Die Glocke ,
23.11.2004 :
680 Rekruten / Letztes Gelöbnis auf Schützenplatz in Mastholte
Rietberg-Mastholte (bit). Es war nicht das erste Feierliche Gelöbnis von Rekruten der Bundeswehr auf den Schützenplatz von Mastholte, aber das letzte. Denn mit der Umgestaltung der Streitkräfte verlässt das Transportbataillon 801 seinen Standort im benachbarten Lippstadt-Lipperbruch. Gemeinsam mit der Bruderschaft St. Jakobus und deren Schützengeneral Gerd Stöppel organisierte es gestern Nachmittag die Verpflichtung von 680 Soldatinnen und Soldaten. Sie kamen vom 5. Panzergrenadierbataillon 192 Ahlen, 5. und 7. Instandsetzungsbataillion 7 Coesfeld, 6. und 7. Sanitätsregiment 22 Hamm/Hemer, vom 4. Panzerbataillon 203 Hemer und 4. Transportbataillion 801 Lippstadt. Sein Kommandeur, Oberstleutnant Dirk Kipper aus Hamm, schritt gemeinsam mit Rietbergs stellvertretendem Bürgermeister Dr. Michael Orlob die Front ab. Abordnungen der verschiedenen Einheiten legten die Hand auf ihre Truppenfahne, um den Einsatz für Volk und Vaterland zu geloben und in das Deutschlandlied einzustimmen. In großer Zahl säumten vor allem die Angehörigen der Wehrpflichtigen den Platz.
Es regnete Bindfäden, als Oberstleutnant Dirk Kipper Humor bewies, indem er die Angetretenen und Versammelten im "sonnigen Mastholte" begrüßte. Die jüngste Entscheidung von Bundesverteidigungsminister Struck zur zukünftigen Stationierung nannte Kipper einen wesentlichen Schritt zur notwendigen Transformation der Streitkräfte. Mit den Rekruten und ihren Ausbildern aus den Standorten Hemer, Coesfeld, Hamm, Ahlen und Lippstadt standen viele vor ihm, die "ganz existentiell von dieser Entscheidung unseres Ministers betroffen sind". Der Lippstädter Kommandeur bedauerte, die Garnison in nächster Zeit verlassen zu müssen. Er versprach, "diesen Prozess der Veränderungen gemeinsam mit seinen Soldaten und zivilen Mitarbeitern zu gestalten und an der Bewältigung persönlicher Härten mitzuwirken."
Die Aufträge der Bundeswehr seien nur mit einem hohen Maß an soldatischem Können und besonderer Einsatzbereitschaft zu meistern, fuhr der Oberstleutnant fort: "Das erfordert Strukturen für einsatzorientierte, auftragsgerecht zugeschnittene und bezahlbare Streitkräfte." Die Wehrpflicht sei dabei nicht antiquiert, sondern modern und professionell. Der Kommandeur wertete sie als ein Signal des vorsorgenden und wehrhaften Staates. Wenn der Zeitgeist der Bindungslosigkeit huldige, sei es nicht hoch genug zu bewerten, wenn junge Menschen, wie die Rekruten, sich diesem Zeitgeist zum Trotz zum Dienst für die Allgemeinheit entschieden hätten, sagte stellvertretender Bürgermeister Dr. Michael Orlob. Da es heute ohne Schwierigkeiten möglich sei, Zivildienst zu leisten, sei diese Entscheidung trotz Wehrpflicht auch noch eine freiwillige. Dr. Orlob: "Gelöbnisse binden und verpflichten den einzelnen gegenüber einer höheren Instanz. Das ist im religiösen Bereich Gott; im zivilen und militärischen Sektor sind diese Instanzen das Volk und der Staat."
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