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Veranstaltungen / Nachrichten - Horn: Stadt unterstützt völkische Tagung , 30.01.2013 :

Tages-Chronologie von Mittwoch, 30. Januar 2013

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Veranstaltungskalender:




- Mittwoch, 30. Januar 2013 von 08.00 bis 17.00 Uhr -


Ausstellung von Vittore Bocchetta: "Rivisitazione - Wiederbegenung mit Flossenbürg und Hersbruck"


Veranstaltungsort:

Rathaus am Markt
Marktplatz 5
32756 Detmold


Ausstellungszeitraum: Vom 30. Januar bis 22. März 2013 montags bis donnerstags von 08.00 bis 17.00 Uhr und freitags von 08.00 bis 13.00 Uhr.


Vittore Bocchetta thematisiert in der Ausstellung "Rivisitazione" seine Zeit in den Konzentrationslagern Flossenbürg und Ravensbrück.


Vittore Bocchetta, 1918 geboren, geriet als Student in Verona in Konflikt mit dem faschistischen Regime Mussolinis. Seit 1941 befand er sich im Widerstand gegen dieses Regime und seit dem Herbst 1943 gegen die deutsche Besatzungsmacht.

Bocchettas Odyssee begann mit der Verhaftung des Veroneser Widerstands. Von der Zelle in Verona über das deutsche Durchgangslager in Bozen führte sein Weg in die Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz und Hersbruck in Franken. 1945 konnte Bocchetta als einer von zwei Überlebenden seiner Veroneser Gruppe fliehen.1949 verließ er Italien, dessen politische Entwicklung ihn enttäuschte. In Argentinien, Venezuela und seit 1958 in den USA arbeitete er als Literaturwissenschaftler sowie als Bildhauer und Maler.

1986 schrieb er seine Erinnerungen nieder. Sie sind der Ausdruck einer liberalen Weltsicht, die gegen den italienischen Faschismus und gegen den Nationalsozialismus bestehen musste. Die Erfahrungen in den Lagern Bozen, Flossenbürg und Hersbruck verdichteten sich zu einem Gemälde dieser Grenzerfahrung menschlicher Existenz.

Im Herbst 1992 kehrte Vittore Bocchetta endgültig nach Verona zurück.


Die Ausstellung wird vom Freundeskreis Vittore Bocchetta - Non Dimenticare e.V. präsentiert:

www.non-dimenticare.de


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- Mittwoch, 30. Januar 2013 um 17.00 Uhr -


Damit Gestern nicht zum Heute wird: 30. Januar 1933 - 30. Januar 2013 - Mahn- und Gedenkveranstaltung


Veranstaltungsort:

Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 - 1945
vor dem Stadttheater Minden
Tonhallenstraße 3
32423 Minden


Ansprachen:

"Historische Einleitung" durch Wolfgang Rüffer, Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschisten, Kreisvereinigung Minden-Lübbecke e.V.

"Theodor Heuß - vom Saulus zum Paulus?": Wolfgang Gretzinger, Arbeitskreis Stolpersteine der Friedenswoche Minden

"Die Sicht der Sinti und Roma - gestern und heute": Oswald Marschall, Verein Deutscher Sinti e.V., Minden.

"Die ersten Opfer": Harald Scheurenberg, Jüdische Kultusgemeinde Minden und Umgebung

"Die Gewerkschaften - Was tun?": Hermann Janßen, ver.di - Bezirk Herford - Minden - Lippe, IG Metall Minden


Zum Gedenken rufen auf: ver.di - Bezirk Herford - Minden - Lippe, IG Metall Minden, DGB Ostwestfalen-Lippe, Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschisten, Kreisvereinigung Minden-Lübbecke e.V., Jüdische Kultusgemeinde Minden und Umgebung, Verein Deutscher Sinti e.V., Minden.


