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Veranstaltungen / Nachrichten , 24.09.2013 :

Tages-Chronologie von Dienstag, 24. September 2013

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Veranstaltungskalender:




- Dienstag, 24. September 2013 von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr -


Ausstellung: "Synagoge und Tempel - 200 Jahre jüdische Reformbewegung und ihre Architektur"


Veranstaltungsort:

St. Martini-Kirche
Am Kirchhof 3
31655 Stadthagen

www.stmartini-stadthagen.de


Ausstellungsdauer: 16. September bis 1. Oktober 2013, dienstags bis freitags von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr und sonntags von 13.00 bis 17.00 Uhr.


"Synagoge und Tempel"

Bis zum 1. Oktober 2013 wird die Ausstellung "Synagoge und Tempel - 200 Jahre jüdische Reformbewegung und ihre Architektur" der Forschungsstelle der Technischen Universität Braunschweig auf Initiative des Fördervereins ehemalige Synagoge Stadthagen e.V. in der Kirche St. Martini in Stadthagen gezeigt.

Begleitprogramm

Umrahmt wird die Ausstellung von der Veranstaltungsreihe "Juden, Christen, Israel, Shoa und wir - Erkundungen in einem schwierigem Feld" vom 26. August bis 9. November 2013 des Fördervereins Ehemalige Synagoge Stadthagen e.V. und der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe.

Erinnerungs- und Lernort

Mit der Renovierung der Synagoge in Stadthagen soll demnach im Frühjahr 2014 begonnen werden. Die ehemalige Synagoge ist ein Erinnerungs- und Lernort. Sie lebt durch Ausstellungen, Konzerte und Lesungen. Als Anfang 2007 ein Schaumburger Künstler anregte, ein zentrales Denkmal für die jüdischen Opfer im Landkreis Schaumburg zu errichten, entspann sich eine intensive öffentliche Diskussion. Unter der Leitung der Schaumburger Landschaft wurde eine Projektgruppe gebildet, die drei große Veranstaltungen in Stadthagen organisierte. Als vor Beginn der Diskussion bekannt wurde, dass die ehemalige Synagoge als Warenlager nicht weiter benötigt wurde, rückte sie in das Zentrum der Überlegungen. Am Ende wurde in einem breiten Konsens empfohlen, dass die Synagoge zu einem Dokumentations-, Gedenk- und Lernort über die NS-Herrschaft und ihre Opfer in Schaumburg umgebaut und dass alle schon bestehenden Erinnerungsorte im Landkreis vernetzt werden sollen. Mit einem einstimmigen Beschluss bestätigte der Rat der Stadt Stadthagen diese Vorschläge.

Informationen unter: www.synagoge-stadthagen.de


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- Dienstag, 24. September 2013 um 19.00 Uhr -


Vortrag von Pastorin Prof. Dr. Ursula Rudnick: Zum Verhältnis von Juden und Christen nach der Shoa


Veranstaltungsort:

St. Martini-Kirche
Am Kirchhof 3
31655 Stadthagen

www.stmartini-stadthagen.de


Pastorin Prof. Dr. Ursula Rudnick, Institut für Theologie und Religionswissenschaft an der Leibniz-Universität Hannover, ist seit 2008 Geschäftsführerin und Studienleiterin des Vereins "Begegnung - Christen und Juden. Niedersachsen e.V.".


Ein Vortrag im Rahmen der Ausstellung "Synagoge und Tempel - 200 Jahre jüdische Reformbewegung und ihre Architektur" vom 16. September bis zum 1. Oktober 2013 in der Kirche St. Martini in Stadthagen und der damit verbundenen Veranstaltungsreihe "Juden, Christen, Israel, Shoa und wir - Erkundungen in einem schwierigem Feld" vom 26. August bis 9. November 2013 des Fördervereins Ehemalige Synagoge Stadthagen e.V. und der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe.

Informationen unter:

www.synagoge-stadthagen.de
www.begegnung-christen-juden.org

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Dienstag, 24. September 2013


Im Mai 2014 soll in Bückeburg die Ausstellung "Bückeburg unterm Hakenkreuz - NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum" der überregionalen Projektgruppe "Zwangsarbeit" e.V. zu sehen sein.

