweckt. Oft geht es auch um den Verlust eines geliebten Menschen ... So eine Stunde der Muße und des Innehaltens stand jetzt im Heimathaus Störmede an, als sich Heimatfreund Josef Schulte (74) gemeinsam mit Wilhelm (72) und Elmar Asmuth (76), beide wohnten früher in Ehringhausen, sowie mit Alfons Kohrs (79) aus Ehringhausen und dem Langeneicker Engelbert Harrenkamp (67) in einer Gesprächsrunde dem Thema "Feldpostbriefe des ehemaligen Amtes Störmede und deren Bedeutung für unsere Heimat" widmete.

Dabei wurde deutlich, welch bedeutende Rolle diese kleinen Schriftstücke gerade in den Jahren 1940 bis 1944 als Bindeglied zwischen der Heimat und den in alle Welt verstreuten deutschen Soldaten einnahmen.

Per Fahrrad wurden die Artikel eingesammelt

"Die Feldpostbriefe waren für uns alle ein wichtiges Organ. Denn nur durch sie erfuhr man neben Briefen von der eigenen Familie über und aus der Heimat", erinnerte sich Alfons Kohrs, der übrigens als einziger Teilnehmer der besagten Gesprächsrunde selbst als Soldat im Krieg gewesen ist und dabei während der Gefangenschaft schmerzliche Erfahrungen sammeln musste.

Auch für die Brüder Asmuth, ihr Vater war Dorflehrer in Ehringhausen, bedeuten die Feldpostbriefe ein gehöriges Stück Heimat- und sogar Familiengeschichte. "Die Feldpostbriefe aus dem Amt Störmede - damals gehörten auch Langeneicke, Bökenförde, Ehringhausen, Mönninghausen, Bönninghausen, Esbeck, Rixbeck, Dedinghausen, Eringerfeld und Ermsinghausen mit dazu - wurden seinerzeit von den drei NSDAP-Ortsgruppen Störmede, Ehringhausen und Rixbeck herausgegeben bzw. textlich zusammen getragen. Dann bin ich mit dem Fahrrad zu den jeweiligen Ortsgruppenleitern gefahren, um diese Schriftstücke abzuholen und sie zu meinem Vater, dem Lehrer Asmuth, zu bringen", erinnerte sich Elmar Asmuth noch ganz genau. "Vater hat fast vier Jahre lang diese Texte zusammengetragen und bearbeitet, um sie dann als Aufsätze in den Störmeder Feldpostbriefen zu veröffentlichen", fügte sein Wilhelm hinzu.

Die Schriftstücke, die zunächst monatlich erschienen, wurden dann - so die Erzählungen der Runde - von Schulkindern mit den Empfängererkennungen bzw. Feldpostnummern versehen und über das - zunächst gut funktionierende - Feldpost-System kostenfrei an die Soldaten geschickt.

"Jede Einheit hatte ihre Feldpostnummer, so war die Zustellung gut. Man erwartete die Meldungen aus seiner oft fernen Heimat sehnsüchtig", sagte Alfons Kohrs, der betonte, dass es ab Herbst 1944 keines dieser Informationsschreiben mehr gegeben habe ...

Übrigens: Aus alten Berichten und Recherchen dieser Zeitung ging hervor, dass die Institution "Feldpostbriefe" eine fast schon historische militärische Einrichtung waren. Die Geschichte geht bis ins Jahr 1715 zurück. (Der Geseker Verleger Leo Flamm berichtete im März 1992 in den Heimatblättern darüber).

Mit Ausweitung der Kriege vergrößerte sich der Umfang des Feldpostwesens, so dass die Schriften auch Bestandteil des 2. Weltkriegs wurden.

Neben Verlautbarungen der Partei bzw. der jeweiligen Ortsgruppenführer beinhalteten die Feldpostbriefe aus dem ehemaligen Amt Störmede in erster Linie zahllose Erzählungen "von zu Hause". So wurden beispielsweise lokale Neuigkeiten und "Sensatiönchen" aus den einzelnen Dörfern abgedruckt, Berichte über Menschen verfasst oder einfach nur Geschichten erzählt. Auch Dönekes, diverse Gedichte, Familiennachrichten und viele Personalien (oftmals traurige ... ) standen in den Feldpostbriefen geschrieben.

Von Schlachtfesten und verspäteten Ostergrüßen

So erzählte beispielsweise der Langeneicker Feldpostbrief-Bericht zur Weihnacht 1943 von der Wintersaat, vom Beginn der Schlachtfeste, von diversen Urlaubsgästen usw ... Über Störmede stand in der gleichen Feldpostnummer geschrieben, dass die Veröffentlichung des letzten Feldpostbriefes schon ziemlich lange zurück gelegen habe, denn er sei mit "Ostergrüßen an die Front" beendet worden ...

Die Ortsgruppe Störmede berichtete genau zwölf Monate vorher - im Winter 1942 - von "milden Temperaturen", vom anstehenden Läuten der Weihnachtsglocken und von einer gerade durchgeführten Röntgenreihenuntersuchung, um (O-Ton), den "Gesundheitszustand des Dorfes" zu ermitteln.

Ehringhausen übersandte weihnachtliche Grüße der gesamten Dorfgemeinschaft. Außerdem wurde über Schulkinder erzählt, die für die Soldaten gebacken und die Produkte verschickt hätten.

In einigen Ausgaben der Feldpostbriefe wurden auch Briefe, die Soldaten an ihre Ortsgruppen bzw. Familien geschickt hatten, abgedruckt. Oft ging es dabei um schwere Schicksale.

Die gesammelten Feldpostbriefe aus dem Amt Störmede, von denen es auf Initiative von Engelbert Harrenkamp und Alfons Dunker in 20-facher Auflage gebundene Ausgaben gibt, sind also ein Relikt der Vergangenheit. Im Heimathaus Störmede können die gebundenen Feldpost-Exemplare, die neben vielen traurigen Verlautbarungen natürlich auch über freudige Ereignisse wie Geburten und Hochzeiten berichten, eingesehen werden.


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