Westfalen-Blatt ,
25.11.2004 :
Hunger, Heimweh, Landverschickung / Kriegskinder erzählen ihren Alltag
Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Historiker Dr. Hans-Jörg Kühne (45) bietet in seinem neuen Buch "Wir Kriegskinder" Menschen, die zwischen 1939 und 1945 ihre Kindheit erlebt haben, Gelegenheit davon zu berichten.
Sie waren zu jung, um aktiv am Kriegsgeschehen teilzunehmen, aber alt genug, um Strapazen, Gewalt, Hunger, Unrecht und den Terror um sie herum wahrzunehmen. Nach einem Aufruf im Westfälischen Volksblatt haben sich Zeitzeugen bei Kühne gemeldet, sich dann hingesetzt, um ihre Erlebnisse aufzuschreiben. Für einige von ihnen war es das erste Mal, sich so ausführlich äußern zu können. Kühne weiß: "Jahrzehntelang wollte niemand etwas hören von jenen Jahren, von den schrecklichen und oft schmerzlichen Erinnerungen."
Die Kinder jener Jahre berichten davon, wie ihre Väter zur Wehrmacht eingezogen wurden, wie Bombenangriffe ihr Zuhause zerstört haben, von "Kinderlandverschickungen", die komplette Schulklassen bis nach Ungarn brachte, von "Abenteuer" und Heimweh, vom Kriegsalltag an der "Heimatfront", von den Weihnachtsfesten während der Kriegsjahre. Einige schreiben über Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten, die in Ostwestfalen-Lippe endete.
Kühne beschreibt aber auch das Leben von "Ostarbeiterinnen", oft selbst noch Kinder, von Kindersoldaten, die an den Flakbatterien Dienst tun mussten, von den Bemühungen, satt zu werden, als endlich Frieden herrscht.
Illustriert ist der Bildband mit zahlreichen, größtenteils bislang unveröffentlichten Fotografien, viele davon aus Privatbesitz. Das Buch "Wir Kriegskinder - Zeitzeugen aus Ostwestfalen-Lippe erinnern sich" (Wartberg-Verlag) gibt es im Buchhandel (17,80 Euro).
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