Am 19. November 2012 wurde ein Antrag auf Umbenennung der "Hindenburgstraße" im Detmolder Ortsteil Hiddesen an den Rat der Stadt Detmold gestellt.

Am 25. September 2013 fährt die Frauengruppe der "Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen" im Kreisverband Herford, Mitglied im revanchistischen BdV, zur Wurstfabrik Wiltmann nach Versmold.

Am 26. September 2013 spricht R.-P. Wunderlich zum Thema "Vom Untergang des heiligen römischen Reichs Deutscher Nation bis zum Beginn der Befreiungskriege" beim Bad Salzufler "Ostdeutschen Kreis".

Am 21. September 2013 lud das AKE-Bildungswerk in Vlotho zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Gefährdet Sicherheit die Demokratie?" über die polizeiliche Durchsuchung des Bildungswerkes ein.

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Bückeburg: Ausstellung "NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum"

Im Mai 2014 soll in Bückeburg die Ausstellung "Bückeburg unterm Hakenkreuz - NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum" der überregionalen Projektgruppe "Zwangsarbeit" e.V. zu sehen sein. Darüber berichtet heute, am 24. September 2013, die Online-Ausgabe der Schaumburger Nachrichten.

Bundesweite Projektgruppe "Zwangsarbeit" e.V.

In letzter Zeit wird der NS-Zwangsarbeit ein größeres öffentliches Interesse zuteil. Allerdings gilt dies vorwiegend der Zwangsarbeit in größeren Unternehmen. Vergleichsweise wenig erforscht und bekannt ist, wie Zwangsarbeit im ländlichen Raum durchgesetzt und praktiziert wurde. Die insgesamt vier Seminar- und Ausstellungsprojekte des Vereins Zwangsarbeit e.V. widmen sich ihren lokalspezifischen Ausformungen speziell auf dem Land und in kleineren Ortschaften wie Riesa oder Gröditz in Sachsen, Bückeburg in Niedersachsen oder Extertal in NRW. Sie adressieren insbesondere einen internationalen Kreis von Schülerinnen und Schülern (aus Polen, Tschechien, der Ukraine), die unter wissenschaftlicher Anleitung in die Recherchen und die Erarbeitung der Ausstellungen eingebunden werden sollen. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Begegnungen, Filmvorführungen und Diskussionsrunden wird durch künstlerische Interventionen flankiert, die auf die konkreten Situationen vor Ort zugeschnitten sind und von Künstlerinnen und Künstlern aus der jeweiligen Region gestaltet werden. Die vier Einzelprojekte sollen außerdem bereits in diesem Bereich der Erinnerungskultur tätige Personen und Einrichtungen besser miteinander vernetzen und die Zusammenarbeit ausbauen. Bückeburg ist im Mai 2014 die sechste Station des explizit für den ländlichen Raum entwickelten Seminar- und Ausstellungsprojekts.

Bückeburg

In Bückeburg sind es außer der Stadt, der Oberschule Bückeburg und der "Schaumburger Landschaft", die Bückeburger Kirchengemeinden, Vereine und Einzelpersonen, die sich für das Projekt engagieren. Eine finanzielle Förderung des Projekts hat unter anderem bereits die Kulturstiftung des Bundes, die Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", die Stadt Bückeburg, die "Schaumburger Landschaft", die Hans-Böckler-Stiftung und die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit zugesagt.

Informationen unter:

www.projektgruppe-zwangsarbeit.de
www.facebook.com/ProjektgruppeZwangsarbeit?filter=3

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Detmold: Umbenennung der "Hindenburgstraße" - Appell an die SPD

Am 19. November 2012 wurde ein Antrag auf Umbenennung der "Hindenburgstraße" im Detmolder Ortsteil Hiddesen an den Rat der Stadt Detmold gestellt. Darüber berichtet heute, am 24. September 2013, der Arbeitskreis gegen Geschichtsrevisionismus Detmold in einer Pressemitteilung.

Entscheidungen vertagt

Am 11. Juli 2013 hat der Rat der Stadt Detmold die Abstimmungen über Anträge auf Umbenennung der "Hindenburgstraße" und die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Hindenburgs vertagt, weil die SPD-Fraktion weiteren Beratungsbedarf angemeldet hat.

