Espelkamper Zeitung / Westfalen-Blatt ,
07.11.2012 :
Heimatstube greifbar nah / Bund der Vertriebenen hat mit Vorbereitungen begonnen
Von Felix Quebbemann
Espelkamp (WB). "Der Weg ist das Ziel" - dieses Sprichwort beschreibt in etwa die lange Diskussion um die Heimatstube, die vom Bund der Vertriebenen in Espelkamp seit Jahren eingefordert wird.
Doch scheint die Reise bald am Ende zu sein und das Ziel ist das Ernst-Wilm-Haus im Ludwig-Steil-Hof. Dort hat sich nun die örtliche BdV-Vorsitzende Rosemarie Czitrich mit Wolfgang Hintersdorf (BdV Espelkamp) sowie Roswitha Möller vom Vorstand des BdV-Landesverbandes Düsseldorf und Renate Öttking vom BdV-Kreisverband Minden getroffen.
Enttäuscht zeigten sich die Vertreter zwar darüber, dass sie die für die Heimatstube vorgesehenen Räume nicht besichtigen konnten. Doch ist eine deutliche Aufbruchstimmung bei den BdV-Mitgliedern auszumachen. "Zwei Räume sind uns angeboten worden", sagt Czitrich vor Ort. Ihr ist anzumerken, dass sie sich sehr darüber freut, in den Räumen unter anderem die Exponate der ehemaligen Dauerausstellung im Rathaus platzieren zu können.
Wolfgang Hintersdorf fügt an, dass auch die alte Barackenstube - ein Exponat aus den Anfangszeiten Espelkamps, das zeigt, wie die ersten Vertriebenen gewohnt haben - ausgestellt werden soll. Auch ein alter Kanonenofen soll künftig in der Heimatstube zu sehen sein. "Wir wollen zeigen: "So waren die Anfänge Espelkamps"." Das Hauptaugenmerk liege dabei auf die Vertreibung der ersten Flüchtlinge und ihre Ankunft in Espelkamp im Juni 1945. Geplant sei auch, eine große Karte zu erstellen, die zeige, woher die Flüchtlinge kamen. "Es ist auch angedacht, die einzelnen Landsmannschaften vorzustellen." Eventuell soll auch eine Wappengalerie erstellt werden. Hintersdorf beschreibt aber die derzeitige Lage zu den Ausstellungsstücken mit "mehr als dürftig". Daher werde der BdV in Kürze bei noch lebenden Zeitzeugen "gezielt anfragen". Die Aufarbeitung des Materials sei aufwendig.
Die Zusammenarbeit mit der Stadt lobt Hintersdorf. "Wir bekommen die totale Unterstützung von der Stadt." So seien bereits notwendige Vitrinen versprochen worden. Auch Gelder benötige die Heimatstube. "Aber es gibt noch keinen Ratsbeschluss", so Hintersdorf. Um diesen vorzubereiten müssten die Räumlichkeiten zunächst ausgemessen werden. Daher hofft der BdV, dies bald vornehmen zu können. Der Steil-Hof richtet dann die Räume her.
Mit der Fertigstellung der Heimatstube rechnet der BdV Mitte des kommenden Jahres. Hintersdorf will das Projekt möglichst schnell realisieren und ist etwas enttäuscht darüber, dass immer noch "irgendwo gebremst wird". Er hat schon weitreichende Pläne. "Wir wollen auch in den Geschichtsunterricht der Schulen gehen", sagt er. Die Schüler sollen die Heimatstube besuchen, denn Hintersdorf weiß, dass Geschichte zum Anfassen bei den Schülern viel besser in Erinnerung bleibt.
Bildunterschrift: Rosemarie Czitrich (von links), Wolfgang Hintersdorf, Roswitha Möller und Renate Öttking.
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Blick nach Rechts, 30.10.2012:
"Islamkenner" bei Neonazi-Tagung
Von Anton Maegerle
Unter dem Motto "Ist der Islam eine Bedrohung?!?!" findet am 24. / 25. November "im Harz" ein Lesertreffen der Zeitschrift "Recht und Wahrheit" (RuW) statt. Dahinter steckt der verurteilte Neonazi Meinolf Schönborn (Herzebrock-Clarholz, Kreis Gütersloh).
"Wenn wir jetzt die ISLAMISIERUNG unseres Volkes nicht verhindern und auch wieder versagen, dann ist in spätestens in 20 Jahren hier Schluss mit der Kultur des Abendlandes", warnt der Knast erfahrene Meinolf Schönborn in einem elektronischen Rundschreiben und fordert seine Kameraden auf: "Also ... kämpfe!!!!! Wir sehen uns beim Seminar!?" Sein Schreiben beendet Schönborn, vormals Bundesführer der 1992 verbotenen Neonazi-Gang "Nationalistische Front" (NF), mit "GruSS".
Hauptreferent des unter konspirativen Umständen stattfindenden Islam-Tagung am 24. / 25. November soll Karl-Heinz Kuhlmann sein, einer der Erstunterzeichner des "Manifestes gegen den Linkstrend in der CDU", aus Bohmte bei Osnabrück. Kuhlmanns Name ist in der Einladung zum RuW-Lesertreffen aus "Sicherheitsgründen geschwärzt". Angekündigt ist Kuhlmann als "national-konservativer Professor im Ruhestand und weltweit bekannter Islamkenner".
Als Festredner abgelehnt
Kuhlmann, Gelegenheitsautor der "Jungen Freiheit" und Leserbriefschreiber der "Preußischen Allgemeinen Zeitung", ist Schirmherr des rechtsextremen "Freundschafts- und Hilfswerkes Ost e.V.", das von Klaus Hoffmann, vormals NPD-Funktionär und Ex-Kader der verbotenen "Wiking-Jugend", geführt wird.
Im Jahr 2005 lieferte Kuhlmann Schlagzeilen, als er von der Stadt Korbach in Hessen als Festredner bei einem pommerschen Vertriebenen-Treffen abgelehnt wurde. Nach der Lektüre von Kuhlmanns Redemanuskript erklärte Bürgermeister Klaus Friedrich: "Wir haben Bedenken, dass Ursachen und Folgen der jüngeren deutschen Geschichte in dieser Festrede vernünftig dargestellt werden."
