Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
24.11.2004 :
Empfänger Migration / Den Erlös der Lesungen über das Zerfallen einer Freundschaft während des Erstehens des dritten Reichs spendet Franz Kaps an Jugendzentrum / Vorurteilen begegnen
Rüthen. Vor dem leichtfertigen Umgang mit nationalsozialistischem Gedankengut habe er warnen wollen: Franz Kaps, der gemeinsam mit Franz-Josef Knipschild die Lesung "Empfänger unbekannt" veranstaltete, zog nach den drei Aufführungen eine überaus positive Bilanz. Gleichzeitig möchte der Leiter der Jodocus-Theatergruppe der Theorie auch die Praxis folgen lassen: Den Erlös, von ihm auf 300 Euro aufgerundet, spendete er dem Rüthener Kinder- und Jugendzentrum "treff".
Man müsse den Vorurteilen mit persönlichem Gegenübertreten begegnen, "dann lösen sich viele Vorurteile auf", so Kaps. Und "der 'treff' macht ganz genau das", begründet er die finanzielle Unterstützung. Nicht zuletzt durch die Multi-Kulti-Veranstaltungen der letzten Jahre sei dies deutlich geworden. Jeden Tag werde vom Team des "treff" die Integration gefördert, "wo wäre das Spendengeld besser aufgehoben als hier?", fragt der Rüthener.
Margot Hesper, Vorsitzende des "treff"-Fördervereins, dankte dem Spender. Es sei eine gute Idee, von der Lesung, die sich mit der schleichenden Vereinnahmung eines Liberalen durch die Nationalsozialisten befasste, den Bogen in die heutige Zeit zu schlagen: "Hier wird Migration betrieben", betonte sie.
Das Publikum sei während der drei Lesungen aus dem Briefroman der Autorin Kathrine Kressmann Taylor (im Alten Rathaus, im Friedrich-Spee-Gymnasium sowie in der Alten Synagoge in Meschede) von Beginn an sehr betroffen von den Texten gewesen "und sollte es auch sein" so Kaps. Seine Botschaft sei, dass politische Entwicklungen von Anfang an beobachtet werden müssen, "so dass man sie mit Zivilcourage noch auffangen kann". Die Stimmung im Publikum könne man als Vortragender spüren - zunächst bei sich selbst. Wenn man glaubhaft klingt und "gut rüber kommt, dann kann man ganz drin bleiben", beschreibt Kaps die emotionale Dynamik einer solchen Lesung. Große Wirkung entfachten auch die Toneinspielungen mit historischen Aufnahmen aus der Nazi-Zeit.
Die Theatergruppe Jodocus plant für das kommende Jahr wieder eine Aufführung. Was gegeben werden soll, will der Leiter der Gruppe aber noch nicht verraten.
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