www.hiergeblieben.de

Die Glocke , 24.12.2004 :

Besuch in Asylbewerberunterkünften / Engelsgeduld zeichnet den Weihnachtsmann aus

Rheda-Wiedenbrück (gl). Der Weihnachtsmann musste Engelsgeduld mitbringen, als er die Asylbewerberunterkünfte der Stadt Rheda-Wiedenbrück besuchte, um Kindern eine Freude zu bereiten. Die Diakonie-Flüchtlingsberatung betreibt in den Einrichtungen an der Lessingstraße und am Holzbach Spiel- und Hausausaufgabenräume für die Jungen und Mädchen der hier lebenden Asylbewerber und Geduldeten. Flüchtlingsberaterin Marita Sieben organisierte die Weihnachtsfeier. Galina Schachnasarjan, die sich in der Spielstube täglich um die Kinder kümmert, erwies sich als wahre Künstlerin: Sie hatte in den Unterkünften die Fenster mit Weihnachtsmotiven bemalt. Lydia Graf, zuständig für die Hausaufgabenhilfe, ließ dem Weihnachtsmann für jedes Kind eine Beurteilung über das Lernverhalten zukommen und übte mit den Jungen und Mädchen deutsche Weihnachtslieder ein. Denn bevor der Nikolaus erschien und den Wartenden eine Kleinigkeit überreichte, mussten diese erst einmal unter Beweis stellen, was sie gelernt hatten. Der Weihnachtsmann wurde von den vielen Kindern bestürmt, alle wollten dem heiligen Mann die Hand schütteln. Er wurde begeistert empfangen und fotografiert. Einige "Witzbolde" versuchten zwar, ihm unter den roten Mantel zu schauen, um herauszufinden, ob er dort vielleicht auch Geschenke verborgen hätte, doch der Mann im roten Gewand nahm alles mit bewundernswerter Ruhe hin. "Ich spiele gern den Weihnachtsmann", hatte sich ein männlicher Asylbewerber für diese Rolle angeboten. Er bescherte die Flüchtlingskinder mit süßen Leckereien. Den Kindern war die Freude ins Gesicht geschrieben, aber einigen auch der große Respekt vor "Baba Noel", wie der Nikolaus in türkischer Sprache heißt. Unermüdlich wurden Kaffee, Tee und Säfte ausgeschenkt. Besonders schön war, dass auch die Asylsuchenden landesübliche Spezialitäten beisteuerten, zum Beispiel aromatischen Tsai (Schwarztee), die Mütter hatten kunstvolle leckere Kuchen gebacken. Einige der Flüchtlingskinder sagten deutsche Gedichte auf, Sadaf Popal aus Afghanistan überraschte alle Anwesenden, als sie die Weihnachtsgeschichte vorlas. Aber auch Traditionelles war dabei: So ertönte arabische Musik, Rokaja, Rasia, Amar und Sadaf führten kulturelle Tänze vor. Alles war extra für die Feier eingeübt worden und zeigte, "dass eine gezielte Kinderarbeit Früchte trägt", so Sieben. Während die Jüngern sich gegenseitig ihre Geschenke zeigten und bestaunten, saßen die Älteren plaudernd beieinander, um miteinander zu reden und zu lachen. Wie eine große Familie waren alle zusammen und freuten sich über die gelungene Abwechselung.


glocke-online@die-glocke.de

zurück