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- Mittwoch, 30. Januar 2013 um 19.00 Uhr -


Vortrag von Prof. Dr. Georg Fülberth: 80 Jahre "Machtübertragung" an die Nazis - ein Lehrstück


Veranstaltungsort:

Kulturzentrum BÜZ
Verein für Kultur und Kommunikation e.V.
Seidenbeutel 1
32423 Minden

www.buezminden.de


Die Machtübertragung an Adolf Hitler durch den deutschen Reichstag am 30. Januar 1933 besiegelte das Ende einer Demokratie in Deutschland, die von Anfang an von den Eliten bekämpft worden war und die offensichtlich auch in den Volksmassen noch keine Wurzeln geschlagen hatte - im Unterschied zu vielen Staaten Mittel- und Westeuropas.

Sie war also Ergebnis einer deutschen Sonderentwicklung, die weit in die Vergangenheit zurückreichte. Dieser deutsche Weg der Demokratie-Vermeidung, der letztlich in die Katastrophen des NS-Regimes und den Zweiten Weltkrieg führte, soll in Vortrag und Diskussion beleuchtet werden.

Im Rückblick erscheinen vielen die damaligen Umstände als einmalig und unwiederholbar. Sind sie es wirklich?

Seit dem Ausbruch der neuen Weltwirtschaftskrise im Jahre 2007 stellt sich erneut die Frage nach dem Bestand und den Gefährdungen der Demokratie. Insofern hat die Rückbesinnung auf den 30. Januar 1933 und seine Vorgeschichte eine sehr aktuelle Bedeutung.


Prof. Dr. Georg Fülberth ist Politikwissenschaftler und Politiker. Bis 1966 war er Mitglied der SPD, seit 1974 ist er in der DKP. Von 1972 bis 2004 war er an der Universität Marburg Professor für Politikwissenschaft und Politik. Seine Forschungsschwerpunkte liegen hauptsächlich in der Theorie und Geschichte des Kapitalismus, in der Geschichte der Arbeiterbewegung und in der lokalen Zeitgeschichte.


Eine Veranstaltung in Kooperation von ver.di - Bezirk Herford - Minden - Lippe mit der IG Metall Minden.


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- Mittwoch, 30. Januar 2013 um 19.30 Uhr -


Vortrag des Geschichtswissenschaftlers Günter Hammer: 15. Januar 1933 - Landtagswahl in Lippe - Hitlers Schlüssel zur Reichskanzlei?


Veranstaltungsort:

Stadthalle Detmold
Kleiner Festsaal
Schlossplatz 7
32756 Detmold

www.stadthalle-detmold.de


Landtagswahl am 15. Januar 1933

Die Wahl, bei der die NSDAP nach ihrer verheerenden Niederlage bei den Reichstagswahlen im November 1932 alle ihr zur Verfügung stehende Menschen und Mittel - auch mit Hilfe des politischen Terrors - einsetzte und stärkste Partei in Lippe wurde. Nur zwei Wochen später wird Hitler zum Reichskanzler ernannt.


Eine Veranstaltung des SPD-Stadtverbandes Detmold: www.spd-detmold.de


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- Mittwoch, 30. Januar 2013 von 20.15 bis 21.05 Uhr -


NDR Fernsehen: Der Norden schaut hin: Die rechte Szene in Norddeutschland


Im Herbst schreckte eine Studie über extrem rechtes Gedankengut ganz Deutschland auf. Viel stärker als gedacht haben sich Fremdenhass und Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft breitgemacht. Reporterinnen und Reporter von NDR und Radio Bremen haben sich im ganzen Norden auf die Suche nach diesem Gedankengut gemacht. In der Dokumentation berichten auch Gegnerinnen und Gegner von friedlichen Aktionen gegen die extrem rechte Szene, und Unterstützerinnen und Unterstützer von Opfern erzählen von ihrer Arbeit. Im Rahmen des Projekts "Der Norden schaut hin" beobachten alle Fernseh- und Radio-Programme von NDR und Radio Bremen seit einem halben Jahr die extrem rechte Szene in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen und Niedersachsen noch genauer als bisher.

