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Löhner Nachrichten / Neue Westfälische , 02.12.2004 :

Migranten integrieren Migranten / Internationale Beratungsstelle der AWO belegt 2. Platz beim Paulo Freire-Agenda Preis OWL

Von Nicole Sielermann

Löhne. Julia Weiss und Senol Keser machen ihre Sache gut. Denn die beiden Migrationshelfer sind - wie ihre fünf anderen Kollegen - stark nachgefragt. "MuM", das Projekt Migranten unterstützen Migranten, der AWO in den Kreisen Herford und Gütersloh sowie in Bielefeld fängt den Beratungsbedarf auf. Und dafür gabs jetzt den 2. Platz beim Paulo Freire-Agenda Preis OWL. Der ist mit 500 Euro dotiert.

17 Kunden waren es zu Beginn des Projektes im Juli. Inzwischen sind es 74, die die Hilfe ihrer Landsfrauen und -männer in Anspruch nehmen. "Mit einem durchschnittlichen Beratungsbedarf von zehn Stunden", erklärt Iris Wolter, Projektleiterin und Leiterin der Beratungsstelle.

"Ich hatte in den vergangenen Monaten viele Jugendliche, die Probleme bei ihren Bewerbungen hatten", erinnerte sich Senol Keser. Der Student unterstützt und motiviert und ist selbst das beste Beispiel für eine gelungene Integration. "Unsere Helfer sollen auch Vorbilder sein. Sie sollen deutlich machen, es gibt jemanden aus meinem Land, der hat es geschafft", erklärte Ulla Milz einen Schwerpunkt des Projektes. Behördengänge, Arztbesuche oder als Dolmetscher beim Elternsprechtag - die Aufgaben der sieben Helfer sind vielfältig. Russisch und Türkisch sind zurzeit die beiden Sprachen, die "MuM" im Angebot hat. Neben Senol Keser und Julia Weiss kümmern sich auch Melissa König, Menekse Sönmezer, Gülseren Öztürk sowie Julia und Artur Sokol um ihre Landsfrauen und -männer.

Gemeldet hatten sich Iris Wolter und Ulla Milz für die Ausschreibung des Agenda-Preises eigentlich unwissentlich: "Wir wollten lediglich unser Projekt für die Broschüre 'OWL nachhaltig gestalten' melden." Und haben damit automatisch kandidiert. "Solche Projekte gibts in der Region eher selten", begründeten Jürgen Linnemann und Rouven Schäfer vom Netzwerk Ostwestfalen-Lippe für regionale Agenda, die Entscheidung.

Nicht gucken, welche Probeleme jemand hat, sondern welche Kompentenzen steht bei "MuM" im Vordergrund. Motivation und Orientierungshilfe sind meist schon die halbe Miete haben die Integrationshelfer festgestellt. "Unsere Helfer haben eine ganz andere Glaubwürdigkeit, als wir in der Beratungsstelle", sagte Milz. Das zeigt schon die Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Betroffenen. "Wir nehmen aber niemandem Arbeit ab, sondern gehen alles gemeinsam mit den Kunden an", erklärte Senol Keser das Prinzip. In Workshops werden er und seine Kollegen qualifiziert. Dort lernen sie alles über das Schulsystem, Ausländer- oder Zuwanderungsgesetze. Und das Feedback ist durchaus positiv: "Es haben schon einige den Einstieg ins Berufsleben geschafft."


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