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Schaumburger Zeitung , 06.12.2004 :

Trotz Reduzierung "immer noch eine Insel der Seligen" / Heeresflieger-General fehlt beim "Nikolausfrühschoppen"

Von Johannes Pietsch

Bückeburg. Eine große Zahl von Vertretern aus Politik, Militär und öffentlichem Leben konnte Wolfgang Daube, Vorsitzender der Standortkameradschaft Bückburg, zum diesjährigen Nikolaus-Frühschoppen des Deutschen Bundeswehrverbandes im Rathaussaal begrüßen.

Angefangen vom ersten stellvertretenden Bürgermeister Jürgen Harmening und Stadtdirektor Reiner Brombach über die Bundestagsabgeordnete Monika Brüning, die Landtagsabgeordneten Friedel Pörtner und Heiner Bartling, Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier und Obernkirchens Bürgermeister Horst Sassenberg bis zu hochrangigen Militärs aus dem Bereich der Heeresfliegerwaffenschule waren alle da – nur an einer Stelle klaffte in der Gästeliste eine überdeutliche Lücke: Erstmals in seiner 24-jährigen Geschichte musste der "Niko" auf die Anwesenheit des Waffenschulkommandeurs und Generals der Heeresflieger verzichten – ganz im Gegensatz übrigens zu dessen beiden Amtsvorgängern Günther Hanstein und Bernhard Granz, die beide auch in diesem Jahr gekommen waren.

Jürgen Harmening nutzte sein Grußwort zum unmissverständlichen Schulterschluss der Stadt mit den Heeresfliegern. Die Verbundenheit zwischen militärischer und ziviler Bevölkerung Bückeburgs sei kein Lippenbekenntnis, sondern real und tief verwurzelt. In den vergangenen Wochen habe man einmal mehr Äußerungen einer "einzelnen Person" lesen müssen, die damit "nur noch den Verlust der eigenen Realität" dokumentiere, erklärte Harmening in Bezug auf die offenen Briefe des ehemaligen Vorsitzenden der im vergangenen Jahr aufgelösten "Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm" Bernhard Zenker. An die Medien appellierte er, Zenker kein so großes Forum mehr zu bieten angesichts der Tatsache, dass die übrige Stadt geschlossen hinter der Bundeswehr stehe.

Sehr ernste Worte schlug der Landesvorsitzende Nord des Deutschen Bundeswehrverbandes Günther Husemann an. Die Entscheidung des Bundesverteidigungsministers, 100 Standorte zu schließen, sei eine Sache, die Umsetzung aber eine andere. Der Standort Bückeburg sei trotz der geplanten Reduzierung immer noch eine Insel der Seligen. In vielen anderen Kommunen werde die Bundeswehr viel stärker reduziert oder sogar komplett abgebaut, obwohl sie dort der einzige Arbeitgeber sei. Und immer häufiger sei für die von den Umstrukturierungen Betroffenen ein Umzug nicht möglich, weil es am neuen Standort für die Ehefrauen keine Arbeitsplätze und für die Kinder keine Ausbildungsplätze gebe. Die Folge: Der Unzug sei bei Versetzungen inzwischen die Ausnahme. "Wir sind zu einer Pendlerarmee geworden."

Daher werde der Deutsche Bundeswehrverband in seinen Forderungen nach intensiven sozialen Begleitmaßnahmen nicht nachlassen. Die Bedingungen des Bonn-Berlin-Umzuges müssten auch Anwendung finden für die Umstrukturierung der Bundeswehr. "Unsere Soldaten und Zivilangehörige sind keine Menschen zweiter Klasse." Wenn die Politik bestimmte Entscheidungen treffe, dann müsse sie auch die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen.

Als Gastredner nahm Oberstaatsbootsmann Wolfgang Schmelzer, Vorsitzender Marine im Deutschen Bundeswehrverband, zu den Auswirkungen der Transformation in der Bundeswehr Stellung.


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