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Lippische Landes-Zeitung , 08.12.2003 :

Protest gegen "braunen Gürtel" / Großaufgebot der Polizei sichert friedliche Demo-Tour auch in Leopoldshöhe ab

Leopoldshöhe (sew). "Wir kommen wieder", skandierten die Demonstranten, und einige Leopoldshöher klatschten. Friedlich, aber eindrucksvoll hatten 50 Teilnehmer zuvor klar gemacht, was sie nicht wollen: Rechtsradikale Rockmusik, die von Leopoldshöhe aus vertrieben wird.

Die Demonstranten, die dem Aufruf von "Courage gegen Rechts" und "Antifa-West" gefolgt waren, blieben hinter den Transparenten, fotografierten aber auch über den Rand das Haus von Marco M. Dort wiederum wurde ebenfalls auf den Auslöser gedrückt. Dazwischen stand die Polizei, die mit zehn Mannschaftswagen sowie einem Polizeibus angerückt war und ein Absperrband gezogen hatte.

Die Informationen kamen über Lautsprecher. Die Demonstranten warfen Marco M. vor, unter dem Label "Christhunt" auch rechtsradikale Rockmusik zu vertreiben (die LZ berichtete).

Einer der Demo-Organisatoren, Rudolf Klamann aus dem Landesvorstand der PDS, erklärte die Taktik der Demonstranten: "Die Rechtsradikalen spionieren aus, wer zu der Gruppe gehört. Einige sind schon bedroht worden, mussten umziehen und ihre Mailadresse schleunigst wechseln. Deshalb vermummen sie sich und bleiben hinter den Transparenten." In Herford, wo die Gruppe bereits vorher Station gemacht hatte, und Leopoldshöhe ließen sich die Rechtsradikalen nicht blicken. "Die Szene sollte man trotzdem nicht unterschätzen", warnte Klamann. Mit der Demo-Tour habe man zeigen wollen, dass die Neonazis zunehmend auf das Land abwandern. "Wir haben einen Treff in Bielefeld verhindert. Jetzt suchen sich die Rechtsradikalen Gemeinden aus, die keinen hohen Ausländeranteil haben. Sie ziehen einen braunen Gürtel um die Stadt. Das nennen sie national befreite Zone."

Die dürfte allerdings ziemlich löchrig werden, denn die Demo-Tour hatte bereits in Vlotho und Herford den Staatsschutz aufmerksam werden lassen. In einigen Booklets der von "Christhunt" aufgelegten CDs sollen Hakenkreuze abgebildet worden sein. "Das ist ein Straftatbestand und der Vertrieb kann verboten werden. Der bringt das Geld ein, mit dem sich die Gruppen finanzieren. Damit kann man die Strukturen sprengen", erklärte Klamann.


Salzuflen@lz-online.de

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