Neue Westfälische 16 - Höxter (Kreis) ,
08.11.2013 :
Der Würde des Menschen gerecht werden / Josef Grabbe und Dirk Bickmann fordern ein Denkmal für die ermordeten Juden
Von Josef Köhne
Bredenborn. "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." So lautet der Artikel 1 Absatz 1 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Für Josef Grabbe, gilt das auch über den Tod hinaus. Es gilt somit auch für die jüdischen Mitglieder unserer Gesellschaft, deren Rechte verletzt und deren Menschenwürde von den Nationalsozialisten mit Füßen getreten worden sind. Ihnen will der Ortsheimatpfleger von Bredenborn jetzt ein Denkmal setzen.
Die als Reichspogromnacht in die Geschichte eingegangene Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 jährt sich in diesen Tagen zum 75. Mal. Für den Vorsitzenden des Heimatschutzvereins Bredenborn, Dirk Bickmann, und Josef Grabbe war dieses beschämende Ereignis einer gesamtdeutschen Geschichte Anlass, an die bis zur Nazi-Herrschaft in Bredenborn lebenden Juden zu erinnern und im Ortsausschuss ein würdiges Denkmal für sie zu fordern.
"Es soll zur Erinnerung und zur Mahnung für all diejenigen sein, die heute wieder den Hass auf Juden und andere ethnische Minderheiten schüren oder sich nicht dagegen zur Wehr setzen", erklärte Grabbe im Gespräch mit der Neuen Westfälischen.
Den Kommunalpolitikern schlug er vor, vor dem bis heute als "Judenhaus" bekannten Platz in der Höxterstraße 16 einen Gedenkstein mit einer Tafel aufzustellen, auf der die Namen der Ermordeten eingraviert sind.
Den Angehörigen der von den Nazis ermordeten Bredenbornern hat Josef Grabbe sein Vorhaben bereits mitgeteilt und ein sehr positives Feedback bekommen. Nun will er, jeweils in Abstimmung mit Dirk Bickmann, alle weiteren Schritte unternehmen, damit die Gedenktafel so rasch wie möglich errichtet und eingeweiht werden kann.
Bei den aus Bredenborn deportierten und zum größten Teil in den Konzentrationslagern umgekommenen Juden handelt es sich vorwiegend um Mitglieder der Familie Kleinstraß. Die Nachfahren der Überlebenden leben heute in den USA, in Schlangen, Schloß Neuhaus und Bredenborn.
Zahlreiche Informationen bekam Ortsheimatpfleger Josef Grabbe von dem in den USA lebenden Daniel John Kester. Dessen Vater, Paul Kleinstraß, hatte nach der Emigration den Namen Kester angenommen, weil die Amerikaner mit der Aussprache des deutschen Familiennamens einige Probleme hatten.
Kester unterhält eine Homepage (www.thekesters.net/Genealogy/About_Me.html) auf der viele interessante Ereignisse und Daten aus der Zeit enthalten sind, in der Deutschland der Welt ein hässliches Gesicht zeigte.
Bildunterschrift: Bild aus glücklichen Tagen: Ein Foto der Familie Kleinstraß. Mit ihrem blinden Hass zerstörten die Nazis dieses Glück.
Bildunterschrift: Erinnerung: Das Haus des Kolonialwarenhändlers Karl Kleinstrass um das Jahr 1900.
Bildunterschrift: Josef Grabbe: Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Heimatschutzvereins Bredenborn, Dirk Bickmann, setzt sich der Ortsheimatpfleger für ein Denkmal ein, das an die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden in Bredenborn erinnert.
hoexter@neue-westfaelische.de
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