In der Dokumentation werden die Ergebnisse dieser Recherche präsentiert. Dazu analysieren Expertinnen und Experten die Neonazis im Norden Deutschlands und erklären, warum deren Gedankengut auch in der Mitte der Gesellschaft so verbreitet ist. Unsere Reporterinnen und Reporter treffen eine Bürgermeisterin in Mecklenburg-Vorpommern, die gegen viele Widerstände dafür kämpft, dass ihr Ort kein "Nazi-Dorf" wird. In Hamburg zeigen wir den alltäglichen Fremdenhass in einem überwiegend von Migrantinnen und Migranten bewohnten Stadtteil. Ein Schüler aus Niedersachsen erzählt von seinen Aktionen gegen Nazi-Graffitis in seiner Stadt. In Bremen lassen wir uns erklären, welche Anziehungskraft neonazistische Bands haben. In Mölln in Schleswig-Holstein erzählen uns die Einwohnerinnen und Einwohner, wie das Zusammenleben mit Ausländerinnen und Ausländern 20 Jahre nach den Brandanschlägen funktioniert.

Bei der Aufklärung der NSU-Morde wurden immer mehr ungeheuerliche Details über die Arbeit von Verfassungsschutz und Polizei und über die Unterstützerinnen und Unterstützer des rechten Gewalttrios bekannt. Jede Neuigkeit zum NSU wird immer noch in den Medien groß aufbereitet. Dabei haben auch die Medien das Thema der rechten Gewalttaten lange Zeit vernachlässigt. Mit dem Projekt "Der Norden schaut hin" haben NDR und Radio Bremen den alltäglichen Neonazismus, den immer wieder aufflackernden Fremdenhass, die Publikationen extrem rechter Verlage, die volksverhetzenden Konzerte, die heimliche oder offene Unterstützung extrem rechter Umtriebe, die dumpfen Parolen und gewalttätigen Aufmärsche im Norden dokumentiert.

Auf www.ndr.de/dernordenschauthin werden alle Beiträge dazu fortlaufend gesammelt.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Mittwoch, 30. Januar 2013


Im November 2012 wurden Bilddokumente frühester Gewaltaktionen der NSDAP in Oerlinghausen auf einem Speicher in Billinghausen wiederentdeckt.

Für den 8. Februar 2013 ist ein Auftritt des neonazistischen Balladensängers Jan Peter Kersting aus Lippstadt bei einem Konzert in Moskau mit extrem rechten deutschen Liedermachern angekündigt.

Am 13. und 14. Februar 2013 wird der Dokumentarfilm "Blut muss fließen - Undercover unter Nazis" im Schulzentrum Oerlinghausen und in der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe gezeigt.

Am 1. Februar 2013 diskutiert der Arbeitskreis gegen Nazis Horn-Bad Meinberg über die Verlegung von Stolpersteinen durch den Kölner Bildhauer Gunter Demnig im Bereich der Stadt.

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Oerlinghausen: Neue Fotos von NS-Verbrechen wiederentdeckt

Im November 2012 wurden Bilddokumente frühester Gewaltaktionen der NSDAP in Oerlinghausen auf einem Speicher in Billinghausen wiederentdeckt. Darüber berichtet heute, am 30. Januar 2013, Karl Banghard in der Neuen Westfälischen.

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Moskau: Jan Peter Kersting bei rechtem Konzert

Für den 8. Februar 2013 ist ein Auftritt des aus Lippstadt kommenden neonazistischen Balladensängers Jan Peter Kersting bei einem Konzert in Moskau mit extrem rechten deutschen Liedermachern angekündigt. Darüber berichtet heute, am 30. Januar 2013, der Blick nach Rechts.

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Oerlinghausen / Leopoldshöhe: "Blut muss fließen" - Filmvorführungen

Am 13. und 14. Februar 2013 wird der Dokumentarfilm "Blut muss fließen - Undercover unter Nazis" (Deutschland 2012, 87 Minuten) des Regisseur Peter Ohlendorf im Schulzentrum Oerlinghausen und in der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe gezeigt. Darüber berichtet heute, am 30. Januar 2013, die Lippische Landes-Zeitung.

Resolution gegen Rechtsrock-Konzerte

Am 13. Dezember 2012 verabschiedeten Rat und Verwaltung der Gemeinde Leopoldshöhe auf Antrag der Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen einstimmig eine Resolution gegen Rechtsrock-Konzerte.