Neben Kuhlmann referiert bei dem Lesertreffen der Zeitschrift "Recht und Wahrheit" im "Harz", das unter dem Motto "Ist der Islam eine Bedrohung?!?!" stattfinden soll, die wegen Volksverhetzung verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck.
Halbautomatisches Gewehr im Rucksack
In einem gesonderten internen Rundschreiben wehklagt Schönborn, dass seine "bescheidene "Hütte"" in Herzebrock-Clarholz am 7. Juli von der Polizei durchsucht wurde. Dateieinsicht habe es für die Beamten jedoch nicht gegeben, verkündet Schönborn stolz. Diesbezüglich habe er viel von dem verstorbenen Kameraden Jörg Lange gelernt.
Die Polizeiaktion gegen Schönborn stand in Zusammenhang mit dem in einem Anwesen im nordbrandenburgischen Herzberg (Ostprignitz-Ruppin) tot auf gefundenen Neonazi Lange. Bei dem Toten hatte die Polizei in einem Rucksack ein halbautomatisches Gewehr, eine Pistole und mehr als 300 Patronen für andere Waffen gefunden. Pächterin des Anwesens in Herzberg war Brigitte H., die Lebensgefährtin von Schönborn. Der Tagungsbetrag für das RuW-Lesertreffen Ende November ist auf ein Konto von H. bei der Kreissparkasse Wiedenbrück einzuzahlen. Der normale Tagungsbeitrag beträgt 25 Euro, Schüler und Hartz IV-Empfänger müssen 10 Euro berappen.
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Espelkamper Zeitung / Westfalen-Blatt, 11.09.2012:
Der Blick nach vorne ist wichtig
Leser Roland Quarder beschäftigt sich noch einmal mit dem Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen im Bürgerhaus sowie dem dort gehaltenen Referat des Gastredners Dr. Karl-Heinz Kuhlmann (die Espelkamper Zeitung berichtete am 3. September).
Herr Kuhlmann hat natürlich Recht, wenn er darauf hinweist, dass es vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auch in Polen militante Nationalisten und Antisemiten gegeben hat. Denn überall gab es damals in Europa Faschisten und Rassisten. Doch in Deutschland leider besonders viele. Mehr sei zu der Diskussion um Herrn Prof. Dr. Kuhlmann nicht mehr gesagt. Denn genauso wichtig wie der Blick zurück ist natürlich der Blick nach vorn. Und in dem Zusammenhang stellt sich zum Beispiel auch die Frage, wie in Zukunft der Tag der Heimat gefeiert werden soll. Denn nicht nur Flüchtlinge und Vertriebene haben in Espelkamp eine neue Heimat gefunden, sondern auch viele andere Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern.
Ob und wie diese Menschen ihr Erbe in der geplanten Heimatstube präsentieren werden oder dürfen, darauf kann man gespannt sein. Zu dem historischen Erbe der Stadt Espelkamp, gehört aber auch die Munazeit, und in dem Zusammenhang die Frage, wie die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen dokumentiert werden sollen, die in dieser Rüstungsfabrik gearbeitet haben. Denn es darf nichts verschwiegen werden.
Es muss aber auch die Frage erlaubt sein, was die christlichen Schulen der Stadt Espelkamp in Sachen lokaler Erinnerungskultur und Versöhnung unternehmen werden.
In Sachen Heimatstube und Munazeit lohnt sich auch der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Denn neben Espelkamp gibt es noch andere Muna- und Flüchtlingsstädte mit einem ähnlichen historischen Erbe. Erwähnt seien in diesem Zusammenhang die Stadt Waldkraiburg oder Traunreuth.
Roland Quarder
Espelkamp
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 10.09.2012:
Schutz vor medialer Verdummung
Espelkamp. Wieder erreicht die Redaktion ein Leserbrief zur Berichterstattung zum "Tag der Heimat" des BdV im Espelkamper Bürgerhaus.
"Vorweg: Als Nichtvertriebener habe ich am 2. September den Tag der Heimat in Espelkamp besucht. Neben der Osnabrücker Zeitung (NOZ) und der FAZ beziehe ich die Wochenzeitung "Junge Freiheit", die, laut Kommentar "wirklich nicht in dem Ruf steht, in der politischen Mitte unserer Gesellschaft zu stehen".
Wie kommt der Kommentator zu dieser Aussage? Doch nicht etwa durch die "Bundesempörungsbeauftragte", nach deren Auffassung die Lektüre der Zeitung "Junge Freiheit" politisch abweichende Meinungen fördert?!
Gerade in der "Jungen Freiheit" erfahre ich ein hohes Maß an kritischen, fundierten und überzeugenden Kommentaren. Diese Attribute kann ich im Kommentar - Überflüssig - nicht erkennen. Die Antworten auf die Fragen nach dem "Warum" zu Pastor Kuhlmann`s Ausführungen belegen meine Worte.
Ich frage, wie kann ein Pastor "Unversöhnliches" predigen, der noch heute mehrmals im Jahr von seinen Glaubensbrüdern rund um Stettin gebeten wird, ihnen zu helfen, den evang. / luth. Glauben in der polnischen Diaspora zu bewahren?!
Als ehemaliger Sportfunktionär der deutschen CVJM-Bewegung (Volleyball) hat Pastor Kuhlmann in den vergangenen 40 Jahren unzählige Begegnungen zwischen jungen Sportlern, hüben wie drüben, besonders aber in Israel organisiert.
Unversöhnlich? Wohl kaum!
Die kritische Betrachtung der deutschen Vergangenheitsbewältigung im Stile Klaus von Dohnanyis "Hat uns Erinnerung das Richtige gelehrt?" stand im Mittelpunkt der Ausführungen Pastor Kuhlmann`s. "Für Deutschlands Zukunft" für unsere Demokratie ist heute nichts wichtiger als ein Klima offener und breiter Meinungsfreiheit. Sie ist das Fundament der Demokratie. Wir müssen uns vor einer Bedrückung durch allzu mächtige "Political Correctness" schützen.
