Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt ,
10.12.2012 :
Damit aus Fans keine Hooligans werden / Neues Projekt: Sozialarbeiter wollen junge Leute von extremen Gruppen fernhalten
Paderborn (WV). Um Gewalt, Rassismus und Rechtsextremismus aus Stadien zu verbannen, ist in Paderborn ein Fanprojekt ins Leben gerufen worden. Es zielt insbesondere auf minderjährige Fußballfans ab, damit diese gar nicht erst auf die schiefe Bahn geraten. Der Startschuss für dieses Projekt fiel am Samstag in der Benteler-Arena.
"Wir haben hier in Paderborn längst nicht Zustände wie in anderen Städten, aber es gibt Hinweise darauf, dass auch bei uns keine heile Welt ist", sagte Bürgermeister Heinz Paus bei der Vorstellung des Fanprojekts. So kommt es vor allem bei Auswärtsspielen vermehrt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit anderen Fangruppen und zum Einsatz von Pyrotechnik. Einen Sonderfall bilde die rechtsradikale Gruppe "Domstädter", der 35 bis 40 Personen angehörten, wobei die Hälfte davon laut Polizei gewaltbereit sei. Diese Gruppe versuche zudem immer wieder, 14- bis 16-jährige Fans anzuwerben. Und genau dort möchte das Fanprojekt, das vom Caritasverband Paderborn getragen wird, ansetzen.
Die beiden Sozialarbeiter Angelina Bracht (36) und Philip Krüger (32) werden sich künftig bei Heim- und auch bei Auswärtsspielen um vornehmlich junge Fußballfans kümmern. Dabei wollen sie nicht erst warten, bis die jungen Leute auf sie zukommen, sondern gezielt das Gespräch mit ihnen suchen. "Die Caritas kann ins Feld führen, viel Erfahrung mit aufsuchender Arbeit zu haben, zum Beispiel in der Suchtkrankenhilfe", sagte Caritas-Vorstand Patrick Wilk. Junge Menschen davor zu bewahren, an die falschen Leute zu geraten, könne aber nur funktionieren, wenn Polizei, Jugendämter und der SC Paderborn eng zusammen arbeiteten. Diese Zusage gab der Geschäftsführende Vizepräsident des SCP, Martin Hornberger: "Der Verein ist ganz bewusst nicht direkt in das Fanprojekt eingebunden, wird es aber mit allen Mitteln und Möglichkeiten unterstützen."
Die Kosten für das Fanprojekt in Höhe von knapp 150.000 Euro teilen sich Deutsche Fußball-Liga (49.000 Euro), Land (49.000 Euro), Kreis (19 000 Euro) und Stadt (29.000 Euro). Finanziert werden damit die beiden Sozialarbeiter, Honorarkräfte sowie ein Büro, das in Schloß Neuhaus angesiedelt werden soll.
Philip Krüger weiß aus Erfahrung, dass extreme Gruppen vor allem während Fahrten zu Auswärtsspielen versuchen, junge Leute anzuwerben: "Sie laufen Gefahr, dass sie sich falsche Dinge abgucken und instrumentalisiert werden, indem sie zum Beispiel Bengalos in Stadien schmuggeln sollen." Bernd Neuendorf, Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, betonte, dass die Fanprojekte - in NRW gibt es mittlerweile 14 dieser Art - ein wichtiges Signal seien, weil rassistische und rechtsradikale Tendenzen zunähmen.
Landrat Manfred Müller betonte, dass alle davon profitierten, dass der SC Paderborn Sympathieträger in der Region sei. "Umso wichtiger ist, dass alles gut und sicher verläuft rund um den Fußball. Es macht auch ein Stück Glaubwürdigkeit gegenüber der Fanszene aus, dass wir bereit sind, etwas zu tun."
Bildunterschrift: Gemeinsam gegen Gewalt in Stadien (von links): Friedhelm Hake, Patrick Wilk (beide Caritas), Martin Hornberger (Geschäftsführender Vizepräsident des SC Paderborn), Landrat Manfred Müller, SCP-Pressesprecher Matthias Hack, Staatssekretär Bernd Neuendorf, Paderborns Bürgermeister Heinz Paus und Landesrat Hans Meyer. Stehend die beiden Fanprojekt-Mitarbeiter Angelina Bracht und Philip Krüger.
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