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Detmolder Kurier , 13.12.2013 :

Ergänzung der Erinnerungstafel an der Gedenkstätte "Alte Synagoge" / Weitere NS-Opfer bekommen ihre Namen zurück

Es war ihm ein letztes wichtiges Anliegen, bevor er Ende November in den Ruhestand ging: Am vorletzten Arbeitstag von Stadtarchivar Dr. Andreas Ruppert wurde an der Gedenkstätte "Alte Synagoge" an der Exterstraße eine Namenstafel mit 12 weiteren Detmolder Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft offiziell eingeweiht.

Im Laufe der letzten Jahre wurden 12 weitere NS-Opfer gefunden, deren Namen nun an der Gedenkstätte Alte Synagoge ergänzt wurden. Die Namen wurden zum Teil in städtischen Akten gefunden, zum Teil in Akten der Jüdischen Gemeinde Lippe, die im Zentralarchiv zur Geschichte der deutschen Juden in Heidelberg aufbewahrt werden. Acht der nun gewürdigten Opfer starben in Konzentrationslager beziehungsweise überlebten die Befreiung aus dem Konzentrationslager nur kurz. Eine Frau konnte sich von den Hungerrationen in einer Psychiatrischen Anstalt nicht mehr erholen. Zwei Kinder der ehemaligen jüdischen Schule in der Gartenstraße 6 wurden deportiert, ihr Schicksal ist bis heute unbekannt. Eine Frau starb in Theresienstadt.

Die Kriterien zur Aufnahme in die Namenstafel sind, dass die Betreffenden durch NS-Gewaltmaßnahmen umgekommen sind und in Detmold gelebt haben. Jeder Einzelfall bedurfte einer eingehenden Prüfung. Deshalb hatte Stadtarchivar Dr. Andreas Ruppert um Beratung gebeten und folgende Fachleute waren an den Gesprächen und Entscheidungen beteiligt: Die Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz, die das Gedenkbuch der Detmolder NS-Opfer erstellt hat und Lars Lüking, der im Landesarchiv NRW Abt. OWL für Justizakten zuständig ist und sich durch die Beteiligung an mehreren Ausstellung grundlegende Sachkompetenz erworben hat. Dazu kam Henri Gossen, Schüler des August-Hermann-Francke-Gymnasiums, der ein Praktikum im Stadtarchiv ableistete und die Diskussion durch kluge und gut überlegte Einschätzungen bereicherte.

"Es gehört zur Detmolder Gedenkkultur, dass allen Opfer, die noch bekannt werden, ihre Namen an der Gedenkstätte an der Alten Synagoge zurückgegeben werden", so Bürgermeister Rainer Heller, der gemeinsam mit Dr. Ruppert und weiteren Beteiligten als erster die neue Tafel in Augenschein nahm.

Die Namen im Einzelnen:

Siegfried Brandt, Else Brandt, geb. Simon, Inge Brandt (alle drei 1945 in Bergen-Belsen umgekommen). Erich Echterhoff (1943 im KZ Sachsenhausen umgekommen). Hermann Filges (1941 im KZ Buchenwald umgekommen). Josef Happe (1943 in Mauthausen umgekommen). Reimer Hehnke (1943 im KZ Neuengamme umgekommen). Irmgard Heiss, geb. Stellbrink (1944 im Lindenhaus gestorben, nachdem sie in der Psychiatrischen Anstalt Weilmünster der "Vernichtung durch Verhungern" ausgesetzt worden war). Herbert Levi (Kind an der jüdischen Schule in der Gartenstraße, nicht überlebt, ungeklärtes Schicksal). Jette Ries, geb. Salomon (1943 in Theresienstadt gestorben). Margot Rothenberg (Kind an der jüdischen Schule in der Gartenstraße, nicht überlebt, ungeklärtes Schicksal) und Albert Schmick (im KZ Neuengamme umgekommen).

Bildunterschrift: An der Erinnerungstafel an der Gedenkstätte "Alte Synagoge" (von links): Lars Lüking, Gudrun Mitschke-Buchholz, Stadtarchivar a.D. Dr. Andreas Ruppert und Bürgermeister Rainer Heller.


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