Resolution des Rates und der Verwaltung:

"Rat und Verwaltung missbilligen Treffen und Feiern von Rechtsextremen in Leopoldshöhe.

In den letzten Monaten hat es offensichtlich mehrere Feiern von Rechtsextremen in Leopoldshöhe gegeben. Da diese rechtlich kaum zu verhindern sind, appellieren wir an die Vermieter von Räumlichkeiten und Gaststättenbetreibern, solche Feiern und Treffen nicht zu unterstützen. Bei Anfragen dieser Art bitten wir Sie, das Ordnungsamt zu verständigen.

Der Bürgermeister der Gemeinde Leopoldshöhe

Fraktionsvorsitzender SPD
Fraktionsvorsitzender CDU
Fraktionssprecher Bündnis 90/ Die Grünen
Fraktionsvorsitzender FDP"

Konzert mit "Sleipnir" und "Agharta"

Am 15. September 2012 fand zuvor in der inzwischen geschlossenen Gaststätte "Ess-Werk" in Leopoldshöhe-Greste ein Rechtsrock-Konzert mit den Bands "Sleipnir" aus Ostwestfalen-Lippe und "Agharta" aus Magdeburg, organisiert vom "Chapter Ostwestfalen" der "Road Crew 24", statt.

Mehrfach neonazistische Veranstaltungen

"Wir haben erst im Nachhinein davon erfahren", erklärte Rudolf Frühling, Leiter des "Kommissariats für Rechts- und Linksextremismus" beim Polizeilichen Staatsschutz im Polizeipräsidium Bielefeld, am 12. November 2012 in der Lippischen Landes-Zeitung. Der Staatsschutz habe die ehemalige Gaststätte demnach schon länger im Blick gehabt, weil es dort mehrfach Veranstaltungen "der rechtsextremen Szene im engeren und weiteren Sinne" gegeben habe.

2008: Konzert vor antifaschistischen Protesten abgeschirmt

Bereits am 12. Juli 2008 hatte es in Greste ein Rechtsrock-Konzert mit der Band "Bitchbangern" gegeben, das von der Polizei vor antifaschistischen Protesten abgeschirmt und geschützt wurde. Damals organisierte der Polizeiliche Staatsschutz der extremen Rechten einen störungs- und protestfreien Erlebnisraum, in denen sich die Szene festigen und vergrößern konnte.

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Horn-Bad Meinberg: Ambivalente Erinnerungskultur

Am 1. Februar 2013 diskutiert der Arbeitskreis gegen Nazis Horn-Bad Meinberg über die Verlegung von Stolpersteinen durch den Kölner Bildhauer Gunter Demnig im Bereich der Stadt. Darüber berichtet heute, am 30. Januar 2013, die Lippische Landes-Zeitung.

Beides zusammen geht nicht

Vom 16. bis 20. Mai 2012 fanden die als völkisch kritisierten "46. Externstein-Vortragstage" des "Forschungskreis Externsteine e.V." ausgerechnet im Rathaussaal der Stadt Horn-Bad Meinberg statt - ein skandalöser Umgang einer Kommune mit der extremen Rechten. Auch für die "47. Externstein-Vortragstage" vom 8. bis 12. Mai 2013 stellt die Stadt Horn-Bad Meinberg mit der "Burgscheune" wiederum ein städtisches Gebäude für extrem rechte Propaganda zur Verfügung. Die Repräsentanten der Stadt Horn-Bad Meinberg müssen sich schon entscheiden: Entweder sie geben einer Tagung mit völkischen Inhalten öffentliche Weihen - oder sie gedenken der NS-Opfer. Beides zusammen geht nicht!

Wir fordern daher weiterhin:

- die sofortige Einstellung jeglicher Unterstützung des "Forschungskreises Externsteine e.V." durch die Stadt Horn-Bad Meinberg - einschließlich der symbolischen Unterstützung, die durch ein Interaktionsverhältnis mit dem Verein, zum Beispiel durch Grußworte des Bürgermeisters entsteht,

sowie

- die sofortige Entziehung der Gemeinnützigkeit durch das zuständige Finanzamt.

