Die Glocke ,
23.11.2004 :
Ausstellung zeigt Leben in Palästina / Nachbarschaften und Freunde werden getrennt
Harsewinkel (men). "Ich kann mich nicht auf eine Seite schlagen. Meine Solidarität gilt sowohl den Israelis, die unter den Selbstmord-Attentaten leiden, als auch den Palästinensern, die die Vergeltungsschläge ertragen müssen", bekannte Harsewinkels Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide bei der Eröffnung der Ausstellung "Palästina - Alltag unter der Besatzung" Samstag in der Martin-Luther-Kirche. Der Ausstellung, die bis zum 3. Dezember in der Kirche besichtigt werden kann, wünschte sie "viele interessierte Besucher, die sich auf das schwierige Thema einlassen".
Die vom Rechtswissenschafts-Doktoranden Salah Kanaan, der Historikerin Anja Zückmantel und der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft geschaffene Fotoausstellung mit beklemmenden großformatigen Bildern wurde vor einem Jahr in Hamburg erstmals vorgestellt und ist seitdem in der Bundesrepublik unterwegs. Die Harsewinkeler Pfarrer Martin Liebschwager und Markus Pape holten sie aus der Gütersloher Anne-Frank-Gesamtschule. Von Harsewinkel aus geht sie Anfang Dezember Richtung Göttingen.
Bei der musikalisch vom Flötenchor Grazioso unter Leitung von Renate Becker untermalten Eröffnung sprang Martin Liebschwager für den kurzfristig verhinderten Salah Kanaan, der in Israel als Rechtsanwalt zugelassen ist, ein und schilderte das Leben in Angst, Furcht und Armut im Heiligen Land unter der Militärpräsenz der Israelis. Die im Bau befindliche Mauer, die das Kernland von Palästina abgrenzen soll, trenne Nachbarschaften, Verwandtschaften und Freundschaften. Im Vergleich mit ihr sei die Berliner Mauer nur ein "kleines Hindernis" gewesen. Liebschwager berichtete von seinem Patenkind im Heiligen Land. Das habe drei Brüder, von denen einer bereits verheiratet sei. Jetzt wolle ein zweiter Bruder heiraten, aber beide Familien wollen es nicht erlauben, weil sie nicht mehr die Ressourcen für ein weiteres Kind haben. Gesamtschullehrerin Marita Kappler von der im Juni gegründeten Stiftung "Begegnung" des Deutsch-Palästinensischen Jugendwerks bezeichnete Jugendbegegnungen, Dialog und Austausch als "zentralen Schlüssel für den Frieden".
Die Ausstellung ist Dienstag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr, dienstags und donnerstags von 16 bis 19 Uhr und am kommenden Sonntag von 11 bis 12 Uhr geöffnet. Für Schulklassen gibt es weitere Termine nach Anmeldung. Parallel zur Ausstellungseröffnung am Samstag und zum Vortrag der christlichen Palästinenserin Faten Mukarker am Sonntag präsentierte der "Eine-Welt-Laden" im Gemeindehaus wieder sein reichhaltiges Angebot von Produkten aus sozial benachteiligten Ländern. Drei Kleinkooperativen in Mexiko (Kaffee, Honig), Namibia (Weihnachtsdecken, Jacken, Taschen, Rucksäcke, Schürzen, Tischdecken) und Palästina (Weihnachtskrippen, Christbaumanhänger, Olivenholzfiguren) werden konkret unterstützt. Am Samstagabend gründete das bisherige "Eine-Welt-Laden"-Team einen Verein, um in Zukunft noch aktiver werden zu können. Die zehn Gründungsmitglieder wählten Christina Mohring-Kohler zur Vorsitzenden, Pfarrer Martin Liebschwager zu ihrem Stellvertreter und Tobias Fedeler zum Kassenwart. Auch beim Weihnachtsmarkt am nächsten Wochenende bietet der Verein attraktive Produkte an.
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