Informationen unter: www.ratsinfo-detmold.de/bineu

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Kreis Herford: "Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen"

Am 25. September 2013 fährt die Frauengruppe der "Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen" im Kreisverband Herford, Mitglied im revanchistischen "Bund der Vertriebenen" (BdV) zur Wurstfabrik Wiltmann nach Versmold. Darüber berichtet heute, am 24. September 2013, das Westfalen-Blatt.

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Bad Salzuflen: "Ostdeutscher Kreis"

Am 26. September 2013 referiert Ralf-Peter Wunderlich von der Rintelner "Landsmannschaft der Ostpreußen, Westpreußen und Danziger" zum Thema "Vom Untergang des heiligen römischen Reichs Deutscher Nation bis zum Beginn der Befreiungskriege" beim revanchistischen "Ostdeutschen Kreis" in der Gelben Schule in Bad Salzuflen. Darüber berichtet heute, am 24. September 2013, die Lippische Landes-Zeitung.

Gedenkstein ausschließlich für "die deutschen Vertriebenen"

Am 7. Dezember 2011 scheiterte im Hauptausschuss der Stadt Bad Salzuflen ein Antrag des extrem rechten CDU-Ratsherrn Ekkehard Schlicht zur Errichtung eines Gedenksteines im Ortsteil Wüsten ausschließlich für "die deutschen Vertriebenen".

"Deportation der Deutschen aus ihrer Heimat"

Ekkehard Schlicht, Leiter des "Ostdeutschen Kreises", nach eigenen Angaben eine "lockere Zusammenkunft von ehemaligen Bewohnern der Ostdeutschen Provinzen", den fünf mal fünf Meter großen Gedenkstein zur "Erinnerung an Flucht, Vertreibung und Deportation der Deutschen aus ihrer Heimat, den ostdeutschen Provinzen und dem Sudetenland, nach 1945" neben dem Kriegerdenkmal aufstellen.

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Vlotho: Podiumsdiskussion nach Razzia

Am 21. September 2013 lud das AKE-Bildungswerk in Vlotho zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Gefährdet Sicherheit die Demokratie? - Zivilgesellschaftliches Engagement mal staatlich gefördert, mal staatlich eingeschränkt" über die Durchsuchung des AKE-Bildungswerks durch Mitarbeitende des Landeskriminalamtes und des Polizeilichen Staatsschutzes für Ostwestfalen-Lippe am 26. Juni 2013 und die Folgen ein. Darüber berichten heute, am 24. September 2013, die Online-Ausgabe des Vlothoer Anzeigers und das Westfalen-Blatt.

Informationen unter: www.ake-bildungswerk.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Schaumburger Nachrichten Online, 24.09.2013:
Projektgruppe "Zwangsarbeit" / "Herrenmensch und Untermensch"

Arbeitskreis gegen Geschichtsrevisionismus Detmold, 24.09.2013:
Pressemitteilung / Umbenennung der "Hindenburgstraße" / Appell an die SPD: Verbeugung vor den eigenen Genossen

Neue Westfälische 09 - Herford, 24.09.2013:
Frauengruppe fährt nach Versmold

Lippische Landes-Zeitung, 24.09.2013:
Vortrag zur Geschichte

Vlothoer Zeitung / Westfalen-Blatt, 24.09.2013:
AKE bangt um seinen Ruf / Podiumsdiskussion zur LKA-Durchsuchung

Vlothoer Anzeiger Online, 24.09.2013:
Arbeitskreis wehrt sich weiterhin gegen Verdacht / Politische Bildungsarbeit lahmgelegt / Podiumsdiskussion beleuchtet Hintergrund

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Schaumburger Nachrichten Online, 24.09.2013:

Projektgruppe "Zwangsarbeit" / "Herrenmensch und Untermensch"

24.09.2013 - 18.00 Uhr

Zusammen mit der Oberschule Bückeburg wird die Projektgruppe "Zwangsarbeit" in einer Ausstellung die Erinnerung an die NS-Zwangsarbeit in der Region wachhalten.