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Neue Westfälische 05 - Bielefeld mit Oerlingh.-Leopoldsh., 30.01.2013:
Neue Fotos von Nazi-Verbrechen / Bilddokumente zeigen früheste Gewaltaktionen der NSDAP in Oerlinghausen

Blick nach Rechts, 30.01.2013:
Völkisches Liedgut für russische Fans

Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2013:
Dokumentarfilm soll Zuschauer wachrütteln / "Blut muss fließen - Undercover unter Nazis" gibt Einblicke in die rechtsextreme Szene

Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2013:
Arbeitskreis gegen Nazis tagt

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Neue Westfälische 05 - Bielefeld mit Oerlingh.-Leopoldsh., 30.01.2013:

Neue Fotos von Nazi-Verbrechen / Bilddokumente zeigen früheste Gewaltaktionen der NSDAP in Oerlinghausen

Von Karl Banghard

Oerlinghausen. Heute jährt sich zum achtzigsten Mal ein Datum, an dem entscheidende Weichen für eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte gestellt wurden: Am 30. Januar 1933 wählte eine Koalition aus ultrakonservativen und demokratiefeindlichen Parteien Adolf Hitler zum Reichskanzler. Kurz davor konnte Hitler erneute Wahlen vereinbaren, die nur fünf Wochen später stattfinden sollten. Denn ihm fehlten noch 35 Stimmen im Reichstag, um demokratisch legitimiert die Diktatur durchzusetzen. Diese letzte Wahl am 5. März 1933 fand bekanntlich nicht mehr unter fairen Bedingungen statt.

Ein Schlaglicht auf diese fünf Wochen wirft ein Foto von der Verbrennung der schwarz-rot-goldenen Fahne der Weimarer Republik in der Bergstadt. Eine anschließende Aufnahme zeigt die Hakenkreuzfahne am alten Rathaus, dem heutigen Stadthotel. Die Bilddokumente wurden erst im November 2012 auf einem Speicher in Billinghausen wiederentdeckt.

Fotografien von Gewaltaktionen aus der frühesten Phase der NS-Herrschaft sind selten: Die zu jenem Zeitpunkt noch illegalen Übergriffe wollte man nicht unbedingt dokumentiert wissen. Durch einen Zeitungsartikel kann die Fahnenverbrennung genau datiert werden, sie fand am 9. Februar 1933 statt.

Im Oerlinghauser Stadtrat regierte an diesem Tag noch eine lose bürgerlich-sozialdemokratische Allianz mit deutlicher Mehrheit. Bis dahin konnte die NSDAP in der Bergstadt verhältnismäßig schlecht Fuß fassen. Die Fahnenverbrennung war die erste Aktion, in der die Autorität des gewählten Bürgermeisters August Reuter empfindlich untergraben wurde.

Drei Tage später werden Mitglieder des SA-Sturmbannes II/56 aus Salzuflen und Lage das Rathaus besetzen und den Bürgermeister eigenmächtig als abgesetzt erklären. Diese staatsstreichartige Entmachtung wurde zwar aus Detmold schnell widerrufen. In Ostwestfalen gab es ansonsten nur wenige Rathausbesetzungen durch die SA - anscheinend war es in Oerlinghausen nötig, Stärke zu zeigen.

Im Februar 1933 sahen noch viele Menschen in der neuen Hitler-Regierung lediglich eine Fortsetzung der Präsidialkabinette, die das Reich über die große Wirtschaftskrise hinweg regierten. Diese Allianzen aus Großgrundbesitzern, Schwerindustriellen, Reichswehr und Rechtsradikalen hatten bereits Stück für Stück Bürgerrechte abgebaut und den Staat autoritär umgestaltet. Hitler schien in Schach gehalten durch ein System aus reaktionären, aber nicht nationalsozialistischen Ministern, von deren Gnade man ihn abhängig glaubte.

Die Botschaft der Fahnenverbrennungen war deshalb insbesondere an das bürgerliche und an das rechte, nicht Hitler treue Spektrum adressiert. In dessen Wertesystem war eine solche Aktion immer noch das, was sie juristisch auch darstellte: eine Straftat. Erst im März 1933 wurde die schwarz-rot-goldene Nationalfahne gesetzlich abgeschafft. Die Schändungen des noch gültigen Hoheitszeichens machten vor allem den politischen Taktikern eindringlich klar, dass nun ein neuer Wind weht.

