BürgerInnenantrag an den Rat der Stadt Horn-Bad Meinberg ,
27.10.2001 :
Ihre Anteilnahme zählt
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt Horn-Bad Meinberg,
sicherlich haben Sie in der Presse die Geschehnisse um Karl Friedrich Titho, ein Bürger unserer Stadt, verfolgt. Titho war 1944/45 Kommandant der Durchgangslager Fossoli und Bozen in Norditalien. Von diesen Lagern aus wurden Menschen aus dem Widerstand und Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager (z.B. Auschwitz, Bergen-Belsen) zur Ermordung deportiert.
Karl Friedrich Titho wurde von der deutschen Justiz nicht zur Rechenschaft gezogen. Dies ist aber kein Grund, die Geschichte in Vergessenheit geraten zu lassen, denn wir alle wollen, dass sich die Verbrechen der Nazizeit nicht wiederholen.
Umso wichtiger ist es, Zeichen zu setzen, dass wir aus der Geschichte lernen wollen und z.B. unseren Kindern andere Werte (Toleranz, Zivilcourage etc.) mitgeben wollen.
Unser Rechtssystem ist so ausgelegt, dass wir Täterinnen und Täter, welche ihre Haftstrafe verbüßt haben, oder „Täter“ die, wie im Fall Titho durch die Rechtssprechung nicht belangt werden, in unserer Mitte leben dürfen. Dies ist ein tragender Grundwert unserer Gesellschaft, zu dem wir uns bekennen.
Die Resonanz auf die Vorwürfe an Karl Friedrich Titho lässt darauf schließen, dass es schwer fällt, sich am Beispiel der Person Titho mit der NS-Vergangenheit in Horn auseinander zu setzen.
Wenn auch Sie eine Auseinandersetzung um die NS-Vergangenheit unserer Stadt für wünschenswert halten, so unterstützen Sie mit Ihrer Unterschrift doch folgenden Antrag an den Rat der Stadt Horn-Bad Meinberg:
An den Rat der Stadt Horn-Bad Meinberg
Hiermit beantragen die Unterschreibenden folgendes:
Im Stadtgebiet gibt es keinen Hinweis auf die Opfer des NS-Regimes in unserer Stadt und schon gar keinen Hinweis auf die Lager Fossoli und Bozen, deren Kommandant ein Bürger unserer Stadt war.
Um ein Zeichen zu setzen, dass Bürgerinnen und Bürger von Horn-Bad Meinberg zu Ihrer Verantwortung stehen, schlagen wir vor:
1. In der Innenstadt von Horn soll eine Straße nach Gina Labi benannt werden mit einer entsprechenden Hinweistafel angeeigneter Stelle. Gina Labi war ein6 Wochen alter Säugling und wurde aus Fossoli nach Bergen-Belsen deportiert und ermordet.
2. In der Stadt gibt es keinen öffentlichen Hinweis auf Menschen aus Horn, die durch Rassismus, Antisemitismus oder Verfolgung getötet wurden. Daher soll an zentraler Stelle eine Tafel aufgestellt werden, die an diese Opfer namentlich erinnert.
|