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Zeitung für Schloß Holte-Stukenbrock / Westfalen-Blatt , 16.11.2013 :

Ohne Angst verschieden sein / Ausstellung "Deine Anne - Ein Mädchen schreibt Geschichte" im Gymnasium bindet die ganze Stadt ein

Von Monika Schönfeld

Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Ausstellung "Deine Anne - Ein Mädchen schreibt Geschichte" im Februar und März am Gymnasium bleibt keine Sache der Schule. Evangelische und katholische Kirche, Kinoverein, Stadt, Kulturkreis und der Förderverein Dokumentationsstätte Stalag beteiligen sich und sprechen damit auch Erwachsene an. So wird der Bogen geschlagen von der Geschichte des jüdischen Mädchens Anne Frank zur Ausgrenzung heute.

Im Jahr 2007 hatte der Lehrer für Deutsch und katholische Religion, Markus Barlage, eine Anne-Frank-Ausstellung ans Gymnasium geholt. Das Anne Frank Zentrum Berlin hat die Ausstellung weiterentwickelt. Anne Frank (1929 bis 1945) verbrachte ihre ersten Lebensjahre in Frankfurt am Main, flüchtete mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten. Sie versteckten sich in einem Haus in Amsterdam, bis sie verraten wurden. Die letzten sieben Monate ihres Lebens verbrachte Anne in den Lagern Westerbork, Auschwitz und Bergen-Belsen. "Deine Anne - Ein Mädchen schreibt Geschichte" sei nur zum Teil eine historische Ausstellung. "Die persönliche Geschichte wird mit der Weltgeschichte verbunden. Die andere Hälfte der Ausstellung beschäftigt sich mit dem Hier und Heute. Wer bin ich, was kann ich bewirken, wer sind wir und wen schließen wir aus, sind die Fragen, die zum Engagement gegen Ausgrenzung ermutigen wollen", sagte gestern der Leiter des Anne Frank Zentrums Berlin, Thomas Heppener. "Ich erinnere mich an engagierte Jugendliche und eine lebendige Ausstellungseröffnung 2007." Wie vor sieben Jahren werden 25 Schüler aus der Q1 (Jahrgangsstufe 11) zu Ausstellungsführern ausgebildet. "Die Schüler von 2007 haben mir gesagt, sie hätten viel mehr mitgenommen, als es normaler Unterricht vermitteln kann", sagt Markus Barlage. Die Jugendlichen werden nach der Ausstellung zu einem Feedback eingeladen und erhalten die Möglichkeit, in einer Zukunftswerkstatt in Berlin mehr über Projektmanagement, Fundraising und Ausstellungskonzeption zu lernen und zu Anne-Frank-Botschaftern zu werden.

Zwölf Schüler, die 2007 das Stück "Das Tagebuch der Anne Frank" gespielt hatten (damals Klasse 10, heute Studenten oder berufstätig), kehren für zwei Aufführungen an ihre Schule zurück.

Die 8.000 Euro teure Ausstellung (mit Schulungen durch Moderatoren aus Berlin) wird mit 3.000 Euro von der Stadt unterstützt als Folge der "Resolution gegen Rechts", die der Rat 2010 verabschiedet hatte. Für die restliche Summe sucht der Förderverein des Gymnasiums Sponsoren. Das Rahmenprogramm wird von den Anbietern selbst finanziert, die ihrerseits Förderer suchen oder bereits gefunden haben. "Viele Menschen aus der Stadt mit unterschiedlichen Fähigkeiten können mitmachen und dazu beitragen, dass das dünne Eis der demokratischen Zivilgesellschaft hält. Man muss ohne Angst verschieden sein können und darf radikalen Kräften keinen Freiraum lassen", sagt Thomas Heppener. Wer mitmachen möchte, kann sich in der Stadtverwaltung an Anja Martin, Telefon 8905108, wenden.

Katrin Himmler zu Gast

Das Programm ist bis auf die Lehrerfortbildung öffentlich. Donnerstag, 6. Februar, 18 Uhr: "Meine Familie, die Nazis und ich", Dokumentarfilm mit anschließender Gesprächsrunde mit Katrin Himmler, Großnichte Heinrich Himmlers, Kinoverein, gesponsert vom Rotary Club Lippstadt (über das Sponsoring will der Rotary Club Schulen in Lippstadt für die Ausstellung interessieren).

Montag, 10. Februar, 15 Uhr: Ausstellungseröffnung mit Thomas Heppener, Bürgermeister Hubert Erichlandwehr.

Mittwoch, 12. Februar, 14 bis 16 Uhr: Religionslehrerfortbildung "Interreligiöses Lernen", 19 Uhr: "Himmlers Tagebuchnotizen", Förderverein der Dokumentationsstätte Stalag und Stadt.

Mittwoch, 19. Februar, 19 Uhr: "Der Holocaust am Beispiel der Jugend im Amt Verl", Vortrag von Bernhard Klotz, katholischer Pastoralverbund.

Sonntag, 23. Februar, 15 Uhr: Oberstufenschüler lesen aus "Adressat unbekannt" von Katherine Kressmann Taylor, Kulturkreis.

Freitag und Samstag, 14. und 15. März, jeweils 19 Uhr: "Das Tagebuch der Anne Frank", Theaterstück der Ehemaligen.

Freitag bis Mittwoch, 11. bis 16. April: Fahrt zur KZ-Gedenkstätte Auschwitz und nach Krakau / Polen, offen für alle Bürger aus Schloß Holte-Stukenbrock, in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde.

Bildunterschrift: Zwölf ehemalige Schüler, die im März 2007 "Das Tagebuch der Anne Frank" gespielt haben, werden sieben Jahre später das Stück noch mal aufführen. Hier werden (von links) Peter van Daan (Vanessa Busch), Margot (Johanna Lindlar) und Anne Frank (Natalie Lindner) von den Nazis verhaftet (Stefan Berenbrink, Felix Wildemann und Kevin Pähler vor der Holte).

Bildunterschrift: Der Vorsitzende des Fördervereins des Gymnasiums, Dirk Pfeiffer (rechts), und Thomas Heppener, Leiter des Anne Frank Zentrums Berlin, unterzeichnen den Vertrag für die Ausstellung "Deine Anne". Mit dabei (von links) stellvertretender Fördervereinsvorsitzender Dietmar Gerkens, Lehrer Markus Barlage und Schulleiterin Marion Blome.

16./17.11.2013
SHS@westfalen-blatt.de

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