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Lippische Landes-Zeitung , 05.10.2001 :

Vergangenheit in Braun / Symposium: Von Italien nach Auschwitz

Kreis Lippe (Sam). Die mörderische Allianz zwischen Nazi-Deutschland und dem faschistischen Italien ist Thema eines Symposiums im Staatsarchiv Detmold. Unter dem Titel "Von Italien nach Auschwitz – Fossoli und Bozen: Stationen der Deportation 1944/45" werden Historiker, Zeitzeugen und Journalisten das traurigste Kapitel deutsch-italienischer Beziehungen beleuchten. Auf den ersten Blick eine Veranstaltung ohne lokalen Bezug. Auf den zweiten Blick schon: Der frühere Leiter des Polizei- und Durchgangslagers Fossoli, Karl Friedrich Titho, war Lipper.

Mit dem Symposium (Wochenende 10./11. November) stellen die Veranstalter die Vernichtung der Juden in Italien in den Zusammenhang der "Endlösung der Judenfrage in Europa". Das Symposium widmet sich aber ebenso dem Schicksal von politisch Verfolgten. Welche Rolle dabei den Durchgangslagern zugeteilt wurde, zeigt das Beispiel Fossoli. Dass der vor Monaten verstorbene Ex-Lagerleiter Karl Friedrich Titho (Horn-Bad Meinberg) Teil der braunen Vergangenheit Italiens ist, veranlasste die Organisatoren, das Symposium auf die Beine zu stellen.

Historikerin Ingrid Schäfer stellte gestern das Programm vor. Nach einer kurzen Einführung am Samstag um 10 Uhr wird der Historiker Dr. Klaus Voigt über die Judenverfolgung in Italien sprechen. Roberta Gibertoni, früher Leiterin der Fossoli-Gedenkstätte, schließt sich mit einem Referat über das Titho-Lager an. Prof. Vittore Bochetta berichtet als ehemaliger Inhaftierter über die Geschehnisse im Lager Bozen. Eine "Studienreise in ein KZ" schildert Giuseppe Paleari, Bibliothekar aus Nova Milanese. Um 18 Uhr wird eine Ausstellung über das Bozener Lager von Dr. Hermann Niebuhr (Staatsarchiv) eröffnet.

"Studienreise in ein KZ"

Am Sonntag geht es um 10 Uhr mit Vorträgen über Wehrmacht, SS und Polizei in Italien (Historiker Carlo Gentile), die Pressearbeit in Italien zum Fall Titho (SZ-Italienkorrespondentin Christiane Kohl) und die Aufarbeitung der italienischen Nazi-Vergangenheit (Roberto Giardina, Berlin-Korrespondent für italienische Zeitungen) weiter.

An dem Projekt arbeiten zahlreiche Organisationen mit – darunter die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die Deutsch-Italienische Gesellschaft Lippe und die AG Arbeit und Leben Detmold.

Das Vorhaben wird unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung in Düsseldorf. Auch die italienische Seite misst dem Symposium große Bedeutung bei. Um dies zu dokumentieren, nehmen der Bürgermeister von Carpi/Fossoli, Demos Malavasi, und der Bozener Stadtrat für Kultur, Dr. Sandro Repetto, teil.


Detmold@lz-online.de

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