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Vlothoer Zeitung / Westfalen-Blatt , 02.12.2003 :

"Collegium Humanum im Blick haben" / Pädagogen hoffen auf Signal aus dem Rat

Vlotho (ig). Mitarbeiter Vlothoer Bildungseinrichtungen hoffen auf ein Signal aus dem Rathaus. "Politik und Rat unserer Stadt sollten das Collegium Humanum im Blick haben. Was jetzt dort oben geschieht, ist überhaupt nichts harmloses. Das Collegium Humanum hat eine neue Qualität bekommen", erklärt Gerhart Schöll, Pädagoge im Jugendhof Vlotho und Vorsitzender des Arbeitskreises Entwicklungspolitik, AKE e.V., gegenüber der Vlothoer Zeitung.

Das AKE beobachtet schon seit Jahren das rechtslastige Collegium Humanum auf dem Winterberg. Ausgelöst durch die jüngsten Vorfälle - Beschlagnahme der Vereinszeitschrift "Stimme des Gewissens" wegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Gründung eines Vereins von Holocaust-Leugnern (wir berichteten) - befürchtet das AKE eine Rufschädigung für die seriösen Bildungseinrichtungen in der Stadt. "Wenn es in Nachrichten-Sendungen verkürzt geheißen hat 'Razzia in einer Bildungsstätte in Vlotho', dann wird durch das Collegium Humanum auch der Ruf des Jugendhofes oder des Gesamteuropäischen Studienwerkes gefährdet", befürchtet Gerhart Schöll.

Auch Friedhelm Jostmeister als Leiter des AKE-Bildungswerkes und AKE-Mitarbeiter Rouven Schäfer teilen diese Befürchtung. Sie erinnern daran, dass sich der Vlothoer Stadtrat bereits im Sommer 1995 nach einer Veranstaltung am 50. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz in einer von allen Fraktionen einstimmig verabschiedeten Resolution vom Collegium Humanum distanziert hatte. Ähnliches sollte jetzt erneut geschehen.

Über die aktuelle Arbeit des Collegium Humanum könne sich jedermann im Internet informieren. Dort findet sich beispielsweise auch ein im Auftrag des Vorstands verfasster Bericht über die Gründung des neuen Vereins der Holocaust-Leugner/-verharmloser. "Die dort verzeichneten Gründungsmitglieder lesen sich wie ein Who ist Who der internationalen Auschwitz-Leugner", stellt Gerhart Schöll fest.

Treffen auf der Wartburg

Zu finden auf den Internetseiten aus dem Umfeld des Collegium Humanum ist außerdem ein Bericht über ein Treffen von "Bürgern des Deutschen Reiches", das im Sommer auf der Wartburg stattgefunden hat - mit Fotos, auf denen das Plakat "Den Holocaust gab es nicht" präsentiert wird. Unterzeile: "Diese Kundgebung sollte ursprünglich am 30. Juli 2003 in Auschwitz stattfinden, um diese jüdische Kultstätte als Tatort des Seelenmordes des Deutschen Volkes zu markieren."

Eine neue Qualität habe das Collegium Humanum, so die AKE-Mitarbeiter, außerdem durch die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen RAF-Anwalt und jetzt zur rechten Szene gewechselten Horst Mahler erhalten, der noch im Dezember erneut in Vlotho als Referent erwartet wird.


vlotho@westfalen-blatt.de

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