Dieser Wind konnte sich durchaus auch gegen das Establishment drehen: So wurde die brutale Entmachtung des bürgerlich-liberalen Detmolder Oberbürgermeisters Dr. Emil Peters durch einen Konflikt mit SA-Leuten um die Hissung der Hakenkreuz-Flagge am Rathaus eingeleitet.

Im sozialdemokratisch dominierten Oerlinghausen schlug die Verbrennungsaktion weniger hohe Wellen. Erwachsene scheinen die symbolstarke Veranstaltung gemieden zu haben, sonst hätte sie der Fotograf als ernstzunehmendes Publikum stärker aufs Bild genommen. Vielmehr bilden zusammengelaufene oder wahrscheinlich sogar vom Fotografen, einem Lehrer, zusammengetrommelte Schulkinder die Kulisse.

Info / Der Autor

Karl Banghard ist seit 2003 Leiter des archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen. Nach dem Studium in Bonn und Heidelberg war er verantwortlich für die Neukonzeption der stein- und bronzezeitlichen Abteilungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Freiburg. Danach betreute er den Aufbau des neuen Pfahlbaumuseums in Unteruhldingen am Bodensee und leitete die Bauarbeiten zu einem großen Freilichtmuseum am Federsee in Oberschwaben. Daneben initiierte er die erste Rekonstruktion einer mittelalterlichen Holzburg in Deutschland, der Bachritterburg Kanzach.

Literaturtipp: Uwe Gartenschlaeger, Jürgen Hartmann, Hans-Christoph Seidel, Eine rote Festung wird erobert. Nationalsozialismus in Oerlinghausen (Oerlinghausen 1986). Das Buch kann man antiquarisch erwerben oder in der Stadtbücherei ausleihen.

Bildunterschrift: Ein seltenes Zeitdokument.

Bildunterschrift: Die Fahne des Unheils.

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Blick nach Rechts, 30.01.2013:

Völkisches Liedgut für russische Fans

Russland (Moskau). In Moskau soll am 8. Februar eine Musikveranstaltung mit rechtsextremen deutschen Liedermachern stattfinden.

Rechtsextremes Gedankengut dargebracht mit dem Medium Musik kennt keine Grenzen, was immer wieder ein internationaler Schulterschluss beweist. Ein nächstes Zeugnis dafür wird für den 8. Februar in Moskau beworben, wenn zwei Liedermacher-Projekte dort neonazistisches und völkisches Liedgut aus Deutschland präsentieren sollen. Zum einen wird "Fylgien" angekündigt, wohinter sich Sebastian Döhring verbirgt, der seit vielen Jahren auch bei Veranstaltungen der NPD zur Gitarre gegriffen hat. 2009 hat er für die NPD in Berlin bei der Bundestagswahl auf Listenplatz 10 kandidiert.

Zum anderen soll der aus Lippstadt kommende "Jan Peter" auftreten, bei dem es sich um Jan Peter Kersting handelt, der bereits bei mehreren rechtsgerichteten Musikbands wie "Sleipnir" und "Bloodrevenge" mitwirkte und zuletzt meist unter dem Namen "Projekt Vril" die Bühne bestieg. Er war früher einmal Mitglied bei den Jungen Republikanern und bekennt sich nicht ausschließlich zur rechten Szene, sondern zur Systemkritik und zum nordischen Germanentum. Angesprochen auf seine Verbindungen zu Polen, bezeichnete der Musiker in einem Interview das slawische Volk als Brudervolk. Genau wie Döhring hat er bei dem in Chemnitz ansässigen rechtsextremen Label PC Records veröffentlicht. Als Veranstalter in Moskau tritt eine Gruppierung mit dem Namen "Wotanjugend" auf. (hf)

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Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2013:

Dokumentarfilm soll Zuschauer wachrütteln / "Blut muss fließen - Undercover unter Nazis" gibt Einblicke in die rechtsextreme Szene

Oerlinghausen / Leopoldshöhe. Über einen Zeitraum von neun Jahren hat der Journalist Thomas Kuban (der Name ist ein Pseudonym) die Rechtsrock-Szene mit versteckter Kamera ausgespäht. "Warum kann auf der rechtsextremen Partymeile über alle Grenzen hinweg gefeiert werden?" Das hat sich Kuban dabei immer wieder gefragt.

