www.hiergeblieben.de

Deister- und Weserzeitung , 03.11.2001 :

Ein Beispiel an Zuverlässigkeit

Bad Münder. Fritz Tadje, geboren am 23. November 1914 in Feggendorf, verbrachte seine Kindheit in Münder. Nach seiner Lehre und nach den ersten Gesellenjahren trat er beim Artillerie-Regiment in Münster als Berufssoldat ein.

Während des gesamten Weltkrieges, von September 1939 bis April 1945, stand er als Sturm-Artillerist im Fronteinsatz. Einige Male erlitt er Verwundungen und war Träger der Verwundetenabzeichen in Silber und in Gold. Nach Genesungen kehrte Tadje wieder zur kämpfenden Truppe zurück. Wegen besonderer Tapferkeit beförderten ihn seine Kommandeure am 1. April 1942 - es war an der Ostfront - zum Leutnant und zeichneten ihn mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse aus.

Im gleichen Jahr verlieh ihm der Chef des damaligen Oberkommandos der Wehrmacht für gelungene und kampfentscheidende Einsätze mit seiner Sturmgeschütz-Einheit das Deutsche Kreuz in Gold und im Oktober 1942 das Ritterkreuz. Auch diese beiden Auszeichnungen waren Wehrmachtsorden. Seine Soldaten schätzen Fritz Tadje als klug handelnden Offizier, als abwägend in der Truppenführung, der seinen Männern bei Einsätzen mutig voranging, als Vorbild für Mannhaftigkeit und in jeder Situation als verlässlichen Kameraden. Es folgten weitere Beförderungen.

1947 kehrte Hauptmann a.D. Fritz Tadje aus englischer Kriegsgefangenschaft in seine Heimat Bad Münder zurück. Auch hier ergriff er die Initiative, von seiner Ehefrau Paula tatkräftig unterstützt, sich eine Existenz zu schaffen. Sogleich nach der Währungsreform 1948 eröffnete er ein Großhandelsgeschäft und gewann dank seiner Verlässlichkeit und Solidarität immer weitere Kunden. Der Schritt in das Berufsleben war gelungen. Auch in münderschen Vereinen, denen er angehörte, erwarb sich Fritz Tadje Ansehen. 1972/73 feierte ihn der Schützenverein von 1907 als Schützenkönig. Stolz führte er, mit der traditionellen Königskette ausgezeichnet, den Festumzug durch die Stadt an. Bereits 1964 errichteten sich die Eheleute an der Gartenstraße ein Einfamilienhaus und führten von hier ihre Geschäft bis Ende 1980.

Am 26. Januar 1981 verstarb Fritz Tadje im Alter von erst 66 Jahren, für die Ehefrau und für die Tochter der treu sorgende Mann und Vater und für die Kundschaft und Vereine der geschätzte Geschäftspartner und Vereinskamerad. Die mündersche Bevölkerung erlebte zum ersten Mal ein Begräbnis mit militärischen Ehren. Formationen der Bundeswehr und der Gemeinschaft der Ritterkreuzträger erwiesen Hauptmann a.D. Fritz Tadje die letzte Ehre. Als der Sarg in den Gottesacker gesenkt wurde, salutierten die Soldaten, und die Heeresmusiker intonierten das "Lied vom guten Kameraden". Der Sprecher der örtlichen Sektion der Ritterkreuzträger würdigte den Verstorbenen als Vorbild für soldatische Treue, stellte seine Befähigung zur Truppenführung heraus sowie sein Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein und seine Vaterlandsliebe, so wie sie der evangelische Theologe Prof. Helmut Thielicke (Hamburg) mit seiner allseits beachteten Rede am 17. Juni 1962 im Bundeshaus beschrieb. Auch die Schützenverbände dankten Fritz Tadje für seine Standhaftigkeit und Zivilcourage.

Weitere Münderaner mit ebenfalls hohen Kriegsauszeichnungen sind der ehemalige mündersche Pastor und spätere Major und Bataillons-Kommandeur Wilhelm Heinrich Bosse (gefallen auf der Halbinsel Krim), Hauptmann der Wehrmacht und Oberstleutnant a.D. der Bundeswehr Wilhelm Mundt (verstorben 1996), Major a.D. Rudolf Peter (verstorben 1997) und Leutnant a.D. Günter Halm. Die drei letztgenannten Offiziere gehörten Schützenvereinen an. Rudolf Peter und Günter Halm nahmen langjährig auch Vorstandsämter in der Turn- und Sportvereinigung Bad Münder wahr. 4 Anmerkung des Autors: Nach dem Bundesgesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen vom 26. Juli 1957 (BGBl. S. 844) und der Verordnung über den Besitznachweis für Orden und Ehrenzeichen vom 6. März 1959 (BGBl. S. 247) dürfen das Eiserne Kreuz, das Deutsche Kreuz in Gold und das Ritterkreuz jeweils ohne Hakenkreuz getragen werden. An seine Stelle treten beim Eisernen Kreuz und bei dem Ritterkreuz reliefartig hervorgehobene Eichenblätter und bei dem Deutschen Kreuz das Eiserne Kreuz.


redaktion@dewezet.de

zurück