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Lippe aktuell , 21.12.2004 :

Ausländer- und Flüchtlingsbüro schließt zum Jahresende

Bad Salzuflen. Eine Institution der Stadt stellt ihre Arbeit ein: Elfeinhalb Jahre nach der Gründung schließt das Ausländer- und Flüchtlingsbüro der evangelischen Kirchengemeinden zum 31. Dezember. Die neun Trägergemeinden sehen sich zu diesem Schritt gezwungen, da die Finanzierung nicht mehr gewährleistet ist.

Das Büro war 1993 als gemeinsame Initiative von zehn evangelischen Kirchengemeinden, dem Diakonischen Werk in Detmold und der Stadt ins Leben gerufen worden. Die Mitarbeiter versuchen in den letzten Jahren, zur Integration der vor Ort ansässig gewordenen Migranten beizutragen und bei interkulturellen Konflikten zu vermitteln. So initiierte und begleitete das Büro das Theater-Projekt "Mischen possible" im Schulzentrum Lohfeld sowie das Pilot-Projekt "Viele Kulturen - eine Schule" in der Grundschule Ahornstraße.

Von Anfang an ist das Büro mit dem Namen Norbert Scherpe verbunden. Er bietet die gut besuchte offene Sprechstunde in der von-Stauffenberg-Straße 3 an und wirkt in Gremien und Arbeitskreisen mit. Schon im Sommer 2003 wurde die Existenz des Büros in Frage gestellt. Bis zu diesem Datum hatte die Stadt 50 Prozent der Personalkosten getragen, das Diakonische Werk 30 Prozent und die evangelischen Kirchengemeinden 20 Prozent der Personalkosten sowie alle Sachkosten. So waren mit vereinten Kräften zwei halbe Stellen zu finanzieren. Der Rat der Stadt beschloss jedoch 2003, das Büro nicht mehr zu fördern. Etwa zeitgleich erklärte das Diakonische Werk Detmold, nur noch einen deutlich geringeren Festbetrag geben zu können und diesen nur von Jahr zu Jahr zu bewilligen. Neun der zehn Trägergemeinden entschieden, ihre Zuschüsse einmalig im Jahr 2004 massiv zu erhöhen. So sollte die halbe Stelle von Norbert Scherpe zunächst aufrecht erhalten und Zeit gewonnen werden, nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Die Kirchengemeinden wollten trotz zurückgehender Kirchensteuereinnahmen mit diesem Schritt die zukunftsweisende Bedeutung der integrativen Arbeit würdigen.

Während der vergangenen Monate haben die Gemeinden einen Projektantrag an eine große Stiftung gerichtet. Sollte er bewilligt werden, könnte die integrative Arbeit in der Stadt wahrscheinlich unter anderem Vorzeichen fortgeführt werden. Das Bewilligungsverfahren verzögert sich jedoch, so dass erst im Frühjahr mit einer Entscheidung zu rechnen ist. Neben den Projekt soll dann auch wieder eine kleine offene Sprechstunde angeboten werden. Die Beiratsvorsitzende, Pfarrerin Wiltrud Holzmüller, hofft auf einen positiven Bescheid, vor allem um der Menschen willen, die außer dem Beratungsangebot der Lippischen Landeskirche keine andere Anlaufstelle für ihre Nöte haben.


la.redaktion@lippe-aktuell.de

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