Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
08.12.2004 :
"Vorfälle wie in Coesfeld hat es hier nicht gegeben" / Wehrbeauftragter des Bundestags besuchte Lipperland-Kaserne / Weniger Eingaben als im Durchschnitt / Bei Standort-Schließung "Soldaten mit den Sorgen nicht allein lassen"
Lippstadt. Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags nahm sich reichlich Zeit, um mit den Angehörigen des Transportbataillons 801 zu sprechen. Sechseinhalb Stunden war Dr. Wilfried Penner gestern zu Besuch in der Lipperland-Kaserne. Ob Offizier oder Gefreiter, Zeitsoldat oder Grundwehrdienstleistender - der SPD-Politiker hatte ein offenes Ohr für alle Dienstgrade, ließ sich von den Soldaten über deren Sorgen und Nöte informieren. Anschließend lobten alle Beteiligten die "offene Atmosphäre" der Gespräche.
Es war einer von 35 angemeldeten Truppenbesuchen, die der Wehrbeauftragte in diesem Jahr bereits absolviert hat. Bei den Gesprächsrunden ging es, wie der 68-Jährige im Anschluss gegenüber unserer Zeitung sagte, vorwiegend um "Angelegenheiten des militärischen Alltags" - von Laufbahnfragen über Ausbildung, Beschaffenheit des Materials und Einsätze bis zur Stellenausstattung.
Natürlich, sagte Dr. Penner, hätten auch die Misshandlungen in Coesfeld eine Rolle gespielt, "aber nicht die wichtigste". Vorfälle wie die in der Freiherr-von-Stein-Kaserne habe es in Lipperbruch "nicht gegeben", versicherte der mit weit reichenden Vollmachten ausgestattete Politiker - "davon ist mir nichts berichtet worden".
Die Standort-Schließung ("Von der wusste ich im Vorfeld gar nichts") war ebenfalls Gegenstand der Gespräche mit dem Wehrbeauftragten, der dieses Amt seit viereinhalb Jahren inne hat und es auch als "Frühwarnsystem" sieht. "Die Soldaten wollen wissen, wann denn nun geschlossen wird, auch um Planungssicherheit für sich und ihre Familien zu bekommen." Er werde sich beim Verteidigungsminister dafür einsetzen, dass "in dieser Frage so schnell wie möglich Gewissheit herrscht". Er wisse um die sozialen Konsequenzen einer solchen Maßnahme, man dürfe "die Soldaten mit ihren Sorgen nicht allein lassen".
"Diskretion ist eine Facette meines Amtes"
Einen konkreten Anlass, das Bataillon zu besuchen (etwa Beschwerden von Soldaten), gab es übrigens nicht. Gleichwohl ging es bei dem gestrigen Besuch aber auch um jene zwölf Eingaben, die Angehörige des Bataillons in diesem Jahr an den Wehrbeauftragten gerichtet haben. Womit das Transportbataillon bei insgesamt über 6.000 Eingaben jährlich eher unterdurchschnittlich vertreten ist.
Was Gegenstand der Eingaben war, wollte Dr. Penner nicht verraten - "Diskretion ist eine Facette meines Amtes". Er sagte nur so viel, dass es "das Übliche" sei, von "völlig unterschiedlicher Beschaffenheit" und dass die Beschwerden "nicht die Welt des Bataillons aus den Angeln heben".
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