Gerade wegen unserer Geschichte gilt dies für uns Deutsche in besonderem Maße. Nur in offener Meinungsfreiheit, die auch extreme Abweichungen toleriert und dann im politischen Streit austrägt, erwachsen Mut und Kreativität. Somit sind diese Veranstaltungen nicht "überflüssig", nein, sie schützen uns vor medialer Verdummung, einseitiger Geschichtsaufarbeitung und dem Verlassen des demokratischen Spielfeldes am extrem linken und rechten Spielfeldrand. Zivilcourage wächst und zählt nur in der Praxis.
Friedel Wallenhorst
Osnabrück
Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Fassen Sie sich bitte kurz. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Falls Sie per E-Mail schreiben, geben Sie bitte Ihre Adresse und Telefonnummer mit an. So können wir überprüfen, ob der Leserbrief wirklich von Ihnen stammt.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 08./09.09.2012:
Kommentar / Die Rede des Professors Kuhlmann / Einseitig
Jörn Spreen-Ledebur
Er sei auch ein Vetriebener, wolle keine Revanche, nur Glück: So sang einst der aus Espelkamp stammende Heinz-Rudolf Kunze.
Revanche statt Glück? Ausführlich befasste sich Professor Kuhlmann beim Tag der Heimat mit anti-deutschen Ressentiments und polnischen Forderungen nach einer West-Verschiebung der polnischen Westgrenze in den 1920er und 1930er Jahren. Ressentiments gab es damals auch in Deutschland. Die NS-Aussagen zum "Volk ohne Raum" und "Lebensraum im Osten" nannte Kuhlmann nicht.
Der Redner erinnerte an die Vertreibung von Millionen Deutschen. Mit keinem Wort erwähnte er, dass polnischen Staatsangehörigen ähnliches widerfuhr, die von den Sowjets aus polnischen Ostgebieten vertrieben wurden.
Kuhlmann zitierte einen polnischen Literaturhistoriker bezüglich der heute polnischen Gebiete Schlesiens, Pommerns, Teilen Ost- und Westpreußens sowie der Hansestadt Danzig, der von einem Jahrhunderte alten deutschen Erbe sprach.
Natürlich gibt es ein Erbe aus deutschen Zeiten. Aber ist es nicht ein europäisches Erbe? Immer wieder haben Volks- oder Religionsgruppen neue Gebiete besiedelt, brachten ihre kulturellen Eigenarten mit - in Preußen etwa die verfolgten Salzburger Protestanten oder französischen Hugenotten.
Die Kultur ist europäisch geprägt, hat nationale Besonderheiten. In der Kunst gilt das etwa für die aus Frankreich stammende Gotik. Die Backsteingotik ist eine in Norddeutschland und dem Ostseeraum ausgeprägte Stilrichtung. Niemand aber käme auf die Idee, den Magdeburger Dom als erste gotische Kathedrale auf deutschem Boden zu nutzen, um diese Baukunst als deutsch zu reklamieren.
Geht es um das kulturelle Erbe, dann hätte Kuhlmann der Ehrlichkeit halber an deutsches Verhalten erinnern müssen: So planierten Nazis um Schlesiens Gauleiter Hanke eine Schneise quer durch die Altstadt Breslaus - um ein Flugfeld als Fluchtmöglichkeit für NS-Funktionäre zu schaffen.
Städte wurden der Zerstörung preisgegeben, weil sie trotz aussichtslosen Kampfes zu Festungen erklärt wurden, die laut Hitler nicht aufgegeben werden durften. Andernfalls drohte die Todesstrafe - so wie im Fall des Generals Lasch, der als Festungskommandant die Kapitulation Königsbergs erklärte.
Was Kuhlmann auch verschwieg: Es waren polnische Restauratoren, die den alten Zentren von Danzig, Breslau oder Marienburg unter widrigen Bedingen ihr altes Gesicht wiedergaben. In Stettin erinnert bis heute das Berliner Tor mit seiner Inschrift an die preußischen Zeiten.
Unter dem Strich betonte Kuhlmann in seiner Rede das Trennende, nicht das Verbindende. Sie hatte den faden Beigeschmack, die deutsche Kriegsschuld von 1939 zu relativieren.
Erstmals in der Geschichte gibt es in Europa heute einen gemeinsamen Rechtsraum. Welche Chancen das für ein friedliches Miteinander ermöglicht - dazu schwieg er.
joern.spreen-ledebur@ihr-kommentar.de
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 08./09.09.2012:
Briefe an die Lokalredaktion / Die Zukunft des Tages der Heimat
Espelkamp. Im Zusammenhang mit der Diskussion über den Tag der Heimat und eine mögliche Heimatstube für den Bund der Vertriebenen erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
"Herr Kuhlmann hat natürlich Recht, wenn er darauf hinweist, dass es vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auch in Polen militante Nationalisten und Antisemiten gegeben hat. Denn überall gab es damals in Europa Faschisten und Rassisten. Doch in Deutschland leider besonders viele.
Mehr sei zu der Diskussion um Herrn Prof. Dr. Kuhlmann nicht mehr gesagt. Denn genauso wichtig wie der Blick zurück ist natürlich der Blick nach vorn.
Und in dem Zusammenhang stellt sich zum Beispiel auch die Frage, wie in Zukunft der Tag der Heimat gefeiert werden soll. Denn nicht nur Flüchtlinge und Vertriebene haben in Espelkamp eine neue Heimat gefunden, sondern auch viele andere Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern.
Ob und wie diese Menschen ihr Erbe in der geplanten Heimatstube präsentieren werden beziehungsweise dürfen, darauf kann man gespannt sein.
Zu dem historischen Erbe der Stadt Espelkamp gehört aber auch die Muna-Zeit, und in dem Zusammenhang die Frage, wie die Arbeits- beziehungsweise Lebensbedingungen der Menschen dokumentiert werden sollen, die in dieser Rüstungsfabrik gearbeitet haben. Denn es darf nichts verschwiegen werden.
Es muss aber auch die Frage erlaubt sein, was die christlichen Schulen der Stadt Espelkamp in Sachen lokaler Erinnerungskultur und Versöhnung unternehmen werden.
