Schlagloch Herbst 2004 ,
22.11.2004 :
Organisierter Geschichtsrevisionismus / AuschwitzleugnerInnen unter sich
Mit dem "Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten" wurde im Vlothoer Collegium Humanum am Jahrestag der Reichspogromnacht eine Organisation gegründet, die die straffreie Leugnung der Shoa durchsetzen will.
Das Collegium Humanum (CH)
Werner Georg Haverbeck, Gründer des CH, saß bereits 1929 in der "Reichsleitung" der nationalsozialistischen Studentenschaft und wurde 1933 von Rudolf Heß zum Leiter der Reichsmittelstelle für Volkstumsarbeit ernannt. Nach der Zerschlagung des Nationalsozialismus wandte sich Haverbeck der Anthroposophie zu. Die Verbindung zu dem Werk Rudolf Steiners, das mit seiner Lehre von den so genannten "Wurzelrassen" genug Anknüpfungspunkte für Nazis bietet, mit dem völkisch-rassistischen Weltbilds Haverbecks, sollte für die ideologische Ausrichtung des CH bestimmend werden. Nach dessen Tod, leitet seine Witwe, Ursula Haverbeck-Wetzel das Zentrum. In den letzten Jahren trat sie auf vielen Veranstaltungen im eigenen Haus, sowie anderswo auf.
Der Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten (VRBHV)
Mit der Gründung des VRBHV hat die reaktionäre Propaganda jedoch ein neues Höchstmass erreicht. Der Verein unter dem Vorsitzenden Bernhard Schaub, einem Schweizer Holocaustleugner, und seiner Stellvertreterin Haverbeck-Wetzel vereint bekannte Holocaustleugner aus aller Welt. Unter ihnen befinden sich Nazis wie Ernst Zündel, der den Massenmord in den Gaskammern von Auschwitz "wissenschaftlich" widerlegen wollte. Auch deutsche Nazis wie Frank Rennicke oder Manfred Röder haben sich dem Verein angeschlossen, sowie Robert Faurisson (F), der die Auswahl des Tags der Vereinsgründung lobte, da er den "Jahrestag des Sturzes einer Tyrannei, die man für ewig halten könnte" symbolisiere. Doch nicht nur damals sei Deutschland von den Jüdinnen und Juden unterjocht wurden. Auch jetzt fühlen sich die AntisemitInnen in ihrem Wahn von einer jüdischen Macht verfolgt, die über Deutschland richte und die "Wahrheit" unterdrücke.
Der VRBHV soll den vereinzelten Aktionen der GeschichtsrevisionistInnen einen organisatorischen Rahmen geben. Es erfolgten bereits Selbstanzeigen, die juristische Präzedenzfälle schaffen sollten, um weitere Holocaustleugnungen straffrei durchzuführen.
Die "Stimme des Gewissens" und weitere Aktivitäten aus dem Umfeld des CH
Der ehemalige Ex-RAF-Anwalt Horst Mahler soll an der Gründung des Vereins maßgeblich beteiligt gewesen sein. Auch die "Stimme des Gewissens", eine durch das CH getragene Zeitschrift, wird finanziell zu einem nicht unerheblichen Teil von Mahler getragen. Der Inhalt ist eindeutig volksverhetzend, da in den letzten Ausgaben die Shoa geleugnet wurde. Die Bielefelder Staatsanwaltschaft bearbeitete erst den Fall, nachdem ihr die Ausgabe 5/03 zugeschickt wurde. Bei den darauf folgenden Durchsuchungen konnten nur noch die Restexemplare der fraglichen Ausgabe, sowie 3.000 Ausgaben der Folgenummer beschlagnahmt werden, die ebenfalls übelste antisemitische und geschichtsrevisionistische Propaganda enthielt.
Am 30. Juli Letzten Jahres, versuchte eine Gruppe Nazis um Haverbeck-Wetzet und Mahler eine Kundgebung in Auschwitz abzuhalten. Nur ein Ausreiseverbot, das gegen Mahler verhängt wurde, hinderte sie daran, ihren antisemitischen Müll dort abzulassen, wo unzählige Juden von Deutschen im Gas ermordet wurden. Eine Ersatzkundgebung wurde auf der Wartburg abgehalten, ohne dass die anwesende Polizei in die Nazi-Feier eingriff.
Proteste, die sich gegen Veranstaltungen mit Horst Mahler richteten, werden jetzt vom Staatsschutz kriminalisiert. AktivistInnen bekamen eine Einladung zum Gespräch, darauf eine Vorladung zur erkennungsdienstlichen Behandlung. Der Rechtsstreit um diese Anordnung ist noch nicht entschieden.
Garrit Atkinson
info@jungdemokratinnen.de
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