Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische ,
22.11.2004 :
Arbeiten am Ziel der Integration / Gestern neues Ausländer-Gremium gewählt
Gütersloh (ost). Die in Gütersloh lebenden Ausländer haben gestern ihre neue Vertretung gewählt. Allerdings fiel die Wahlbeteiligung eher gering aus. Von 6.786 wahlberechtigten Bürgern gaben nur 479 eine gültige Stimme ab, das entspricht 7,13 Prozent. Vor fünf Jahren hatte die Beteiligung noch bei zehn Prozent gelegen.
Mit 258 Stimmen machten die meisten Bürger ihr Kreuz bei der Türkischen Vereinsliste. Sie entsendet sechs Vertreter in den "Rat für Integration". Jeweils ein Vertreter entsenden die anderen Listen: Suryoye St. Stephanus, Deutsch-Griechische Gesellschaft, Aramäer/Assyrer/Süryoye und Internationale Liste.
Während der Wahl sprachen wir mit dem Griechen Jean Makedonopoulos, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
Neue Westfälische: Warum heißt das Gremium nicht mehr Ausländerbeirat, sondern Rat für Integration?
Jean Makedonopoulos: "Wir halten das für eine sprachliche Aufwertung. Und es drückt besser das Ziel aus, das wir verfolgen, nämlich Integration zu erreichen."
NW: War die Arbeit des Ausländerbeirates bislang erfolgreich?
Makedonopoulos: Der Beirat hat viel erreicht. Wir haben Strukturen geschaffen, die landesweit fast Modellcharakter haben. Die städtische Beratungsstelle für ausländische Mitbürger mit Eckhard Sander etwa, oder der Helferkreis mit seinen 17 Mitarbeitern, der Migranten und Familien bei der Integration hilft: Das sind vorbildliche Einrichtungen, die unschätzbare Arbeit leisten. Auch ist es ein Glück, dass es das Fest Gütersloh International gibt, bei dem sich Menschen näher kommen und die Kulturen schätzen lernen. Freilich muss ich einschränken, dass die Arbeit des Ausländerbeirates bei der Bevölkerung in all den Jahren nicht wirklich bekannt geworden ist. Das muss besser werden.
NW: Glauben Sie, dass die Ausländer ausreichend in der Gütersloher Gesellschaft integriert sind?
Makedonopoulos: Wir haben in Gütersloh keine größeren Probleme, und es hat hier noch nie ausländerfeindliche Exzesse gegeben. Das ist viel wert. Aber ist es kein Grund, in dem ständigen Bemühen um Integration und Verständnis nachzulassen.
NW: Wie ist das Verhältnis der Ausländer untereinander?
Makedonopoulos: Also darauf müsste man sehr komplex antworten. Sagen wir mal, das Verhältnis ist normal, es gibt keine Fehden untereinander, und es gibt großartige gemeinsame Erlebnisse wie die Feiern bei der Fußball-EM.
NW: Wie sehen Sie die Debatte um die Integration von Muslimen?
Makedonopoulos: Es ist schlimm, was im Augenblick in Holland passiert. Für mich folgt daraus die Erkenntnis, dass wir unter allen Umständen versuchen müssen, das Entstehen von Parallelgesellschaften zu verhindern. Die Menschen müssen lernen, miteinander zu reden, es muss zu Verflechtungen in allen Bereichen kommen, politisch, wirtschaftlich und kulturell, und die Migranten müssen wissen, dass sie wichtig genommen werden und dass sie mitreden dürfen. Wir wollen nicht in Ruhe gelassen werden, wir wollen teilnehmen.
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de
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