Vor einem Jahr feierte der dank des Interesses von Regisseur Peter Ohlendorf und seinem Team entstandene Dokumentarfilm "Blut muss fließen - Undercover unter Nazis" seine viel beachtete Premiere bei der Berlinale. Jetzt wird er in Oerlinghausen und Leopoldshöhe gezeigt (siehe auch Infokasten). Veranstalter sind der Förderverein der Stadtbibliothek Oerlinghausen, Ortsverbände der Parteien CDU, FDP, Grüne und SPD der Gemeinde Leopoldshöhe, mit Unterstützung der Stadt Oerlinghausen, der Oerlinghauser Parteien und der Kirchengemeinden.

Thomas Kuban hat hochbrisantes Material gesammelt. Um nicht entlarvt zu werden, hat sich der Journalist mit der Gedankenwelt der Nazis auseinandergesetzt, hat sich gekleidet wie sie, hat mehr als 130 ihrer Konzerte besucht und mit versteckter Kamera gefilmt. Die Tarnung sei so gut gewesen, sagt Peter Ohlendorf, der bei den Veranstaltungen in Oerlinghausen und Leopoldshöhe dabei sein wird, "dass er unter uns sitzen könnte, und keiner würde ihn erkennen".

Das sei auch nötig gewesen, denn nicht nur einmal hätten die Rechtsradikalen Morddrohungen ausgesprochen, sollte derjenige gefunden werden, der sie ausspäht.

Fernsehsender scheuten sich bis heute, den Film auszustrahlen. Anders als beim Islam-Terror werde das Thema offensichtlich als nicht relevant angesehen. "Wir haben hier aber ein dringendes Problem, dem wir uns stellen müssen", fordert der 60-Jährige. Die Gesellschaft müsse sich klar positionieren. Prävention sei dringend nötig.

In der Gesamtschule Leopoldshöhe wird der Film am Donnerstag, 14. Februar, auch während der Unterrichtszeit gezeigt. Am Niklas-Luhmann-Gymnasium und an der Heinz-Sielmann-Schule werden die Schüler auf die Abendveranstaltung hingewiesen.

Weil der Termin erst spät bekannt gewesen sei, sei eine Morgenveranstaltung einfach nicht möglich gewesen, bestätigten die beiden Schulleiter Stefan Sudholt und Rolf Bockwinkel. Stefan Sudholt führt noch einen weiteren Grund an: "Den Film ohne Vorbereitung zu zeigen, damit würden wir sicherlich viele Schüler überfordern."

Zwei Vorführungen

Der Film "Blut muss fließen" mit Diskussion wird am Mittwoch, 13. Februar, ab 19.30 Uhr, in der Aula des Schulzentrums Oerlinghausen und am Donnerstag, 14. Februar, zur gleichen Zeit in der Aula der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe gezeigt. Der Einritt kostet drei Euro. Für Schüler, Studenten, Sozialhilfe- und Arbeitslosengeld II-Empfänger ist er frei.

Bildunterschrift: Film ab: Dr. Bernd Meyer, Vorsitzender des Fördervereins der Stadtbibliothek, Heidrun Bode (Grüne) und Thomas Jahn, Vorsitzender des SPD-Gemeindeverbandes (von links).

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Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2013:

Arbeitskreis gegen Nazis tagt

Horn-Bad Meinberg. Der Arbeitskreis gegen Nazis trifft sich am Freitag, 1. Februar, um 18 Uhr im Rittersaal der Burg Horn. Ein Thema, das beginnend mit dem Februar-Treffen diskutiert werden soll, ist die Aufstellung so genannter "Stolpersteine" im Bereich der Stadt Horn-Bad Meinberg. Daneben wird weiterhin die Planung des Kulturfestes im Juli Thema im Arbeitskreis sein.

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info@hiergeblieben.de

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