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Westfälisches Volksblatt / westfalen-Blatt , 09.12.2004 :

"Rassismus ist überall Alltag" / Anne-Frank-Projekt will wachrütteln

Von Andrea Pistorius

Paderborn (WV). Anne Frank war dreizehn Jahre alt, als sie begann, ihr weltberühmtes Tagebuch zu schreiben. Mit sechzehn starb das jüdische Mädchen im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Sein Schicksal wird die Schülerinnen des St. Michael-Gymnasiums in den nächsten Monaten intensiv beschäftigen. Die sehenswerte Ausstellung "Anne Frank - eine Geschichte für heute" wurde am Dienstagabend eröffnet.

"Diskriminierung und Rassismus sind nicht Geschichte, sondern überall Alltag", sagte Schulleiter Stefan Zingler in seiner Ansprache vor gut gefüllten Sitzreihen in der Aula. Deshalb sei es notwendig, "den Blick für Ungerechtigkeiten zu schärfen und Widerstand gegen dumpfen Nationalismus zu leisten", begründete er das Engagement der gesamten Schulgemeinde, ein umfangreiches Anne-Frank-Projekt auf die Beine zu stellen.

Die Ausstellung, die das "Anne Frank Haus" in Amsterdam konzipiert hat und die in Deutschland durch das "Anne Frank Zentrum" in Berlin betreut wird, ist nur ein Bestandteil des Programms, für das sich die katholische Privatschule auch nach außen öffnet. Geboten werden außerdem Lesungen, Filmvorstellungen, Theateraufführungen, Stadtrundgänge, Vorträge und eine Podiumsdiskussion, die sich alle mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Die Gymnasiastinnen bereiten die Themen im Unterricht vor und nach, die Termine stehen aber allen Interessierten offen.

Die Ausstellung in der Glashalle der St. Michael-Schulen ist deshalb bemerkenswert, weil sie die Lebensgeschichte der Anne Frank in einen zeitlichen Bezug zur politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland stellt. Zitate, erläuternde Texte und Fotos ergeben ein lebendiges Bild jener Jahre der Hitler-Diktatur. Gut strukturiert und ansprechend präsentiert findet der Betrachter auch viele neue Informationen. Der Rundweg beginnt mit Anne Franks Geburt im Jahre 1929 und endet nicht mit ihrem Tod 1945, sondern mit Hinweisen auf ethnisch motivierte Gewalt in der Gegenwart.

Ausstellung bis 21. Januar

Diese Wanderausstellung war schon in 50 Ländern rund um den Globus zu sehen und wird zeitgleich in Paderborn und in Städten in Österreich, Serbien, Kanada, in der Ukraine und in den USA gezeigt. Das St. Michael-Gymnasium öffnet seine Pforten bis zum 22. Dezember und danach vom 10. bis 21. Januar montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr (donnerstags bis 20 Uhr), sowie am Wochenende von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 2.50 Euro.


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