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Neue Westfälische , 03.12.2004 :

Polizei schärft Blick auf Mehrfach-Straftäter / Kreispolizeibehörde Gütersloh mit Modell erfolgreich

Von Hubertus Gärtner

Gütersloh. Die gebürtige Italiener Vilfredo Pareto lebte im 19. Jahrhundert. Er war Professor für politische Ökonomie und hatte erkannt, dass auf den meisten Märkten ein Bruchteil der Akteure für einen Großteil der Aktivitäten verantwortlich ist. Die Erkenntnisse des so genannten "Pareto-Prinzips" macht sich nun auch die Kreispolizeibehörde in Gütersloh verstärkt zu Nutze.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass wenige Straftäter für zahlreiche Taten in Frage kommen, hat sie in ihrem Intranet Listen mit insgesamt etwa 60 Personen veröffentlicht, die als Intensivtäter das besondere Augenmerk der örtlichen Polizei verdienen. Wie bereits berichtet, wurde das neue "Hilfsmittel zur täterorientierten Fahndung" am vergangenen Dienstag auf einem Qualitätskongress der Polizei in OWL präsentiert. Die positive Resonanz sei "überwältigend gewesen", sagt Jörg Waßmuth, Leiter der Polizeiinspektion Rheda-Wiedenbrück. Fast alle Polizeibehörden der Region wollten nun ebenfalls "Mehrfach-Täter-Listen" einrichten.

In Rheda-Wiedenbrück werden damit nach Angaben von Polizeioberrat Waßmuth seit etwa einem Jahr gute Erfahrungen gemacht. Die Fahndungserfolge hätten zugenommen.

In Rheda-Wiedenbrück steht vor allem die leichte bis mittlere Kriminalität im Fokus, darunter Diebstahl-Delikte, Körperverletzungen und Einbrüche. Ist eine Person einschlägig vorbestraft und taucht sie mehrfach in den Ermittlungsakten auf, so werden ihre Daten inklusive Foto in das Intranet gestellt.

Jeder Gütersloher Polizist, vor allem auch jene, die Streife gehen oder fahren, kann sich an seinem Computer die Listen ansehen und Rückschlüsse für seine praktische Arbeit ziehen. Nicht nur die Fahndung, auch die Ansprache von "Gefährdern" und die Prävention würden auf diese Weise erleichtert, sagt Waßmuth.

Es ist ihm sehr wichtig, zu betonen, dass es keineswegs um eine Observation von verdächtigen Personen geht. "Wir machen keine Hatz auf die Leute, sondern wir schärfen nur unser Augenmerk", sagt Waßmuth. Die Polizei achte auf die Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen. So besitzen nur zwei Beamte im zentralen Abteilungsstab der Behörde einen elektronischen Schlüssel, um die Listen zu verändern.


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