In Sachen Heimatstube und Munazeit lohnt sich auch der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Denn neben Espelkamp gibt es noch andere Muna- oder Flüchtlingsstädte mit einem ähnlichen historischen Erbe. Erwähnt seien in dem Zusammenhang die Städte Waldkraiburg oder Traunreuth."
Roland Quarder
Espelkamp
Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Fassen Sie sich bitte kurz. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Falls Sie per E-Mail schreiben, geben Sie bitte Ihre Adresse und Telefonnummer mit an. So können wir überprüfen, ob der Leserbrief wirklich von Ihnen stammt.
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NRW rechtsaußen, 06.09.2012:
Minden-Lübbecke: Geschichtsrevisionismus beim "Tag der Heimat" des BdV
Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke). Beim diesjährigen "Tag der Heimat" des "Bundes der Vertriebenen" (BdV) in Espelkamp hat der Hauptredner Karl-Heinz Kuhlmann Polen eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg zugeschrieben. In einem Bericht der Lokalpresse über die Veranstaltung heißt es, der Pfarrer im Ruhestand Kuhlmann habe in seine Rede "einen historischen Exkurs zur Vorgeschichte des zweiten Weltkriegs" eingeflochten. Dabei habe er geäußert, in Polen habe es "starke Bestrebungen gegeben … , die einen Krieg befürwortet und sich "Gebietsgewinne" davon versprochen hätten". Das "Westfalen-Blatt" zitiert ihn wörtlich: "Die polnische Regierung trägt eine Mitverantwortung" für den Kriegsbeginn am 1. September 1939.
Ansichten vorher bekannt
Kuhlmann konnte beim BdV auftreten, obwohl seine geschichtsrevisionistischen Ansichten schon Wochen vor dem "Tag der Heimat" nicht nur allgemein bekannt, sondern auch Gegenstand heftiger öffentlicher Kritik waren. Örtliche Initiativen und Berichte in der Lokalpresse hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass Kuhlmann Anfang 2011 als Referent beim ultrarechten "Institut für Staatspolitik" aufgetreten war. Politikwissenschaftler sehen das Institut in der Tradition der so genannten Konservativen Revolution, einer Strömung aus der Zeit der Weimarer Republik, die in der Geschichtswissenschaft als "Wegbereiterin des Nationalsozialismus" eingestuft wird. Kuhlmann hat zudem mehrfach in der rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit" publiziert, die einem ähnlichen Milieu zuzurechnen ist. In der Auseinandersetzung um Kuhlmanns geplanten Auftritt beim BdV war schon im August darauf hingewiesen worden, dass der vorab angekündigte Redner in einem Leserbrief an die "Junge Freiheit" geschrieben hatte, der deutsche Überfall auf Polen sei vor allem deswegen zum Zweiten Weltkrieg geworden, weil "Großbritannien und Frankreich ihre Weltmachtrolle in Gefahr" gesehen hätten. "Mit dem Vorspiel der Ereignisse um Danzig" habe sich ihnen eine "Gelegenheit" geboten, "den Konkurrenten Deutschland in die Schranken zu weisen".
"Polnische Kriegs- bzw. Präventivkriegspläne gegen Deutschland"
Kuhlmann, von dem im "Westfalen-Blatt" berichtet wird, er habe seine CDU-Mitgliedschaft aus Protest dagegen niedergelegt, dass im Bundesland Niedersachsen "eine Muslimin zur Ministerin" ernannt worden sei, hat sich schon zuvor in der "Jungen Freiheit" über eine angebliche Mitschuld Polens am Zweiten Weltkrieg geäußert. In dem Land hätten "zahlreiche politische und gesellschaftliche Kreise" vor Kriegsbeginn die Auffassung vertreten, "daß Polen durch den Versailler Vertrag auch territorial gegenüber Deutschland noch nicht ausreichend saturiert worden" sei. Daraus seien "polnische Kriegs- bzw. Präventivkriegspläne gegen Deutschland" entstanden. In diesen Planungen, die der polnische Generalstab entwickelt habe, seien "auch polnische Gebietsgewinne im Westen einkalkuliert" worden - "wenn möglich bis vor Berlin oder noch weiter bis ins Wendland". Eine polnische Teilmobilmachung vom Frühjahr 1939 komme deshalb "wohl einer Drohung" gleich. Daher sei es "historisch falsch", Deutschland als "den alleinigen Verursacher" des Zweiten Weltkriegs zu betrachten.
In bester Gesellschaft
Dass dem BdV in Espelkamp der zitierte Text bekannt gewesen ist, ist nicht unwahrscheinlich: Ein Funktionär der Organisation, Gerd-Manfred Gabler, liest die Zeitung zumindest gelegentlich, denn er hat sich mehrmals in ihr per Leserbrief zu Wort gemeldet. Ein polnischer Verband habe 1930 die Annexion deutschen Territoriums gefordert, behauptete er etwa in einem solchen Schreiben: "1945 erfüllte sich dieser polnische Traum - gegen Völkerrecht und Menschenwürde." Auch zum Thema Islam hat sich Gabler in einem Leserbrief an die "Junge Freiheit" geäußert. "Die islamische Landnahme in Deutschland", schrieb er, "kann auch mit dem Fehlen eines Friedensvertrages erklärt werden". "Der Krieg" werde heute "mit anderen Mitteln weitergeführt: Als ein Multikulti-Krieg, ausgerichtet von den deutschen Erfüllungsgehilfen im Auftrag der Siegermächte gegen das eigene Volk." Gabler behauptet, gegenwärtig werde "die Abschaffung Deutschlands" vollzogen.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 06.09.2012:
Eine Heimatstube ist nicht genug
Espelkamp. Zu den Berichten über den Tag der Heimat und die Ankündigung, im Ludwig-Steil-Hof eine Heimatstube verwirklichen zu können, nimmt der frühere Stadtdirektor Espelkamps Stellung:
""Das Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen, ihr Lebens- und Leidensweg gehören untrennbar zum Entstehen und Werden der Stadt Espelkamp." Dieser Satz wird immer wieder wiederholt. Was er aussagt, geht immer mehr verloren: das war vor Jahrzehnten schon die Sorge vieler Espelkamper.
