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Neue Westfälische 09 - Herford , 16.09.2014 :

Würdigung des Widerstands / Herforder gedenken des Herforder Nazi-Gegners Heiko Ploeger

Von Felix Eisele

Herford. Er zeigte Zivilcourage, bekämpfte das Nazi-Regime mit einfachen Mitteln und stritt "für Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit" in einem düsteren Deutschland. So zumindest steht es auf dem Grabstein des Herforder Widerstandskämpfers Heiko Ploeger. Gestern vor 70 Jahren wurde er wegen Hochverrats ermordet - mit dem Ziel, seinen Namen für immer aus der Geschichte zu streichen. Das aber gelang den Nationalsozialisten nicht. Noch immer wird in Herford seiner Taten gedacht und an die Gräueltaten der NS-Machthaber erinnert. Erst Recht an Ploegers Todestag.

Mehr als 30 Menschen waren dem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der Volkshochschule im Kreis Herford und "Arbeit und Leben" gefolgt. An Ploegers Grab auf dem Friedhof "Ewiger Frieden" versammelten sie sich, um dem gewaltsamen Tod des Herforder Metallarbeiter zu gedenken und ihm zu Ehren einen Gedenkkranz niederzulegen. Während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft hatte er ausländische Rundfunksender abgehört, Informationen verbreitet und für ein demokratisch-sozialistisches System nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur geworben. Für das Hitler-Regime galt Ploeger daher als "Hetzer und Kriegsverbrecher".

Umso wichtiger erschien es DGB-Organisationssekretär Stefan Marx, dem Widerstandskämpfer gebührend zu gedenken. "Heutzutage sind Kommunikation und Informationsaustausch ein Grundrecht, früher wurde man dafür mit dem Tod bestraft", mahnte er bei der Kranzniederlegung an Ploegers Grab. "Wir dürfen nie wieder zulassen, dass ein Regime eine derartige Macht über unsere Gedanken ausübt."

Ähnlich sahen das auch die weiteren Teilnehmer der Gedenkveranstaltung, darunter der Herforder Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze und Herfords stellvertretender Bürgermeister Andreas Rödel. Schon vor der Kranzniederlegung hatten sie im Haus unter den Linden dem Vortrag "Widerstand der kleinen Leute in OWL" gelauscht, in dem Friedhelm Schäffer, Mitarbeiter der Gedenkstätte Wewelsburg, drei weitere Nazi-Gegner aus Herford und Umgebung porträtierte.

"Ich bin froh, dass auch heute noch Menschen hier stehen, um Heiko Ploeger und die anderen Widerstandskämpfer in Erinnerung zu behalten", sagte Stefan Marx und zollte damit den Besuchern Respekt. "Aber wir werden wohl auch in 70 Jahren noch stehen müssen, um den Anfängen zu wehren."

Info / Hoffnung auf "ein freieres Deutschland"

Am 18. Januar 1944 wurde Heiko Ploeger in seiner Wohnung in Herford verhaftet und in das Bielefelder Polizeigefängnis gebracht.

Ploegers einziger Trost im Gefängnis waren Briefe an seine Frau Henny.

In ihnen sind seine letzten Worte vermerkt: "Ich hoffe, dass ein freieres Deutschland für Euch entsteht. Ich habe dafür gestrebt und gelitten. Deutschland wird es anerkennen."

Heiko Ploeger wurde wegen Hochverrates ins Gefängnis nach Hamm gebracht und zum Tode verurteilt.

Am 15. September 1944 wurde er in Dortmund hingerichtet.

Bildunterschrift: Stilles Gedenken: Andächtig tragen Herford stellvertretender Bürgermeister Andreas Rödel und Bianca Dunker von der Stadt Herford den Gedenkkranz zu Ehren Heiko Ploegers zu dessen Grab.


herford@nw.de

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