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Lippische Landes-Zeitung , 25.11.2004 :

Juden feiern Chanukka / Rabbiner sprach über gelebte Feste

Lage (ld). Marc Stern aus Osnabrück, nach eigenem Bekunden der einzige orthodoxe Rabbiner in Niedersachsen, sprach im Bürgerhaus über das Thema "Gelebte jüdische Feste". Auf Einladung der Stadt Lage und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit erläuterte in einem interessanten Vortrag die wichtigsten Zeremonien.

Einen besonders guten Zugang zu dem jüdischen Glauben findet man durch die Kenntnis seiner Feste, wie etwa Pessach, Rosch Ha-Schana und Chanukka. Nach einer kurzen Einführung von Pastor Martin Hankemeier erklärte Rabbiner Stern, auf welche Weise diese Tage gefeiert werden und was die einzelnen Handlungen aussagen sollen. Zu Pessach (zu deutsch: Vorübergehen) wird dem Auszug der Kinder Israels aus dem ägyptischen Sklavenhaus gedacht. Es soll daran erinnern, wie wichtig es ist, den Kampf für die Freiheit in jeder Generation fortzusetzen. Es werden die "Matze" (Brot der Armseligkeit) aus ungesäuertem Teig gegessen als Symbol der Reinheit, und es wird Wein getrunken als Ausdruck der Freude. Ebenso wird das Haus vollständig gesäubert und am Synagogengottesdienst teilgenommen. Rosch Ha-Schana (Neujahr) ist nicht mit einem historischen Ereignis verknüpft. es ist auch nicht wie bei uns ein fröhliches Fest. Es stellt die Moral, die Gewissenserforschung und die Heiligkeit in den Vordergrund. Es wird meist im September gefeiert und mit Fasten und Beten begangen. Gott richtet an diesem Tag über alle Lebewesen auf dieser Welt und trägt in sein Buch ein, wer danach ein gutes, wer ein schlechtes Leben führen wird. Dazu hat er uns vor die freie Wahl gestellt, wie wir unsere Handlungen begehen. Auch das Leben nach dem Tod wird bestimmt, ein sehr wichtiger Punkt der jüdischen Religion.

Chanukka wird im Dezember als Fest der Erinnerung an den Sieg von Judas Makkabäus und seinen Brüdern über die makedonischen Syrer im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gefeiert. Abgesehen von dem Anzünden des Chanukka-Leuchters an jedem der acht Festtage gehen die Erwachsenen weiter ihrer Arbeit nach und die Kinder zur Schule. Um den starken Einfluss des Weihnachtsfestes auf die jüdischen Kinder auszugleichen, sind Geschenke, auch Geldgeschenke, an jedem Chanukka-Abend in den letzten Jahren üblich.


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