Auf ihre Weise hat Frau Dr. Ruby Simon mit ihrem Buch "Espelkamp - Geschichte lebendig" dafür gesorgt, dass Lebenszeugnisse bewahrt bleiben. Schon früher hatte Bürgermeister Wetzel die Anregung für eine "Heimatstube" an Rat und Verwaltung herangetragen.
Weil die Flüchtlinge und Vertriebenen geprägt durch ihr Leben in ihrer Heimat, belastet mit dem Schicksal der Flucht und der Vertreibung nach Espelkamp gekommen sind und hier ihr ganzes Leben eingebracht haben in das Entstehen und den Aufbau der Stadt, erschien Rat und Verwaltung eine "Heimatstube" nicht genug, um ihre Leistung zu würdigen und beispielgebend darzustellen: sie stünde einerseits in der Gefahr, immer mehr an den Rand und in das Vergessen zu geraten und andererseits als ein Ort des Revanchismus missverstanden zu werden. Einvernehmlich ist die Entscheidung gereift: Das Erbe gehört in die Mitte, in das Rathaus.
"Eine neue Chance"
Deshalb sind der ursprüngliche Ratssaal und die Flure zu Räumen der Begegnung mit der Geschichte der Flucht und der Vertreibung, der Anfänge in Espelkamp und des Entstehens der Stadt ausgestattet worden. Aber nicht isoliert, sondern eingebettet in das Leben und die Geschichte der Westfalen - besonders der Altgemeinde und der früher selbstständigen Gemeinden - mit den Zeugnissen ihrer Geschichte. So ist diese Ausstellung aufgebaut und immer wieder den veränderten Gegebenheiten angepasst worden.
Mit großem Engagement haben die Bürgerinnen und Bürger genauso wie Mitglieder des Rates mitgewirkt. Sie haben sich von ihren für sie so wertvollen Erinnerungsstücken getrennt und für die Ausstellung hergegeben. So wurde sichtbar gemacht: die Gesamtheit des Lebens in der Stadt mit dem Wohnen, den Arbeitsstätten, den Schulen und Erholungsgebieten.
Das sollte im "Martinshaus" fortgeführt und beispielhaft weit über die Grenzen Espelkamps hinaus dargestellt werden: Wie es gelungen ist, was so gern beschworen wird: "Aus Schwertern Pflugscharen" zu machen. Wie es möglich war, immer wieder neu Menschen in die Gemeinschaft aufzunehmen - und was aus dieser Geschichte für die Zukunft Espelkamps und für eine Welt nutzbar gemacht werden kann, in der Kriege und die verschiedensten Formen der Not immer wieder Menschen zur Suche nach neuer Heimat zwingen.
Zwei Versuche, das im "Martinshaus", an diesem hervorragend geeigneten Ort, zu verwirklichen, sind gescheitert.
Die Aussicht, das nun wieder zu bekommen, was aus dem Rathaus so plötzlich einfach weggenommen war - diese Gegenstände, an die sich so viel Erinnerung knüpft, wieder in Händen zu halten, sie wieder erlebbar zu machen - diese Stücke aus der Geschichte des eigenen Lebens wieder Wert geschätzt zu wissen: diese Aussicht ist ein erster Lohn für so viel hartnäckigen Einsatz, das Eigene nicht noch einmal verloren zu geben. Damit verbinden sich die Hoffnung und der Wunsch, dass wenigstens dieser Anfang gelinge.
Im Angebot des Ludwig-Steil-Hofs liegt aber mehr: eine neue Chance. Es sind nicht nur Gebäude, die Erinnerung vermitteln können an die Munitionsanstalt und alles, was zu Krieg und Vertreibung geführt hat. Vor allem das Wirken in diesen Resten einer vergangenen schlimmen Zeit und der Aufbau zu der heutigen diakonischen Einrichtung sind ein lebendiges Zeugnis für die Geschichte Espelkamps - ein überzeugendes Beispiel für die Zuwendung zu den Menschen gleich welcher Herkunft bei den immer neuen Nöten und Herausforderungen. Dahinein gehört die Erinnerung an Flucht und Vertreibung als Folge von Hass und Krieg - und der Aufbruch in eine neue Gemeinsamkeit. Hier kann mehr entstehen, als "eine Heimatstube"! Die Lebensleistung der Flüchtlinge und Vertriebenen, die den so schweren Anfang gemacht haben - ihre geschichtliche Wirklichkeit anschaulich darzustellen, das Gelungene erlebbar und die Erfahrung fruchtbar zu machen für unsere Stadt - und für Dritte dies als ein Beispiel sichtbar zu machen - das ist die Herausforderung.
Dieses vor vielen Jahren der Stadt anvertraute Erbe ist ein Vermächtnis. Es verpflichtet zu mehr: Eine Heimatstube ist nicht genug!"
Dr. Horst Eller
Espelkamp
Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Fassen Sie sich bitte kurz. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Falls Sie per E-Mail schreiben, geben Sie bitte Ihre Adresse und Telefonnummer mit an. So können wir überprüfen, ob der Leserbrief wirklich von Ihnen stammt.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 04.09.2012:
Kommentar / Tag der Heimat / Überflüssig
Von Karsten Schulz
Sicherlich. Ein Karl-Heinz Kuhlmann ist ein brillanter Redner, scharfzüngig, rhetorisch perfekt, hochintelligent und auf den ersten Blick für sich und seine Sache sehr einnehmend. Er baut Kausalketten auf, wie es ein Wissenschaftler perfekter kaum machen kann. Das beeindruckt und macht einen fast sprachlos, es lullt einen irgendwie ein. Der weiß es sowieso besser, auf diese Schlussfolgerung ist sicherlich so mancher Besucher während des Tages der Heimat im Espelkamper Bürgerhaus gekommen.
Dennoch muss bei allen Theorien, die ein Karl-Heinz Kuhlmann an diesem Tag in Espelkamp widerspruchslos und ohne sie nachprüfen zu können öffentlich formulieren kann, immer ein Wort entgegengehalten werden: Warum?