Bückeburg. Die Arbeiten rund um die geplante Ausstellung "Bückeburg unterm Hakenkreuz - NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum" sind bereits in vollem Gange: In Archiven im In- und Ausland werden Dokumente zusammengetragen, Schulprojekte in Bückeburg und dem tschechischen Teplice vorbereitet und einst in Bückeburg eingesetzte Zwangsarbeiter gesucht.

Ziel der Projektgruppe ist es, in den nächsten acht Monaten eine wissenschaftlich fundierte Ausstellung zum Thema NS-Zwangsarbeit in Bückeburg und der umliegenden Region zu erarbeiten. Die in den vergangenen Jahrzehnten hierzu geleistete Arbeit der Bückeburger Heimatforscher und Lehrer Klaus Maiwald und Friedrich Winkelhake fließen mit ein. Zudem werden sich an der Erarbeitung der Ausstellungsinhalte auch Schüler im Rahmen eines Schulprojekts beteiligen. Die Schau soll im Mai 2014 in Bückeburg zu sehen sein.

Die Projektgruppe "Zwangsarbeit" ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Er hat sich im Sommer 2009 aus der Initiative engagierter Bürger gegründet und zählt derzeit rund 30 Mitglieder, darunter Lehrer, Historiker, Journalisten, Unternehmer und Künstler. Chris Humbs, ARD-Journalist und Erster Vorstand des Vereins: "Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind nicht nur im Führerbunker, auf dem Reichparteitagsgelände oder in Auschwitz erdacht und umgesetzt worden. In jedem deutschen Ort wurde damals das Prinzip "Herrenmensch und Untermensch" gelebt, auch in Bückeburg." Bückeburg ist die sechste Station des explizit für den ländlichen Raum entwickelten Seminar- und Ausstellungsprojekts.

"In Bückeburg und dem Umland ist bereits viel Kärrnerarbeit zum Thema geleistet worden, was unsere Arbeit, der Geschichte durch Einzelschicksale ein Gesicht zu geben, wesentlich erleichtert", erklärt Constanze Wolk, die Kuratorin der Ausstellung. Klaus Maiwald, der das Projekt vor Ort koordiniert und mit der ehemaligen "Geschichtswerkstatt" zum Thema schon viel recherchiert hat, appelliert an die Senioren in der Region: "Wir haben oft Glücksfälle erlebt, wo uns jemand beiläufig wichtige Informationen mitgeteilt hat. Ich hoffe, dass sich trotz des Alters noch viele Zeitzeugen melden und es vielleicht wieder zu solchen Glücksfällen kommt." Für die Zusammenarbeit mit der Oberschule sind die Erzählungen der älteren Generation ausschlaggebend: "Durch die Erinnerungen und Erlebnisse der Zeitzeugen entsteht für die Jugendlichen ein direkter Zugang zur Geschichte ihrer Stadt", erklärt Kuratorin Wolk.

Das Projekt soll Generationen verbinden und gleichzeitig die Erinnerungen für die Zukunft dokumentieren. Wichtig ist der Projektgruppe hierbei, nicht schwarz-weiß zu malen. Es sind die Grautöne, die die Forscher ausleuchten wollen. Deutlich soll werden, dass jeder auch während der Kriegszeit einen gewissen Spielraum hatte, zu handeln. "Wir wollen für die Besucher der Ausstellung auch sichtbar machen, dass individuelles Handeln, Zivilcourage und Menschlichkeit ausschlaggebend für das Überleben des Einzelnen sein konnten", erklärt Wolk.

Nach Schicksalen recherchiert die Projektgruppe in Zusammenarbeit mit ihren Partnern in Mittel- und Osteuropa sowie in Belgien und Frankreich. Humbs: "Es ist ein aufwendiges Projekt. Aber es lohnt sich. Die letzten Zeitzeugen werden bald tot sein. Will man die Erinnerung für die Folgegenrationen hören und archivieren, dann muss es heute geschehen. Morgen ist es zu spät."

Das Projekt soll auch dazu beitragen, viele Bürger von Bückeburg für ihre eigene Geschichte zu interessieren und sich auch nach Ende der Ausstellungszeit für ähnliche Initiativen einzusetzen. "Die Heimatforschung, gerade wenn es um die dunklen Seiten geht, ruht zu oft auf wenigen Schultern. Wir hoffen, dass wir auch junge Leute ansprechen und motivieren können, sich nachhaltig für die Aufarbeitung der NS-Zeit einzusetzen", so Humbs.

