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Mindener Tageblatt , 19.11.2004 :

Vortrag über "Zeit der Polendörfer" / Susanne Behrens untersuchte Situation der "Displaced Persons"

Minden (hn). Mit dem Begriff Polendörfer, für einige Orte im früheren Amt Windheim zu Lahde können heute nur noch wenige Menschen etwas anfangen. Jetzt gibt es eine wissenschaftliche Untersuchung darüber.

Zu den wenig erforschten Zeiten der jüngeren Geschichte gehört die Zeit unmittelbar nach Kriegsende. Nicht nur Besatzung und zerstörte Verwaltungs- und Versorgungsstrukturen, heimkehrende Soldaten, nach Westen strömende Flüchtlinge sorgten für ein heilloses Durcheinander. Auch die bisher zur Zwangsarbeit in Deutschland verschleppten Menschen (displaced persons) aus den im Krieg von deutschen Truoppen besetzten Länder wurden zum Problem.

Mit der Kapitulation der Deutschen waren sie frei, mussten geordnet in ihre Heimatländer zurückgebracht werden. Sieben Millionen dieser jetzt unter der Besatzung "Displaced Persons" genannten Menschen soll es gegeben haben. Die Besatzungstruppen versuchte Ordnung in das Problem mit sogenannten Sammellagern zu bringen. Das in Lahde errichtet Lager - mit dem Fremdarbeiter und Arbeitserziehungslager wurde die Leidensstätte der Betroffenen genommen - war eines der größten In Westfalen, beherbergte zeitweise bis zu 16.800 Menschen.

Die gebürtige Mindenerin Sonja von Behrens (38) hat dieses Thema intensiv untersucht und ihre Forschungsergebnisse jetzt in einem Taschenbuch veröffentlicht. Das Buch mit dem Titel "Die Zeit der 'Polendörfer'" ist von der Gesellschaft für jüdische-christliche Zusammenarbeit in Minden als Jahrbuch Petershagen, Band 3, herausgegeben worden (ISBN 3-8334-1559-2) und kostet 13,80 Euro.

Die junge Historikern Sonja von Behrens studierte nach einer Tätigkeit als Kinderkrankenschwester Geschichte und Medienkultur in Hamburg und Birmingham und schrieb bereits im Jahr 2000 ihre Magisterarbeit über die "Displaced Persons" im Amt Windheim zu Lahde. Sie arbeitet als Fernsehjournalistin unter anderem für die Dokumentationen von Guido Knop. Die in Hamburg lebende Historikerin und Journalistin stellt ihr neues Buch in einem Vortrag am kommenden Dienstag, 23. November, um 19.30 Uhr, im kleinen Saal des Martinihauses am Martinikirchhof in Minden vor.


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