Höxtersche Kreiszeitung / Neue Westfälische ,
01.11.2004 :
Soldaten nicht unbeteiligt / Deutlich weniger "Sprengstoff" und keine Massenschlägerei
Höxter (NW). Bei der Schlägerei am Sonntag, 24. Oktober, am Berliner Platz in Höxter (wir berichteten), gab es nach den Ermittlungen der Polizei deutlich weniger "Sprengstoff", als es zunächst den Anschein hatte.
Vier Verletzte, zehn Zeugen und zwei Tatverdächtigen sind in der Anzeige wegen Körperverletzung aufgeführt, die es für den Sachbearbeiter im Kriminalkommissariat Höxter zu vernehmen gilt. Noch nicht alle Vernehmungen seien abgeschlossen, doch könne schon jetzt gesagt werden, dass von einer Massenschlägerei, an der eine türkische Gang beteiligt war, nicht gesprochen werden könne, teilte die Polizei mit. Sicher könne aber gesagt werden, dass die Bundeswehrsoldaten nicht völlig unbeteiligt in der Sache waren.
Sie gingen am Sonntagabend in Zivil in einer Gruppe durch die Innenstadt in Richtung Berliner Platz. An der Nicolaikirche standen Jugendliche, die sich seit der Schulzeit kennen. Die Eltern eines Jugendlichen stammen aus der Türkei, die eines anderen aus Tunesien. Alle seien aber in Deutschland geboren und aufgewachsen, so dass von einer "Türkengang" nicht die Rede sein könne.
Offenbar habe es zwischen einigen Personen aus diesen Gruppen schon in der Woche zuvor verbale Sticheleien hin und her gegeben. So auch wieder am Sonntagabend. Ein 16-Jähriger, der an der Nicolaikirche stand, fühlte sich beleidigt und wollte seinen Angaben zufolge die Soldaten zur Rede stellen. Er sei von diesen sofort eingekreist, beschimpft und bedroht worden, so seine Aussage.
Die Gang "Cash Money Brothers" gibt es nicht
Die Soldaten entfernten sich dann und gingen in eine Gaststätte am Berliner Platz. Die Jugendlichen von der Nicolaikirche folgten ihnen. In und vor der Gaststätte ging es über einen längeren Zeitraum ständig hin- und her. Nach verbalen Auseinandersetzungen mit Beleidigungen, flogen schließlich vor dem Lokal zwischen dem 16-Jährigen und einem 20-jährigen Soldaten mit Wohnsitz Berlin, die Fäuste.
Mittlerweilen durch die Streitereien aufmerksam geworden, hatten sich 20 bis 30 Personen zusammengefunden, darunter auch die anderen Soldaten aus der Gaststätte. Aus der Masse heraus mischten sich nun weitere Personen ein, die schlichten wollten oder Partei ergriffen. Die beiden Hauptkontrahenten, der 16-Jährige und der 20-Jährige wälzten sich zwischenzeitlich auf dem Boden, wobei der Soldat aus der Menge heraus einen Tritt ins Gesicht bekam und erheblich verletzt wurde. Dieser Täter ist noch nicht ermittelt.
Der Verdacht, dass eine Gang mit dem Namen "Cash Money Brothers" in Höxter ihr Unwesen treibt, konnte vollständig ausgeräumt werden. Die Höxteraner Jugendlichen hatten sich als Kinder in der Gruppe nach einem gleichnamigen Film den Namen Cash Money Brothers gegeben, der aber schon lange in Vergessenheit geraten war. Ein gleichaltriger Zeuge, der den Namen von früher kannte, hatte ihn ins Spiel gebracht.
Die ganze Streiterei werde noch arbeitsintensiv weiter ermittelt und dann in einem Strafverfahren wegen Körperverletzung vor Gericht zu beurteilen sein, erläutert Polizei-Pressesprecher Peter Schneider.
01./02.11.2004
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