Warum geht er bis ins frühe Mittelalter zurück und lässt sich auf die Diskussion, wer zuerst dort gesiedelt hat, ein? Deutsche, Vorfahren der Deutschen oder slawische Völker? Warum stellt er den Polen immer wieder die prägende Kraft und Dominanz der deutschen Kultur gegenüber?
Warum stellt er Hitlers Eroberungsplänen, die zum Angriff auf Polen und zur Entfesselung des Zweiten Weltkrieges führten, den polnischen Nationalismus gegenüber? Wieso ist Karl-Heinz Kuhlmann nur bereit, die Hand zur Versöhnung zu reichen, wenn ein polnischer Präsident - ähnlich wie seinerzeit Willy Brandt in Warschau - einen Kniefall vor dem Leid der Deutschen vollführt, das die bösen Polen verursacht haben? Hier werden Ursache und Wirkung vertauscht. Außerdem wird die deutsche Schuld, der Hitler-Faschismus gepaart mit Rassismus, gefährlich relativiert.
Und dann wird zum Schluss noch Werbung für die Wochenzeitung "Junge Freiheit" gemacht, die wirklich nicht in dem Ruf steht, in der politischen Mitte unserer Gesellschaft zu stehen.
Karl-Heinz Kuhlmann predigt Unversöhnliches und schlägt auf diese Weise die ausgestreckte Hand vieler Polen aus. Gott sei Dank sind da viele Landsmannschaften weiter im Denken und Handeln. Sie arbeiten längst mit jungen Polen in Friedens- und Versöhnungsprojekten. Das ist gut so.
Überflüssig sind dagegen solche Veranstaltungen wie der "Tag der Heimat", die nur rückwärts gewandt sind. Diese Form der "Trauerarbeit" ist unverständlich und schafft vor allem bei jungen Menschen kein Verständnis für die berechtigten Anliegen der Vertriebenen.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 04.09.2012:
"Wir dürfen nichts verschweigen" / Karl-Heinz Kuhlmann sprach am Tag der Heimat in Espelkamp
Von Karsten Schulz
Espelkamp. Der Bohmter Pfarrer i. R. Karl-Heinz Kuhlmann spricht Tacheles, er hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg - ob man’s nun hören mag oder nicht. Dennoch hörten die knapp 100 Teilnehmer am Tag der Heimat am Sonntagnachmittag im Espelkamper Bürgerhaus gut zu. Die einen, weil sie seine Meinung teilten, die anderen in kritischer Distanz. So gab es denn auch keine einheitlichen Beifallsbekundungen für seine Thesen.
Zunächst einmal ein wenig Nachhilfe in Sachen Geschichtsunterricht und deutscher Identität. "Ein Gespenst geht um in Deutschland. Das der politischen Korrektheit. Europa braucht ein Deutschland, das an seine Zukunft glaubt." Kuhlmann appelliert an alle Strömungen, in einem breiten Diskurs über Geschichte, über Deutschland und über die Gesellschaft im Allgemeinen zu diskutieren und sich miteinander auseinanderzusetzen - dabei sollte es möglichst keine Tabus mehr geben. "Denn", so Kuhlmann, "wer vor lauter Furcht nur noch links fährt, der kommt von der Straße ab."
Als Fußballer habe er "immer rechts außen gespielt, aber nie die Linie überschritten". "Auch eine Kulturinitiative in Detmold wird das nicht schaffen."
Eines der Tabu-Themen ist die "angebliche deutsche Alleinschuld" am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Kuhlmann spricht hier von Polen als "Gendarm im Osten Europas". Er erwähnt "Präventivpläne" Polens und stellt fest: "Es gab kein gutes nachbarschaftliches Verhältnis". Er erwähnt nationalistische polnische Bestrebungen, die die Westgrenze an der Oder sahen und die Ostgrenze in Litauen. Und die Ausdehnung nach Norden in Ostpreußen und Pommern. Er spricht auch von "ausgeprägten antijüdischen polnischen Tendenzen". Er zitiert: "Es gab vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Appetit auf deutsches Bauernland."
"Wir müssen uns alles sagen können. Das ist der Schlüssel zur Versöhnung", sagt Kuhlmann. "Und gleichzeitig auch das Tor zur Zukunft für beide Völker."
"Viele falsche Vorstellungen von der eigenen Geschichte"
Jeder sei sowohl Täter wie Opfer, bringt er es auf den Punkt. Die Aussiedlung von Menschen könne einfach keine gute Tat sein. Nach wie vor gebe es "viele falsche Vorstellungen von der eigenen Geschichte". Dies sowohl in Deutschland wie in Polen. Es dürfe nichts verschwiegen werden.
Sowohl die Steine von Danzig als auch von Stettin "sprechen nach wie vor deutsch", so Kuhlmann. Sie seien und blieben Teil der deutschen Geschichte. Den Polen müsse bewusst sein, dass sie "Verwahrer und Erbe deutscher Kultur" seien. Diese müssten sie für die Zukunft bewahren. Kuhlmann: "Bei vielen Polen wabert immer noch das Denken, dass es sich um wieder gewonnene Gebiete in Polen handelt, die jetzt unter polnischer Oberhoheit sind." Hier handele es sich um uraltes deutsches Siedlungsgebiet.
Kuhlmann setzt sich - wie der BdV als Dachorganisation der Vertriebenen-Verbände in Deutschland - für einen Tag der Vertreibung ein. Wenn an einem solchen Tag ein polnischer Präsident - ähnlich wie seinerzeit Willy Brandt in Warschau - Worte der Vergebung zum Unrecht der Vertreibung gegenüber den Deutschen finde, könne das zur endgültigen Versöhnung von Deutschen und Polen führen, so Kuhlmann.
Bildunterschrift: Nahm kein Blatt vor den Mund: Karl-Heinz Kuhlmann war Hauptredner beim "Tag der Heimat".
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www.hiergeblieben.de, 03.09.2012:
Kommentar / "Tag der Heimat" in Espelkamp / Von der BdV-Provinzposse zum kommunalpolitischen Skandal
Am 2. September 2012 luden der Kreisverband Lübbecke und die Ortsgruppe Espelkamp im revanchistischen "Bund der Vertriebenen" (BdV) zum "Tag der Heimat" unter dem Leitwort: "Erbe erhalten - Zukunft gestalten" in das Espelkamper Bürgerhaus, ein. Darüber berichten heute, am 3. September 2012, die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt.