Außer der Stadt Bückeburg, der Oberschule Bückeburg und der "Schaumburger Landschaft" sind es Bückeburger Kirchengemeinden, Vereine und Einzelpersonen, die sich für das Projekt engagieren. "Neue Helfer und Unterstützer sind stets willkommen", betont Humbs.

Eine finanzielle Förderung des Projekts hat unter anderem bereits die Kulturstiftung des Bundes, die Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", die Stadt Bückeburg, die "Schaumburger Landschaft", die Hans-Böckler-Stiftung und die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit zugesagt.

Bildunterschrift: Im Berliner Büro der Projektgruppe "Zwangsarbeit": Jacob Venuß, Projektkoordinator für Schule und Kunst (von links), Martin Hoffmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter, und Constanze Wolk, Vorstand und Kuratorin.

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Arbeitskreis gegen Geschichtsrevisionismus Detmold, 24.09.2013:

Pressemitteilung / Umbenennung der "Hindenburgstraße" / Appell an die SPD: Verbeugung vor den eigenen Genossen

Demokratischer Neuaufbruch

Detmold-Hiddesen. Ganz im Bewusstsein des demokratischen Neuaufbruchs wurde am 15. Januar 1946 - acht Monate nach der Niederlage des Nationalsozialismus - der 45-jährige Tischler Heinrich Landermann in der Dorfgemeinde Hiddesen mit dreizehn zu zwei Stimmen in der Ratsausschusssitzung zum Gemeindedirektor gewählt. Ein Amt, welches der gebürtige Hiddeser und überzeugte Sozialdemokrat auch nach Gründung der Bundesrepublik bis 1964 innehaben sollte.

Widerstand in der NS-Zeit

Die Wahl von Heinrich Landermann war auch eine Würdigung für seinen frühen und couragierten Widerstand gegen das NS-Regime. Am 29. April 1933 wurde im Detmolder "Gefangenenbuch" vermerkt: "Nr. 123 Landermann, Heinrich - Stand oder Gewerbe: Tischler , Alter: 19. 9. 1900, Aufnahmeanweisung durch Hilfspolizei, Tag der Ankunft: 28. 4. 1933, 1 Uhr 30 - Tag der Entlassung: 29. 4. 1933, 6 Uhr nachmittags."

Von der Gestapo verhaftet

Hintergrund: Die drei sozialdemokratischen Gemeindevertreter der Gemeinde Hiddesen Heinrich Landermann, Ernst Kligge und Paul Kulemann waren in der Nacht zum 28. April 1933 aus politischen Gründen von der Gestapo verhaftet und nach Detmold ins Gefängnis eingeliefert worden. In der Gemeindevertretersitzung der Gemeinde Hiddesen am 28. April 1933 wurde auf Vorschlag der NSDAP nämlich beschlossen, " ... die Straßen vom Kreuzweg bis zum Schuckenböhmer in Hindenburgstraße, vom Schuckenböhmer bis zum Hermannsdenkmal in Göringstraße, vom Tötendreh bis zum Wildpark in Adolf Hitler-Straße zu benennen." In dem Protokoll zu der Gemeindevertretersitzung wurde behauptet, die drei sozialdemokratischen Gemeindevertreter hätten "entschuldigt gefehlt".

Rehabilitierung im Jahr 1945

In einem Vorblatt mit einer Erklärung zu dem Protokoll vom 28. April 1933, das der Gemeinderat Hiddesen in seiner ersten Sitzung nach dem 8. Mai 1945, am 15. Januar 1946, beschlossen hat, wurde richtig gestellt: "Die im Protokoll vom 28. April (1933) gemachten Angaben, die Gemeindevertreter Temme, Landermann, Kligge und Kulemann fehlten bei der Sitzung entschuldigt, sind unwahr. Die sozialdemokratischen Gemeindevertreter Landermann, Kligge und Kulemann wurden neben einigen anderen Bürgern in der Nacht zum 28. April 1933 aus politischen Gründen durch die NSDAP von der Gestapo verhaftet und nach Detmold ins Gefängnis eingeliefert. Eine Entschuldigung ist und konnte wegen der Inhaftierung nicht erfolgen."

