www.hiergeblieben.de

Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische , 10.11.2004 :

Dem Frieden nachjagen / Träger des Friedenspreises Aachen zu Gast

Gütersloh (rb). In Deutschland registriert Dr. Reuven Moskovitz gegenwärtig "ein bedrückendes Schweigen" zum Nahost-Konflikt. Dabei sei Europa und gerade auch Deutschland gefordert, sich zu engagieren. "Ohne Hilfe von außen werden wir keinen Frieden erreichen", sagte der israelische Historiker in einem Vortrag vor gut 60 Zuhörern in der Anne-Frank-Gesamtschule.

Das schulische Jugendfriedensprojekt Israel/Palästina und die Stiftung "Begegnung. Deutsch-Palästinensisches Jugendwerk" hatten den Friedensaktivisten im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung "Palästina - Alltag unter Besatzung" eingeladen. Diese Dokumentation illustriert in weiten Teilen Moskovitz' Ansprache über "Hindernisse auf dem Weg zum Frieden in Israel/Palästina".

Denn die Schwierigkeiten auf diesem Weg sah Dr. Moskovitz vor allem durch die israelische Regierung verantwortet. Während er dem todkranken Palästinenser-Präsidenten Arafat, bei allen Fehlern, Kompromissbereitschaft zugute hielt, warf er der Politik des eigenen Landes vor, ein ganzes Volk zu dämonisieren und zu diskriminieren, den Palästinensern das Leben zur Hölle zu machen.

Moskovitz ("Israel ist noch eine Demokratie, mindestens für Juden") sprach sogar von einer Art rassischen Ausgrenzung der ebenfalls semitischen Araber, von einem "semitischen Antisemitismus". Der frei und lebhaft redende Israeli deutete an, dieses Verhaltensmuster könne, wie ein "Gift", unbewusst von den Nazis übernommen worden sein.

Jedenfalls seien die Palästinenser als von den einst aus Europa vertriebenen Juden bedrängtes Volk "das letzte Opfer des Nationalsozialismus". Auch deshalb, aber zumal ob der Erfahrungen nach dem Zweiten Weltkrieg, als mit den ehemaligen Feinden Frieden geschlossen worden sei, erwartet Moskovitz besonders von Deutschland einen Beitrag zur Konfliktlösung. Doch wo sei Außenminister Fischers Friedensplan von vor zwei Jahren geblieben?

Reuven Moskovitz, 1928 in Rumänien geboren, schloss seine Ausführungen mit Klängen seiner Mundharmonika, die er als Soldat im Sechs-Tage-Krieg 1967 von einem Palästinenser bekommen hatte. Er spielte eine Melodie zu Versen aus dem Psalm 34, wo es heißt: "Meide das Böse und tu das Gute; / suche Frieden, und jage ihm nach!"


lok-red.guetersloh@neue-westfaelische.de

zurück