Mindener Tageblatt ,
22.11.2004 :
Strukturreform des Heeres nicht überstürzen / 11. Sicherheitspolitischer Kongress in Minden / Generalleutnant Hans-Otto Budde: Beteiligte Soldaten mitnehmen
Von Jens Große
Minden (jg). Angesichts der internationalen sicherheitspolitischen Veränderungen steht die Bundeswehr in einem kontinuierlichen Veränderungsprozess. Eine differenzierte Reform, die auch massiv die Teilstreitkraft des Heeres betrifft.
Doch der oberste Heeressoldat, Generalleutnant Hans-Otto Budde, steht diesen Veränderungen insgesamt positiv gegenüber. Anlässlich des 11. Sicherheitspolitischen Kongresse sagte der Offizier mit Blick auf eng geschnallte Haushaltskonzepte: "Natürlich würde ich mir auch mehr wünschen, als ich bekomme." Insgesamt sei das Heer angesichts der aktuellen buchhalterischen Rahmenbedingungen aber gut aufgestellt und suche bzw. habe schon optimale interne Lösungen gefunden.
Allerdings machte Budde vor rund 350 Zuhörern in der Stadthalle auch seine Maxime der heeresinternen Umstrukturierung klar: "Wir müssen die beteiligten Menschen mitnehmen, ohne sie geht es nicht." Sorgfältige Abwägungen seien in diesem Prozess von elementarer Bedeutung. Budde: "Bei mir wird nichts überstürzt."
In seinem knapp einstündigen Referat skizzierte der 1966 in die Bundeswehr eingetretene Soldat die aktuelle Situation des Heeres. Dabei wies er auch auf die technischen Neuerungen hin, beispielsweise im Bereich des Fahrzeugparks und im Bereich der individuellen soldatischen Schutzausrüstung (Stichwort: Infanterist der Zukunft). Budde betonte auch die künftig qualitativ noch hochwertigere Ausbildung: So wird angesichts der vielen Auslandseinsätze verstärkt auf die Fremdsprachenausbildung der Soldaten Wert gelegt.
Auch die interne Kommunikation zu den anderen Teilstreitkräften, aber auch zu den miteinander kooperierenden Armeen werde seitens des Heeres ausgebaut: "Wir müssen mit der Luftwaffe und der Marine einen noch intensiveren Austausch führen", forderte Budde selbstkritisch, was auch mit Blick auf die Streitkräftebasis gelte.
Die Struktur des "Three-Block-War", was frei als dreistufiges Kriegsszenario umschrieben werden kann, hat für das Heer künftig weiterhin große Bedeutung. Damit ist gemeint, dass zwischen unmittelbarem Kampfeinsatz, der Stabilisierung und der humanitären Unterstützung in Kriegsgebieten fließende Übergänge vorzufinden sind. Die Soldaten des Heeres müssen häufig sogar innerhalb kürzester Zeit innerhalb der drei strategischen Aufgabenfelder wechseln.
Budde, der angesichts der gesamten personellen Reduzierung der Bundeswehr beim Heer von einer "fast verlustfreien" Bilanz sprach: "Daran sehen Sie den hohen Anspruch unseres Einsatzes." Schließlich gelte es, das Bild des toten amerikanischen Soldaten, der in Somalia durch den Dreck gezogen wird, künftig zu vermeiden. Der General: "Wir müssen unseren Soldaten den bestmöglichen Schutz bieten."
Zum Auftakt des Kongresses, bei dem auch der Generalleutnant Egon Ramms (Kommandierender General des Multinationalen Korps Nordost) referierte, hatte Günther Nolting (MdB), Sicherheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, darauf hingewiesen, dass künftig eine bedarfsgerechte und bündnisfähige Bundeswehr gebraucht werde. Diese Charakteristika dürften aber nicht nur unter haushaltspolitischen Gesichtspunkten gesehen werden. Nolting: "Daraus leitet sich eine gewaltige Aufgabe für die Bundeswehr ab, die sie bewältigen muss."
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