Beitrag zur Demokratie

Heinrich Landermann, Ernst Kligge und Paul Kulemann schrieben mit ihren Lebensgeschichten deutsche Geschichte - authentisch, ehrlich und geradlinig. Sie setzten sich in der Zeit der NS-Diktatur für Freiheit und Demokratie ein. Im Rahmen der Feiern zum 150. Geburtstag der SPD hätten ihnen posthum der Ehrenbrief der Partei und die Willy-Brandt-Medaille verliehen werden müssen. - Zu ihren bewegenden Biographien suchen wir das Erbe in der Gegenwart aber vergeblich.

Weiße Flecken in der Parteigeschichte

Dies schmerzt im Zusammenhang mit der vorbildlichen Erinnerungskultur in Detmold in vielfacher Weise: So lud beispielsweise die Felix-Fechenbach-Stiftung am 7. August 2013 zu einem Stadtrundgang "Auf den Spuren Fechenbachs" in Detmold ein. Dass sich aber ein Gedenken an den jüdischen und sozialdemokratischen Journalisten nicht mit der Beibehaltung der "Hindenburgstraße" im Ortsteil Hiddesen vertragen kann, wird in der Detmolder SPD - mit Ausnahme der Jusos - bis heute nicht erkannt. Opfer erster und zweiter Klasse in der lokalen Partei-Geschichte der SPD kann und darf es aber nicht geben.

Schaden an der Erinnerungskultur

Zu der bereits am 19. November 2012 beantragten Umbenennung der "Hindenburgstraße" in Hiddesen durch den Rat der Stadt Detmold hat sich der SPD-Vorstand bisher im Wesentlichen durch die Anmeldung von "weiteren Beratungsbedarf" hervorgetan. In keinem einzigen öffentlich dokumentiertem Fall ist die Partei den aggressiven und in der Regel geschichtsfälschenden Stellungnahmen von Akteuren aus den Reihen der extremen Rechten ("Arminiusforschung", "Landsmannschaft Ostpreußen", "Forschungskreis Externsteine" etc.) entgegengetreten - ein historisches Armutszeugnis, das dringend korrigiert werden muss.

Besinnung auf die eigene Geschichte

Die Hiddeser Entscheidung vom 28. April 1933 zur "Hindenburgstraße" ist nicht unter rechtsstaatlichen Rahmenbedingungen, sondern ausschließlich unter dem Druck der nationalsozialistischen Machthaber zustande gekommen. Ihre Entstehungsgeschichte ist in der Geschichte des "Dritten Reiches" einmalig und ohne Vergleich. Schon allein deshalb ist die Zustimmung der Fraktion der SPD zur Umbenennung der "Hindenburgstraße" zwingend und erfordert ein offensives Agieren der Partei.

Verbeugung vor den eigenen Genossen

Im Oktober, spätestens im November, sollte unserer Meinung nach über die Umbenennung der "Hindenburgstraße" entschieden werden. Statt "alternativ" zu einer Straßenumbenennung für die kommende Ratssitzung am 26. September an einer Vorlage für eine "Gedenktafel" zu arbeiten, sollte sich die SPD vor den historischen Vorbildern ihren Genossen verbeugen - mit einer "Heinrich Landermann-Straße". - In ehrwürdiger Erinnerung an die Widerständler Heinrich Landermann, Ernst Kligge und Paul Kulemann!

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Neue Westfälische 09 - Herford, 24.09.2013:

Frauengruppe fährt nach Versmold

Herford. Am Mittwoch, 25. September, fährt die Ost- und Westpreußische Frauengruppe zur Wurstfabrik Wiltmann nach Versmold. Dort gibt es eine Führung durch den Betrieb mit anschließender Möglichkeit zum Einkauf. Abfahrt ist um 11.30 Uhr am Pagenmarkt und um 11.45 Uhr am Bahnhof. Es sind noch einige Plätze frei. Anmeldung ist erforderlich bei Roswitha Sawitzki, Tel. (05221) 144841.

