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Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische , 23.12.2004 :

Hochzeit auf Umwegen / Von den ausländerrechtlichen Schwierigkeiten einer deutsch-rumänischen Liebe

Von Hartmut Brandtmann

Herford. Die Liebe mag grenzenlos sein, das Ausländerrecht setzt Grenzen. Die Rumänin Elena Dragu hat sie überschritten. Deutlich zu lange hatte sie sich in Deutschland aufgehalten. Dadurch wäre beinahe ihre Hochzeit mit dem Herforder Frank Müller bis 2007 aufgeschoben worden.

Die Liebesgeschichte begann vor drei Monaten in einem Bielefelder Linienbus.Am Steuer saß Frank Müller (43), als eine zierliche, schwarzhaarige Frau einstieg. Den Fahrgast bedrückte ein Problem, und der Busfahrer hatte ein offenes Ohr, nach Feierabend.

Als 33-jährige Frau Tage später wieder einstieg, war ihre Gemütslage deutlich besser, wohl auch, weil sie Frank Müller wiedersah. Man und frau kamen sich näher, so nah, dass man beschloss, schnell zu heiraten. Damit begann das Problem, denn jetzt wurde die Beziehung amtlich.

Auf dem Herforder Standesamt wurde entdeckt, dass die Braut vor fast einem Jahr über Österreich in die Europäische Union eingereist war. Der Eintrag im Reisepass war ebenso eindeutig wie die Verpflichtung, nach 90 Tage wieder auszureisen.

Elena Dragu aber hatte angenommen, die 90-Tage-Frist gelte für jedes EU-Land separat. Und weil sie sich, wie sie sagt, solange nicht in Deutschland aufgehalten hatte, war sie sich keiner Schuld gewusst.

"DerIrrtum liegt in der Annahme", sagt Dezernent Manfred Schürkamp. Und weil Unwissenheit nicht vor der Ausweisung schützt, war die Hochzeit in Gefahr. Sie hätte verschoben werden müssen bis zum Jahr 2007, wenn Rumänien in die EU aufgenommen wird.

Vergeblich rief der Bräutigam das Verwaltungsgericht Minden an. Erfolgreicher waren die Verhandlungen mit der Stadtverwaltung. "Die Tatsache, dass Rumänien auf dem Weg in die EU ist, begleiteten die Überlegungen", begründet Schürkamp das füralle Seiten akzeptable Ergebnis:Die Braut hat sich nun schriftlich verpflichtete, freiwillig auszureisen. Bei der deutschen Botschaft in Bukarest wird sie sich ein Visum "zum Zwecke der Eheschließung" besorgen. Dann ist der Weg zum Standesamt frei.

Zunächst aber dürfen Frank Müller und Elena Dragu gemeinsam in Herford Weihnachten feiern. Erleichtert wünscht die Rumänin allen "Craciun Fericit", ein frohes Fest.


lok-red.herford@neue-westfaelische.de

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