Demnach hielt Prof. em. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann aus Bohmte die "Gedenkrede" unter dem Titel "Entstehung der deutsch-polnischen Grenze an der Oder und Neiße", deren inhaltliche Aussagen, so behaupten böse Zungen, schon im "Spiegel" vom 22. November 1961 über den von Kuhlmann geschätzten britischen Historiker Alan John Percivale Taylor zu lesen waren:
"Adolf Hitler hat keineswegs den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verschuldet. Wider seinen Willen schlitterte er am 1. September 1939 in den Weltbrand, an dem er nicht mehr Schuld trug als die anderen europäischen Staatsmänner.
Denn der großdeutsche Führer war kein Unhold, sondern ein rational handelnder Staatsmann, der nur das natürliche Schwergewicht Deutschlands in Europa zur Geltung bringen wollte und dessen außenpolitische Taten erklärbar sind.
Deshalb haben auch kein weltanschaulicher Vorsatz, kein Traum vom deutschen Herrenmenschen, kein nationalsozialistisches Eroberungsprogramm die Menschheit in den Zweiten Weltkrieg gestürzt, sondern einzig die Torheit der Westmächte, polnischer Starrsinn und die Ungeschicklichkeit Hitlers, "am 29. August (1939) ein diplomatisches Manöver begonnen zu haben, das er am 28. August hätte einleiten sollen"."
Quelle: www.spiegel.de/spiegel/print/d-43367625.html
Das ist natürlich eine ungeheuerliche Verleumdung - Kuhlmann stellte in Espelkamp lediglich dar, dass es in Polen starke Bestrebungen gegeben habe, die einen Krieg befürwortet und sich "Gebietsgewinne" davon versprochen hätten: "Die polnische Regierung trägt eine Mitverantwortung", so Kuhlmann in seinem Vortrag.
Im Ernst: Wo ist der Unterschied? Der Autor und Leserbriefschreiber in der extrem rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit" (JF), kann auch - dies ist bekannt und jederzeit im Internet einzusehen - weniger diplomatisch:
Kuhlmann 2008:
"Polen war und bleibt Täter! Um so unverständlicher ist der Eiertanz der Bundesregierung um dieses für jedes andere Volk selbstverständliche Zentrum (der Vertreibung). Hier eine Zustimmung Polens zu erwarten oder gar zu erbitten, ist eine unglaubliche Selbstdemütigung. Hier kann der noch nicht total umerzogene Deutsche nur Verachtung für seine eigene Regierung empfinden."
Kuhlmann 2009:
"Warum also mündete der deutsche Angriff auf Polen in den Zweiten Weltkrieg? Weil Großbritannien und Frankreich ihre Weltmachtrolle in Gefahr sahen und sich mit dem Vorspiel der Ereignisse um Danzig die Gelegenheit bot, den Konkurrenten Deutschland in die Schranken zu weisen."
Kuhlmann 2011:
"Gegen alle politische Korrektheit kann ich dem Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland kein Recht zubilligen, darüber mitentscheiden zu wollen, ob Deutschland seinen aus der Heimat vertriebenen Landsleuten einen Gedenktag widmet. Auch Polen hat da gar nichts mitzubestimmen!"
Dass im Jahre 2012 unter anderem ein SPD-Landrat, ein SPD-Landtagsabgeordneter, ein CDU-Bürgermeister sowie Mitglieder des Espelkamper Rates den ungeheuerlichen Geschichtsfälschungen eines extrem rechten Redners unwidersprochen lauschen, ist der eigentliche Skandal - nicht die BdV-Provinzposse.
Sie hätten sich ein Beispiel am niedersächsischen Ministerpräsident David McAllister (CDU) nehmen sollen: Der verließ am 26. Juni 2011 demonstrativ den "Schlesiertag" in Hannover, nachdem Rudi Pawelka, Bundesvorsitzender der "Landsmannschaft Schlesien", Polen eine Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gegeben hatte.
Nachtrag zum Gastgeber BdV: Wer im Zusammenhang mit der "Vertreibung" von "Zivilisationsbruch" und "Deportation" spricht - sowie ein Gedicht der Hitler-Verehrerin und NS-Dichterin Agnes Miegel vorträgt, wie am 2. September geschehen, hat den "Gedenkredner" mehr als verdient.
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Espelkamper Zeitung / Westfalen-Blatt, 03.09.2012:
Kommentar / Etappen
Seit gut 20 Jahren hat Rosemarie Czitrich, die Espelkamper BdV-Vorsitzende, sich immer wieder für die Einrichtung einer Heimatstube in Espelkamp eingesetzt. Wenn diese nun kommt, bedeutet das für sie und die Vertriebenen, dass sie in der Stadt, die ihre neue Heimat wurde, endlich Raum bekommen, um ihre Geschichte öffentlich darzustellen. Und es ist höchste Zeit dafür. Immer weniger Menschen, die die Vertreibung am eigenen Leib erfahren haben, können davon berichten. Die Stadt, der Geschichtskreis und der BdV haben jetzt die schwere Aufgabe, den Raum, der ihnen wohl bald im Ludwig-Steil-Hof zur Verfügung steht, sinnvoll zu füllen. Es ist also eine Etappenziel erreicht, aber noch ein weiter Weg zu gehen.
Verschiedene Etappen hatte auch der Vortrag von Hauptredner Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, dessen bekannt national-konservative Haltung im Vorfeld für viel Diskussion gesorgt hat. Als brillanter Redner brachte er die Forderung, das Unrecht der Vertreibung anzuerkennen, auf den Punkt. Der Exkurs über die Mitschuld Polens am Zweiten Weltkrieg dürfte jedoch Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker sein. Er leistet damit dem Verdacht Vorschub, er wolle die Schuld Deutschlands klein reden.