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Lippische Landes-Zeitung, 24.09.2013:

Vortrag zur Geschichte

Bad Salzuflen. Der Ostdeutsche Kreis trifft sich am Donnerstag, 26. September, um 15 Uhr im Kleinen Saal der "Gelben Schule". Ralf-Peter Wunderlich referiert dann zum Thema "Vom Untergang des heiligen römischen Reichs Deutscher Nation bis zum Beginn der Befreiungskriege".

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Vlothoer Zeitung / Westfalen-Blatt, 24.09.2013:

AKE bangt um seinen Ruf / Podiumsdiskussion zur LKA-Durchsuchung

Von Dirk Sonntag

Vlotho (VZ). Im Juni haben mehrere Mitarbeiter des Landeskriminalamts und des Staatsschutzes die Büroräume des Bildungswerks "Arbeitskreis Entwicklungspolitik" (AKE) in der Südfeldstraße durchsucht. Dieser Vorgang war nun Thema einer Podiumsdiskussion beim AKE.

Hintergrund der LKA-Maßnahme: Eine freiberuflich tätige Kursleiterin des Bildungswerks wird von den Ermittlern verdächtigt, einer linken terroristischen Vereinigung im Ausland anzugehören. Bei der Podiumsdiskussion ging es nun um die Fragen, ob das massive Vorgehen gerechtfertigt war und was aus den Ermittlungen bisher geworden ist. Mehr als 100 Aktenordner wurden beschlagnahmten. Bis heute sind sie nicht wieder frei gegeben worden.

"Dadurch ist die Arbeit des AKE massiv eingeschränkt", stellte Sebastian Nickel fest. Der Rechtsanwalt vertritt die Interessen des Bildungswerks als so genanntem Drittbetroffenen. Die Ordner mit den Namen und Adressen der Kursteilnehmer und das gesamte Kursmaterial der vergangenen zehn Jahre würden dem AKE nun fehlen. Das mache eine geregelte Arbeit fast unmöglich.

"Wurde bei der Durchsuchung die Verhältnismäßigkeit gewahrt?", fragte Rechtsanwalt Sebastian Nickel und ließ die Antwort offen. Eine erste Beschwerde, die beim Oberlandesgericht Düsseldorf gegen die Vorgehensweise eingelegt wurde, ist abgelehnt worden. Die Richter befanden die unangemeldete Durchsuchung als rechtens, da sonst mögliche Beweismittel hätten vernichtet werden können.

Eine andere Auffassung vertritt Kevin Price, der bei der Organisation "Digitalcourage" aktiv und zudem Vorsitzender der Piratenpartei in Niedersachsen ist: "Als ich von der Durchsuchung hörte, habe ich die Hände über den Kopf zusammen geschlagen. Der Vorgang ist ungeheuerlich." Er verwies auf den fehlenden Datenschutz bei der Beschlagnahme von hundert Aktenordnern.

Berthold Keunecke, Pfarrer in Herford und Mitglied der Friedensbewegung, sowie die Rechtsanwältin Dr. Zübeyde Duyar vervollständigten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Die Debatte wurde von Heidrun Kaiser, der Leiterin des LWL-Bildungszentrums Jugendhof, moderiert.

Deutlich wurde dabei, dass kein einziger Mitarbeiter des AKE-Bildungswerks persönlich beschuldigt wird. Trotzdem bangt die Bildungsstätte um ihren guten Ruf - und das nach 30 Jahren anerkannter Bildungsarbeit weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Friedhelm Jostmeier, der lange Jahre selbst am AKE tätig war, formulierte es in seinem Grußwort eindeutig. Ein derart massiver Eingriff der Behörden sei völlig unangemessen. Die Diskussionsteilnehmer teilten diese Auffassung nahezu uneingeschränkt und stellten sich hinter das AKE.

Bildunterschrift: Debatte beim AKE in Vlotho mit (von rechts) Dr. Zübeyde Duyar, Sebastian Nickel, Heidrun Kaiser, Berthold Keunecke, Kevin Price und Irmgard Pehle.

