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Lippische Landes-Zeitung , 15.12.2004 :

Keine Feierstunde zu Auschwitz / Lügder Rat entschied dagegen

Lügde (khk). Keine Feierstunde zum 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz - das beschloss der Rat in seiner Sitzung am Montagabend.

Bürgermeister Hubert Scholand wies darauf hin, dass die letzte Feierstunde zum 27. Januar in der Aula des Schulzentrums lediglich spärlich besucht worden sei. Nicht einmal alle Mitglieder des Rates seien anwesend gewesen.

Das sieht auch sein Parteifreund so. "Ich würde mich freuen, wenn es dafür eine große Zustimmung gäbe, aber ich halte nichts von einer Veranstaltung, bei der nur der Rat anwesend ist", meinte CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Blum.

"So ganz sollte man an der Geschichte nicht vorbeigehen. Wenn es einmal schlecht gelaufen ist, muss das ja nicht heißen, dass es wieder genau so wird", meinte dagegen Joachim Krause von der SPD, der sich dafür stark machte, einen Arbeitskreis zur Vorbereitung einer solchen Feierstunde zu bilden.

Bei der anschließenden Abstimmung waren es dann nur sieben Ratsmitglieder, die sich mit ihrer Stimme für eine Feierstunde zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz einsetzten. Mit neun Gegenstimmen und neun Enthaltungen wurde der Antrag abgelehnt.

Kommentar / Auschwitz-Gedenken / Zeichen setzen

Von Karl-Heinz Krull

So ganz wohl war den Ratsmitgliedern bei der Ablehnung einer Feierstunde zum 27. Januar offensichtlich nicht - wie sonst wären die neun Stimmenthaltungen zu erklären.

Darauf zu hoffen, dass eine Veranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ohne große Vorbereitung die Aula des Schulzentrums am Ramberg füllen könnte, ist sicher gewagt.

Aber ist das ein Grund, gar nichts zu tun? Schließlich gibt es viele Möglichkeiten, an ein solches Datum zu erinnern. Warum muss es eine Großveranstaltung sein? Was spricht dagegen, dass beispielsweise nur der Rat zu einem kurzen Gedenken zusammenkommt?

Klar, Zeit ist knapp, und die wird fürs politische Tagesgeschäft gebraucht. Aber ein gemeinsames Zeichen zu setzen, und sei es noch so klein - gegen das Vergessen, für die Demokratie - das kann kein Fehler sein.


blomberg@lz-online.de

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