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Antifa Herford , 24.11.2004 :

Herforder SchülerInnen zeigen Flagge gegen die Abschiebung von Artak & Familie Apresjan / Demonstration gegen Abschiebung am 1. Dezember 2004

Artak Apresjan ist 18 Jahre alt und besucht seit Anfang dieses Schuljahres die 11. Klasse der Friedrich-List-Schule in Herford. Doch dem Schulbeginn Artaks sollte auch gleich schon ein Ende bereitet werden. Die Ausländerbehörde Detmold kündigte ihm zu seinem 18. Geburtstag, dem 3.Oktober 2004, die Abschiebung nach Armenien an.

Hier ein Originalzitat eines Beamten der Ausländerbehörde Detmold: "Wir feiern deinen 18. Geburtstag zusammen am Flughafen." Derartige menschenunwürdige Sprüche haben Artak und seine Familie schon häufig zu hören bekommen. Die Abschiebung Artaks, die zum 3. Oktober angekündigt worden ist, konnte aufgrund von zahlreichen Demonstrationen und Unterschriftenaktionen zunächst verhindert werden. Jetzt soll er bis zum 15. Dezember 2004 abgeschoben werden.

Die Ängste vor der drohenden Abschiebung:

Vor sieben Jahren ist Artak mit seiner Mutter und seiner älteren Schwester Meline aus Armenien nach Deutschland geflohen. Alles fing mit den Präsidentschaftswahlen im Jahre 1996 an. Damals wurde Artaks Vater als Wahlhelfer eingeteilt. In dieser Position verhinderte der Vater einen Wahlbetrug, der zu Gunsten des amtierenden Präsidenten durchgeführt werden sollte. Noch am selben Tag wurde Artaks Vater inhaftiert und gefoltert. Ihm gelang jedoch 1996 die Flucht aus dem Gefängnis und weiter nach Deutschland.

Daraufhin wurde die zurückgebliebene Familie vom armenischen Geheimdienst abermals mit Schlägen, Tritten und Drohungen terrorisiert, damit sie den Aufenthaltsort des Vaters preis gibt. Der Mutter blieb nichts anderes übrig, als mit ihren Kindern ihrem Mann nach Deutschland zu folgen. Artak und seine ältere Schwester Meline waren zu der Zeit 11 und 13 Jahre alt.

Hier lebt die Familie nun schon seit mehr als 7 Jahren und wird jetzt wieder von der Geschichte eingeholt. Nachdem die ältere Schwester wegen der letztjährigen Abschiebeandrohung untertauchen musste, soll es jetzt den 18 Jährigen Schüler Artale Apresjan treffen.

Ihm droht eine Abschiebung in ein Land ...
- in dem er seit 7 Jahren nicht mehr war;
- aus dem er mit seiner Familie vor Jahren wegen politischer Verfolgung und Repressionen geflüchtet ist;
- wo ihm möglicherweise Gefängnis oder noch schlimmeres droht;
und schließlich die Abschiebung aus einem Land, welches heute sein Heimatland ist.

Letzteres gilt insbesondere auch für Artaks jüngere Schwester Kima (6 Jahre jung), die in Herford geboren ist. Doch auch davor macht die Ausländerbehörde Detmold nicht Halt. Sie arbeitet mit Hochdruck daran, die Eltern mit der 6-jährigen Tochter aus Deutschland abzuschieben und sie im wahrsten Sinne des Wortes den armenischen Behörden auszuliefern. Als Begründung gibt die Ausländerbehörde an, dass sie der Familie ihre politische Verfolgung nicht glaubt. Und so versuchte die Ausländerbehörde schon unzählige Male die Familie abzuschieben, was jedoch bisher an dem instabilen Gesundheitszustand der Mutter scheiterte, die nachhaltig durch die erlebten Folterungen und Drohungen traumatisiert ist. In diesem Sinne ließ sich die Behörde was neues einfallen und will jetzt alle volljährigen Familienmitglieder nach und nach abschieben.

Die Familie Apresjan ist nur ein Beispiel, das die allgemeine Lage der poltischen Flüchtlinge in Deutschland beschreibt. Mehr als 40.000 Menschen wurden im vergangenen Jahr aus der Bundesrepublik Deutschland abgeschoben. Die Anerkennungsqoute für Asylbewerber erreichte mit 4,2 Prozent ein neues Rekordtief.

Von den rund 217.000 geduldeten Flüchtlingen leben ca. 150.000 länger als fünf Jahre in Deutschland - stets mit der Angst vor willkürlicher Abschiebung.

Abschiebegefängnisse oder sogenannte "Ausreisezentren" mit menschenunwürdigen Lebensbedingungen bilden die Endstation einer rassistischen Politik gegenüber Flüchtlingen und Migranten. Sie stellen sicher, dass Menschen, die aus Angst und Not in die BRD geflüchtet sind, in Elend, Folter und Tod geschickt werden.

Wir fordern!

- die sofortige Erlassung einer unbefristetenAufenthaltsgenehmigung für Artak Apresjan und seiner Familie !
- die Beendigung der menschenunwürdigen Behandlung und Unterbringung von Flüchtlingen in Lagern, Heimen und Abschiebegefängnissen!
- eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung für politisch verfolgte Menschen!

Demonstration gegen Abschiebung am 1. Dezember 2004
Uhrzeit: 14.00 Uhr - Ort: Schulhof Berufskolleg Herford, Hermannstraße 5
Uhrzeit: ca. 14.30 Uhr - Ort: Alter Markt - Herford

Unterstützende Schülervertretungen: Wilhelm-Norman, Anna-Siemsen, Friedrich-List-Schule


antifa-hf@web.de

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