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Vlothoer Anzeiger Online, 24.09.2013:

Arbeitskreis wehrt sich weiterhin gegen Verdacht / Politische Bildungsarbeit lahmgelegt / Podiumsdiskussion beleuchtet Hintergrund

Von Gisela Schwarze

Vlotho (G.S.) Der Arbeitskreis Entwicklungspolitik (AKE), Südfeldstraße 4, bangt um seinen guten Ruf. Im Juni durchsuchten Mitarbeiter des Landeskriminalamtes (LKA) und des Staatsschutzes Bielefeld die Räumlichkeiten und beschlagnahmten mehr als 100 Aktenordner.

Eine freiberufliche Dozentin steht unter dem Verdacht, eine ausländische terroristische Vereinigung zu unterstützen. Nachdem sich der AKE in den vergangenen Wochen seit der Beschlagnahme auf Reaktionen hinsichtlich dieser einschneidenden Maßnahme beschränkte, möchte er nun wieder aktiv werden.

Eine Podiumsdiskussion zum Thema "Gefährdet Sicherheit die Demokratie? - Zivilgesellschaftliches Engagement mal staatlich gefördert, mal staatlich eingeschränkt" war der erste Schritt in Richtung neuer Aktivität. Das AKE machte sich nachweislich nicht strafbar und ist dennoch schwer von den Folgen des Verdachts gegen die freiberufliche Dozentin getroffen. Denn die Bildungsarbeit ist zur Zeit so gut wie lahmgelegt.

"Wir finden, dass politische Bildungsarbeit notwendig ist, um Demokratie in einer Gesellschaft zu entwickeln und zu festigen", heißt es in der Einladung zur aktuellen Podiumsdiskussion. "Was aber passiert, wenn dieses Engagement eingeschränkt wird?" lautet die besorgte Frage mit Blick auf die Zukunft. Das LKA beschlagnahmte umfangreiches Material, darunter sämtliche Kursunterlagen mit Namen und Adressen von Kursteilnehmern sowie Buchungsordner seit dem Jahr 2002. Es geht um Buchungen von Spenden für Kursmaterial der vergangenen zehn Jahre. Bezweifelt wird offensichtlich, dass die Gelder in die richtigen Kanäle flossen.

In dem Ermittlungsverfahren, in dem die freiberufliche Mitarbeiterin wegen Mitgliedschaft in einer in türkischen Terrorvereinigung überprüft wird, ist das AKE so genannter Drittbetroffener. Rechtsanwalt Sebastian Nickel, rechtlicher Vertreter vom AKE in Bezug auf die überraschende LKA-Untersuchung, bezweifelt, dass hier bei der Durchsuchung der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde: "Das AKE ist nicht vorher zur Herausgabe des Aktenmaterials aufgefordert worden, wie das eigentlich üblich ist."

Eine Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) gegen das Vorgehen wurde bereits abgelehnt. Das OLG befand, die unangemeldete Durchsuchung sei rechtens, weil ansonsten eventuell Beweismaterial vernichtet worden wäre.

Arbeit soll weiterhin Früchte tragen

Kevin Price vom Bielefelder Verein "Zivilcourage" verwies hinsichtlich der Beschlagnahme der Aktenordner auf mangelnden Datenschutz. Price, der Herforder Pfarrer Berthold Keunecke, Mitglied der Friedenbewegung, und die Rechtsanwältin Dr. Zübeyde Duyar saßen mit Sebastian Nickel auf dem Podium. Heidrun Kaiser, Leiterin vom LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho, moderierte die Diskussion.

Die anerkannt gute und effektive AKE-Bildungsarbeit, die seit 30 Jahren Früchte trägt, soll weiterhin die Demokratie und zivilgesellschaftliches Engagement fördern, darin waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. Den Eingriff der Sicherheitsbehörden stufte man in der Gesprächsrunde als unangemessen ein.

Fazit der Diskussion: Wünschenswert sei, dass die LKA-Durchsuchung die anerkannte Bildungsarbeit nicht weiter durch den Verdacht dubioser Machenschaften abwerte und lähme, sondern dass das Bildungswerk in jeder Hinsicht voll rehabilitiert werde.

Bildunterschrift: Irmgard Pehle, Kevin Price, Berthold Keunecke, Heidrun Kaiser, Sebastian Nickel und Dr. Zübeyde Duyar (v. l.) taten den ersten Schritt zu neuer Aktivität nach der Durchsuchung durch das Landeskriminalamt.

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