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Die Glocke , 18.11.2004 :

Schriftsteller im Rathaus / Walser mit Schwung ins goldene Buch ...

Rietberg (gl). Martin Walser, Erfolgsautor, macht keine Komplimente aus purer Höflichkeit: "Sie haben eine wirklich schöne Stadt", sagte er zu Bürgermeister André Kuper als er sich im Rathaus in das goldene Buch der Stadt Rietberg eintrug. Anlässlich seiner Lesung im ausverkauften Ratssaal ("Die Glocke" berichtete) hatte der Ratsvorsitzende den Schriftsteller zu einem Empfang eingeladen. In kleinem Kreis, zu dem Mitglieder des Verwaltungsvorstandes, Mitveranstalter und Förderer der "kulturig"-Reihe gehörten, plauderte der 77-Jährige locker und unverkrampft. Aus Heidelberg sei er angereist und sehr beeindruckt von der historischen Altstadt in Rietberg. Stadtarchivar und Bibliotheksleiter Manfred Beine hatte zuvor eine Rundfahrt mit Walser unternommen und Geschichtliches zur ehemaligen Grafschaft erklärt. "So etwas interessiert mich immer sehr", bekannte der Autor, der am Bodensee lebt und seit 50 Jahren Bücher publiziert. Er sei nicht oft in kleinen Städten zu Gast, betont Martin Walser, "doch wenn man so herzlich und freundlich eingeladen wird, dann muss man dem einfach nachgeben", schmunzelt er in der Gesprächsrunde. Beine hatte dem Autor im Juni eine sehr persönliche Einladung im Namen der Stadt geschickt. Walser nahm darauf hin die Emsstadt in seinen Terminplan auf. "Mir ist persönliche Ansprache und Freundlichkeit sehr wichtig, auch in meiner Zusammenarbeit mit Verlagen. Die Kooperation muss schön sein." Der Schriftsteller im lässigen grauen Outfit mit dem Aussehen eines Mitsechzigers genießt den kredenzten Rotwein, einen Portugieser: "Daran könnte ich mich gewöhnen". Bürgermeister André Kuper geht in seiner Willkommensansprache auf die literarischen Erfolge Walsers ein, erinnert an den Georg-Büchner-Preis und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Gemeinsam wird im goldenen Buch geblättert. Schwungvoll setzt er seinen Namen auf die Seite. Ungewöhnlich ist der gewünschte Eintrag ins noch junge "silberne Buch", das vom kulturig-Team entwickelt worden ist und in dem speziell die Künstler, die in der Veranstaltungsreihe auftreten, signieren sollen. Mit zwei Stiften signiert der Autor quer über die leere Seite und bringt so eine schattierte Unterschrift zu Papier.


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