Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
26.11.2004 :
"Aufschiebung statt Abschiebung" / Olivia (15) und Maria (11) Boutakidou leben seit sechs Jahren in Geseke / Nun sollen sie nach Griechenland zurückkehren
Geseke. Olivia Boutakidou (15) unterscheidet sich kaum von ihren Mitschülern der Klasse 9e des Geseker Gymnasiums Antonianum. Sie malt gerne. Auch der Deutschunterricht macht der gebürtigen Griechin Spaß. "Nach anfänglichen Problemen haben sich ihre schulischen Leistungen gravierend verbessert", weiß Schulleiter Hans-Joachim Dohle zu berichten. In ihrer Freizeit trifft sich Olivia Boutakidou am liebsten mit ihren Freunden.
Damit soll nun allerdings Schluss sein. Für Dienstag, 30. November, ist seitens der Kreisverwaltung in Soest die Rückkehr nach Griechenland anberaumt. Bereits im Februar sollte die Familie eigentlich die Koffer packen. Nur mit Hilfe eines Lippstädter Rechtsanwalts konnte damals die Abreise verhindert werden. Zusammen mit ihrer Schwester Maria (11) und Mutter Athena kam Olivia vor über 7 Jahren nach Deutschland. Nach einem kurzen Aufenthalt in Mannheim siedelte sich die Familie vor sechs Jahren in Geseke an. Pressereferent Wilhelm Müschenborn von der Kreisverwaltung in Soest erklärt die Hintergründe: Da die Mutter keiner geregelten Arbeit nachgehe und die Familie auf staatliche Unterstützung angewiesen sei, greife in ihrem Fall nicht das Freizügigkeitsgebot, dass die Länder der Europäischen Union ihren Bürgern einräume.
Ein Umstand mit dem sich Timm Pieper nur schwer anfreunden kann. Als stellvertretender Schülersprecher der Klasse 9e organisiert er gemeinsam mit seinen Klassenkameraden eine Unterschriftenaktion. Unter dem Motto "Aufschiebung statt Abschiebung" setzen sich die 28 Schüler der neunten Klasse für den Verbleib ihrer Mitschülerin ein. Auch Hans-Joachim Dohle sieht einem drohenden Schulabbruch mit gemischten Gefühlen entgegen. "Für die Zukunft des Mädchens wäre ein mittlerer Schulabschluss in jedem Fall besser.", betont der Schulleiter im Gespräch mit dieser Zeitung. "Wir wären auch traurig, wenn unsere Bemühungen an dieser Stelle abgebrochen würden." Für Dohle steht neben dem pädagogischen Aspekt vor allem die schulische Kontinuität im Vordergrund.
Das schlimmste sei in dieser Hinsicht die gewohnte Umgebung und die Freundschaften aufzugeben. Was den Verbleib des Mädchens angeht, so ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Eine Verlängerung der Schulzeit sei durchaus vorstellbar, so Müschenborn. Allerdings müsse sich Olivias Mutter erst noch erklären.
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