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Schaumburger Zeitung , 23.11.2004 :

Großspende für Helikopter-Schau: Warum der Minister Nein sagen soll / "Schutzgemeinschaft" macht mobil / Ex-Chef: Verhöhnung des Steuerzahlers

Bückeburg (tw). Der Bericht des Bundesrechnungshofs über Fehlinvestitionen der Bundeswehr am Standort Bückeburg hat – noch einmal – die zum 31. Dezember 2003 aufgelöste "Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm (SG)" auf den Plan gerufen: Ex-Vorsitzender Bernhard Zenker bläst zum Generalangriff. Der streitbare 69-Jährige hat Verteidigungsminister Peter Struck in einem Brief aufgefordert, die Zahlung der 200.000 Euro, welche die Firma "Eurocopter" für die Erweiterung des Hubschrauber-Museums bereit stellen wolle, zu unterbinden. Weitere Schreiben an Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und die Bündnis-Grünen im Landtag sollen folgen. Eurocopter ist Hersteller des EC-135. Also des Schulungs-Hubschraubers, dessen Beschaffung die Bonner Prüfer in ihrem Jahresbericht beanstandet hatten.

Begründung des Ex-Chefs der Anti-Fluglärm-Initiative für seinen Vorstoß: "Immer wieder", so Zenker, "hat die Bückeburger SG auf falsches Zahlenwerk, Fehlplanungen und Lügen des Militärs hingewiesen". Darunter auch Medien wie den "Spiegel", der die Eurocopter-Problematik erst Mitte August zum Gegenstand der Berichterstattung gemacht hatte. Kommt hinzu: Allein an den Bundesrechnungshof hat die SG seit 1998 zehn Eingaben verfasst. Aus Sicht der Schutzgemeinschaft am Ende offenbar doch noch mit Erfolg. Der Ex-Vorsitzende: "Durch die vernichtenden Feststellungen und Bewertungen des Bundesrechnungshofs (wir berichteten) wird zugleich der Schutzgemeinschaft ein Stück Gerechtigkeit zu teil." Zu lange hätten sich Politiker aller Parteien und Vertreter des öffentlichen Lebens "blind und bedenkenlos" hinter die Heeresflieger gestellt. Kritiklos seien die Darstellungen der Achumer übernommen worden, ohne sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Zenker mit Nachdruck: "Hier spielt der Bückeburger Stadtrat eine unrühmliche Rolle – doch besonders negativ sind die Bundestags- und Landtagsabgeordneten hervorzuheben." Sie hätten "eilfertig die Heeresflieger hofiert" und sich nicht gescheut, "Falschdarstellungen" unter das Wahlvolk zu bringen.

"Im Zusammenhang mit dem Millionen-Desaster und der aufgeblähten Planung der Heeresflieger", sagt der Bückeburger, "müssen auch die Pläne des Hubschraubermuseums in einem anderen Licht gesehen werden". Denn: Falls bei allen Beteiligten noch ein "Rest von Ehrgefühl" vorhanden sei, dürfe eine "Spende" der Firma Eurocopter – also des Unternehmens, mit dem die Fehlplanung betrieben worden sei – nicht akzeptiert werden. Wobei: "Die Bezeichnung für solche 'Zuwendungen'", orakelt Zenker, "kann auch anders lauten ... " Doch wie auch immer: Wenn das Militär nach den "ungeheuren Verschwendungen" nochmals zulange, sei das eine "Verhöhnung des Steuerzahlers", meint der Bückeburger.

Friedrich Dörhöfer, seit 2002 Präsident des Vereins "Hubschrauberzentrum Bückeburg" und Vorsitzender der Geschäftsführung der Eurocopter Deutschland GmbH, den diese Zeitung gestern in Frankreich mit den Äußerungen Zenkers konfrontierte, wollte am Telefon keine Stellungnahme abgeben. Oberst Rüdiger Lucassen, Chef des Vereins Hubschrauberzentrum: "In meiner Eigenschaft als Vorsitzender kann ich die Feststellung des Bundesrechnungshofs, hier liege eine Verschwendung von Steuergeldern vor, nicht bewerten."

Was im Museum gezeigt werde, sei aber keine bloße Militär-Schau. Im Gegenteil:
"Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die ganze Bandbreite der Technik des Vertikalflugs einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen", so Lucassen. Die Zuwendung von Eurocopter sei nur eine im Konzert der Spender. Ein Zusammenhang zwischen der Spende und dem Auftrag für den EC-135 bestehe nicht. "Außerdem", so der Vorsitzende, "sollten wir Eurocopter dafür dankbar sein, dass das Unternehmen – gemeinsam mit dem Museum – in Bückeburg alle zwei Jahre das "Internationale Hubschrauber-Forum'' ausrichtet." Das nächste Mal wieder am 29./30. Juni 2005.


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