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Tageblatt für Enger und Spenge / Neue Westfälische , 18.10.2004 :

"Nachforschen, was damals passierte" / Ausstellung "Waterberg - Ravensberger Missionare im Kolonialkrieg" unter großer Anteilnahme eröffnet

Von Alexandra Strathmann

Spenge. "Waterberg- Ravensberger Missionare im Kolonialkrieg 1904 - 1907 im ehemaligen Deutsch- Südwestafrika"- so heißt die neue Ausstellung im St. Martin Stift von Wolfgang Dörscheln, Frigga Tiletschke und Pastor Walter Moritz. Zur Eröffnung am Samstag kamen zahlreiche Interessierte.

30 Tafeln bieten dem Besucher an, sich mit dem Thema Kolonialkrieg, Völkermord, Zwangsarbeit und Apartheid auseinander zu setzen und auf der anderen Seite etwas über die Arbeit der Missionare zu erfahren. "Wir möchten wissen, was hier im Ravensberger Land passiert ist und was die Missionare von hier mit nach Namibia genommen haben", erklärte Wolfgang Dörscheln die Entstehung der Ausstellung, die unter dem Motto "Gerechtigkeit, Versöhnung, Frieden" läuft.

Die verschiedenen Festredner waren sich einige, dass die Ausstellung ein dringendes Thema behandelt. "Diese Ausstellung dient der Wahrheitsfindung, und dadurch ist ein friedliches Zusammenleben möglich und die ersten Schritte zur Versöhnung werden gegangen", sagte Kathrin Junkerkalefeld, Dezernentin für Schule und Kultur vom Kreis Herford.

Bürgermeister Christian Manz machte deutlich, dass es für ein Haus der Religion und des Christentums, wie es das St. Martin-Stift ist, wichtig sei, so eine Ausstellung zu initiieren. "Wir müssen nachspüren, was damals passiert ist und so unser Verhältnis im Umgang der Völker ändern", betonte der Superintendent des Kirchenkreises Herford, Pfarrer Gerhard Etzien.

Ehrengast der Ausstellung war Israel Kaunatjike. Der Herero flüchtete vor der Apartheid nach Deutschland und engagiert sich seitdem in der Anti-Apartheid-Bewegung. Er hat es sich selbst zur Aufgabe gemacht, sich für die Herero in Deutschland einzusetzen und Aufklärung in Deutschland zu betreiben.

Aufgelockert wurde die Austellungseröffnung mit dem sehr ernsten Thema durch die Gruppe "Nii Ardey Ankrah". Sie brachten ein Stück Afrika in das Foyer des St. Martin- Stiftes. Die rhythmischen Klänge und der Gesang lockten auch viele Bewohner an, die zusammen mit den anderen Gästen lauschten und die Tänze bestaunten.

Einen Schnitt gab es dann, als die drei Autoren der Ausstellung zum Thema "Gerechtigkeit, Versöhnung und Frieden" sprachen. Frigga Tiletschke forderte Gerechtigkeit auf historischer und juristischer Ebene, Pastor Walter Moritz will Versöhnung mit den Ausgestoßenen, und Wolfgang Dörscheln will den Frieden zwischen den Völkern.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm ließ die Besucher noch lange verweilen. So zeigte Walter Moritz Erinnerungstücke von seiner Missionsarbeit, und Israel Kaunatjike verkaufte Kunstwerke aus Namibia.

Im großen Speisesaal lief außerdem ein Film von Gisela und Udo Kilimann mit dem Titel "Waterberg - Kolonialkrieg und Völkermord".


lok-red.enger@neue-westfaelische.de

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