Flüchtlingsrat NRW e.V. ,
07.12.2004 :
Herforder SchülerInnen zeigten Flagge gegen die Abschiebung von Artak und Familie Apresjan / Demonstration am 1. Dezember
Artak Apresjan ist 18 Jahre alt und besucht seit Anfang dieses Schuljahres die 11. Klasse der Friedrich-List-Schule in Herford. Doch dem Schulbeginn Artaks sollte auch gleich schon ein Ende bereitet werden. Die Ausländerbehörde des Kreises Lippe kündigte ihm zu seinem 18. Geburtstag, dem 3. Oktober 2004, die Abschiebung nach Armenien an. Gegen die Abschiebung rief die Antifa-Herford zusammen mit den Schülervertretungen der Wilhelm-Norman-, Anna-Siemsen-, und Friedrich-List-Schule zu einer Demonstration am Mittwoch, den 1. Dezember 2004, auf. Über 250 Demonstrantinnen und Demonstranten folgten dem Aufruf und protestierten in der Herforder Innenstadt.
"Wir feiern deinen 18. Geburtstag zusammen am Flughafen", sagte ein Beamter der Ausländerbehörde des Kreises Lippe. Derartige menschenunwürdige Sprüche haben Artak und seine Familie schon häufig zu hören bekommen. Die Abschiebung Artaks, die zum 3. Oktober angekündigt worden ist, konnte aufgrund von zahlreichen Demonstrationen und Unterschriftenaktionen zunächst verhindert werden. Jetzt soll er bis zum 15. Dezember 2004 abgeschoben werden.
Die Schüler und Schülerinnen forderten auf der Demo dagegen die sofortige Erteilung einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung für Artak Apresjan und seiner Familie. In dem Aufruf zur Demo heißt es: "Vor sieben Jahren ist Artak mit seiner Mutter und seiner älteren Schwester Meline aus Armenien nach Deutschland geflohen. Alles fing mit den Präsidentschaftswahlen im Jahre 1996 an. Damals wurde Artaks Vater als Wahlhelfer eingeteilt. In dieser Position verhinderte der Vater einen Wahlbetrug, der zu Gunsten des amtierenden Präsidenten durchgeführt werden sollte. Noch am selben Tag wurde Artaks Vater inhaftiert und gefoltert. Ihm gelang jedoch 1996 die Flucht aus dem Gefängnis und weiter nach Deutschland. Daraufhin wurde die zurückgebliebene Familie vom armenischen Geheimdienst abermals mit Schlägen, Tritten und Drohungen terrorisiert, damit sie den Aufenthaltsort des Vaters preisgibt. Der Mutter blieb nichts anderes übrig, als mit ihren Kindern ihrem Mann nach Deutschland zu folgen. Artak und seine ältere Schwester Meline waren zu der Zeit 11 und 13 Jahre alt.
Hier lebt die Familie nun schon seit mehr als 7 Jahren und wird jetzt wieder von der Geschichte eingeholt. Nachdem die ältere Schwester wegen der letztjährigen Abschiebeandrohung untertauchen musste, soll es jetzt den 18 Jährigen Schüler Artale Apresjan treffen."
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