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Neue Osnabrücker Zeitung , 05.07.2003 :

Unruhe vor Konzert der Böhsen Onkelz

Osnabrück (rll). Mit einer gewissen Unruhe blicken die Ordnungshüter von Polizei und Stadt an diesem Wochenende zum Fürstenauer Weg. Im Hyde Park treten am Sonntag die Böhsen Onkelz auf, eine Rockband mit rechtslastiger Vergangenheit. Nur ein paar hundert Meter entfernt campieren linke Autonome in ihrer AZ Wagenburg. Damit es keine Randale gibt, schickt die Stadt Streetworker. Auch die Polizei hält sich bereit, bleibt aber im Hintergrund.

Das Osnabrücker Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsradikalismus und Antisemitismus hat die Betreiber des Hyde Parks aufgefordert, "ein Zeichen zu setzen und das Konzert mit den Böhsen Onkelz wieder abzusagen". Zwar habe sich diese Band von ihrer Nazivergangenheit distanziert und Texte mit "explizit faschistischem Inhalt" aus dem Repertoire genommen. Doch das allein sei kein Beleg für eine demokratische Gesinnung. Noch immer hielten rechtsextreme Fans der Band die Treue. Wenn solche Fans am Sonntag in Osnabrück auftauchten, sei die Wagenburg des Autonomen Zentrums am Fürstenauer Weg "massiv bedroht".
Hyde Park-Chefin Conny Overbeck findet das übertrieben. Es sei unverständlich, was da für ein "Theater" um längst vergessene "Jugendsünden" gemacht werde. Konzertmanager Carlo Korte sieht das genauso: 1994, bei einem Auftritt der Böhsen Onkelz in der Halle Gartlage, habe sich niemand aufgeregt. Und damals hätten die Jungs noch einen "richtig schlechten Ruf" gehabt. Heute seien sie die bekannteste deutsche Rockband.

Mit rechtsradikalen Fans rechnet Carlo Korte nicht: Die Karten seien von "ganz normalen Jugendlichen" abgeholt worden, vorrangig aus der Altersgruppe "zwischen 18 und 30". Viele Mädchen seien gekommen, aber von Glatzen und Bomberjacken keine Spur.

Falls sie am Sonntag doch kommen sollten, ist die Polizei gewappnet. Sie wird sich jedoch eher bedeckt halten. Im Vorfeld des Konzerts wurden Gespräche geführt, die zur Deeskalation beitragen sollen. Beteiligt waren die Stadt, die Polizei und die Autonomen von der AZ Wagenburg. Das Management der Böhsen Onkelz zeigte sich ebenfalls kooperativ und bot den Schutz durch die eigene Security-Truppe an.

Darauf wollen die Autonomen zwar verzichten, und Polizisten wollen sie auch nicht auf den Platz an der Wagenburg lassen. Aber die Telefonate haben schon zur Entspannung beigetragen. Damit es am Sonntag friedlich bleibt, sollen Streetworker der Stadt ein mögliches Aufschaukeln verhindern. Sozialdezernent Reinhard Sliwka ist zuversichtlich, dass es keine Randale gibt.


f.wiebrock@neue-oz.de

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