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Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel / Westfalen-Blatt , 29.05.2013 :

"Ganz tief in die Herzen gestolpert" / Erinnerung an Opfer des Nazi-Regimes: Rheda-Wiedenbrück ist jetzt Teil des Gedenkprojekts von Gunter Demnig


Von Dirk Bodderas

Rheda-Wiedenbrück (WB). Henriette Weinberg, Hedwig Lievendag, Flora Kuttner, Alexius Ziegler - es sind die ersten vier Namen auf einer noch unbekannten Zahl von "Stolpersteinen", die in Rheda-Wiedenbrück an von den Nazis verfolgte und ermordete Bürger erinnern. Künstler und Projektinitiator Gunter Demnig hat gestern an vier Orten in Rheda insgesamt 16 dieser Steine verlegt.

Die ersten vier liegen nun gut sichtbar vor dem Gedenkstein, der an der Schlossstraße an die von den Nazis am 9. November 1938 niedergebrannte Synagoge erinnert. Im Beisein vieler Ratsvertreter, von Bürgern und Gruppen, die eine Patenschaften für die Stolpersteine übernommen haben, Vertretern der Heimatvereine, der Israel AG des Einstein-Gymnasiums tat Demnig das, was er in den vergangenen 13 Jahren immer wieder getan hat an bislang 700 Orten in Deutschland und Europa; zehntausende Male. Mit dem Interesse, so sagte Demnig, habe er indes nicht gerechnet. Und er erinnerte an den Satz eines Hauptschülers, der auf den Hinweis, dass Stolpersteine doch gefährlich seien, sagte: "Man stolpert mit dem Kopf und dem Herzen." Zudem, so Demnig, müsse der Betrachter, wenn er lesen wolle, was auf den Steinen stehe, eine Verbeugung machen. Oder wie es Bürgermeister Theo Mettenborg sagte: "Wir erinnern, um niemals zu vergessen." Demnig sei mit seinem Gedenkprojekt ganz tief in die Herzen der Menschen gestolpert, die Steine seien zutiefst akzeptiert. Bei weiteren Verlegeaktionen im Herbst sowie im kommenden Jahr würden noch viele weitere Stolpersteine - auch in Wiedenbrück - folgen. Dr. Wolfgang A. Lewe und Jürgen Kindler hatten bereits 2008 vorgeschlagen, in Rheda die kleinen Gedenksteine verlegen zu lassen.

Ein bewegender Moment war es für den 88-jährigen Hugo Heinemann, für dessen Mutter Emma Stern und die beiden Onkel Hugo und Otto Heinemann Demnig drei Stolpersteine an der Kleinen Straße verlegte; auf dem kleinen Platz hinter dem Restaurant Dokter`s. "Es ist unbeschreiblich, und ich bin dankbar dass sie nicht ganz vergessen sind." Heinemann - seine Mutter war Jüdin, sein Vater Christ - hatte als junger Mann die drei Konzentrationslager Auschwitz, Oranienburg und Flossenbürg überlebt, bis er im Juni 1945 fast ausschließlich zu Fuß aus der Oberpfalz nach Rheda kam, wo seine einzigen Verwandten lebten, die er als Kind - damals noch in Dortmund lebend - immer in den Ferien besucht hatte.

Weitere Stolpersteine wurden gestern an der Kleinen Straße 10 (Berthold Levy, Max Levy) und am Großen Wall 35 (Abraham Goldschmidt, Joseph Goldschmidt, Selma Höfer, Irene Levy, Helma Hartmann, Käthe Mosbach, Hedwig Werner) verlegt.

Bildunterschrift: Gunter Demnig hat schon tausende "Stolpersteine" verlegt. Beginn der Aktion in Rheda-Wiedenbrück war am Synagogengedenkstein.

Bildunterschrift: Auch für die Mutter von Hugo Heinemann wurde ein "Stolperstein" verlegt.

Bildunterschrift: Wie sie hießen, wann sie geboren und wann und wo sie von den Nazis ermordet wurden: Die "Stolpersteine" halten die Erinnerung wach.


guetersloh@westfalen-blatt.de

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