Arndt Hoppe
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Espelkamper Zeitung / Westfalen-Blatt, 03.09.2012:
Heimatstube greifbar nah / Bund der Vertriebenen begeht "63. Tag der Heimat" im Bürgerhaus
Von Arndt Hoppe
Espelkamp / Altkreis Lübbecke (WB). Die Aussichten für die Errichtung einer Heimatstube, in der die Bürger etwas über die Geschichte der Vertriebenen erfahren können, stehen gut. Diese frohe Botschaft überbrachte Bürgermeister Heinrich Vieker gestern in seinem Grußwort zum "Tag der Heimat" den Besuchern im Bürgerhaus.
Zum 63. Mal hatten der Bund der Vertriebenen (BdV) und die Vereinigten Landsmannschaften im Altkreis Lübbecke zu der traditionellen Gedenkstunde eingeladen. Sie erinnerten damit an Vertreibung, Flucht und Deportation aus ihrer alten Heimat, die vor nunmehr 67 Jahren begann. Die Nachricht einer möglichen "Espelkamper Heimatstube" nahmen die Zuhörer mit kräftigem Applaus auf. "Auf dem Ludwig-Steil-Hof, der ja eine Keimzelle Espelkamps ist, können voraussichtlich geeignete Räume zur Verfügung gestellt werden", teilte der Bürgermeister weiter mit. Er unterstütze das Anliegen, für das sich die Vorsitzende des BdV in Espelkamp seit Jahren stark gemacht habe. Und auch die Ratsfraktionen hätten bereits ihre grundsätzliche Zustimmung signalisiert, dass die Stadt sich an den Kosten beteilige.
"Erinnerung an die Geschichte ist wichtig. Aber jede Form von Revanchismus ist unerwünscht."
Heinrich Vieker
Ausdrücklich hob Heinrich Vieker hervor, dass er die Aufgabe der Erinnerung an die Geschichte der Menschen im ehemals deutschen Osten ganz im Sinne des diesjährigen Leitwortes sehe: "Erbe erhalten - Zukunft gestalten". Jede Form von Revanchismus sei unerwünscht, vielmehr solle im Mittelpunkt müsse das "Erbauen eines gemeinsamen europäischen Hauses" stehen. Die Aufarbeitung der Geschichte der Vertreibung als Unrecht sei wichtig und habe angesichts der aktuellen Geschehnisse in Syrien "beklemmende Aktualität".
Auch Landrat Dr. Ralf Niermann stellte das zukunftsweisende Motto des "Tags der Heimat" heraus. Das "Gefühl für Heimat und das Recht auf Heimat" seien kein Widerspruch zu einem geeinten Europa, sondern vielmehr ein wichtiger Baustein dafür.
Mit Applaus wurde auch die Espelkamper BdV-Vorsitzende Rosemarie Czitrich bedacht, die den Text "Heimat" von Agnes Miegel vorlas. Außerdem dankte sie dem schwer erkrankten Ehrenvorsitzenden Arno Griesbach für seine mehr als 20-jährige Arbeit für die Belange der Vertriebenen und wünschte ihm baldige Genesung.
Hauptredner war der Bohmter Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann. Der Pfarrer im Ruhestand, studierter Theologe und Historiker, machte kein Hehl aus seiner bekannt konservativen Grundhaltung, indem er die "political Correctness" als "Gespenst bezeichnete, die in Deutschland umgeht". Er zitierte Klaus von Dohnanyi: "Nur in offener Meinungsreiheit, die auch extreme Abweichungen toleriert und dann im politischen Streit austrägt, erwachsen Mut und Kreativität."
In der Folge präsentierte Karl-Heinz Kuhlmann einen historischen Exkurs zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges. Dabei stellte er dar, dass es in Polen starke Bestrebungen gegeben habe, die einen Krieg befürwortet und sich "Gebietsgewinne" davon versprochen hätten. "Die polnische Regierung trägt eine Mitverantwortung", sagte er.
Im Hauptteil seines Vortrages zum Thema "Erbe erhalten - Zukunft gestalten" galt das Augenmerk Kuhlmanns der langen deutschen Geschichte Pommerns und anderen ehemals deutschen Gebiete. Die meisten Polen sähen diese Landstriche heute als "wiedergewonnen" an und betrachteten weder deren lange deutsche Geschichte (Kuhlmann: "Pommern war seit 1181 deutsch") noch das Unrecht der Vertreibung. Eine Ausnahme sei der polnische Historiker Jan Jozef Lipski, den der Referent mit den Worten zitierte: "Wir müssen uns alles sagen. Wenn wir das nicht tun, erlaubt uns die Vergangenheit nicht, in eine gemeinsame Zukunft aufzubrechen." Im Anerkennen der eigenen Schuld auf beiden Seiten sieht Kuhlmann den "Schlüssel zur Versöhnung": "Wir beide sind Opfer und Täter."
Mit ebenso festlicher wie melancholischer Musik von Beethoven und Skrjabin sorgten Familienmitglieder der Lübbecker Musikschule Dombrowski für einen würdigen Rahmen. Zudem wurden im Saal gemeinsam Volksliedern angestimmt wie "Blaue Berge, grüne Täler" aus dem Riesengebirge, "Land der dunklen Wälder" aus Ostpreußen und "Wenn in stiller Stunde" aus Pommern, die die Gedanken der Anwesenden in die Orte ihrer Kindheit trugen.
Bildunterschrift: Mitglieder des Bundes der Vertriebenen und der Vereinigten Landsmannschaften und einige interessierte Bürger haben sich gestern zum Tag der Heimat im Bürgerhaus getroffen.
Bildunterschrift: Gastgeber und Ehrengäste (von links): Gerd-Manfred Gabler, Ernst-Wilhelm Rahe, Hauptredner Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Landrat Dr. Ralf Niermann, Rosemarie Czitrich und Heinrich Vieker.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 03.09.2012:
Heimstatt in der Vertriebenen-Stadt / Überraschungsangebot von Bürgermeister Heinrich Vieker am Tag der Heimat an den BdV
Von Karsten Schulz
Espelkamp. Knisternde Spannung lag in der Luft. Gestern Nachmittag beim Tag der Heimat. Was wohl Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann als Hauptredner so sagen wird? Auch Bürgermeister Vieker werde wohl etwas Interessantes in seiner Begrüßungsrede verkünden. Was das wohl ist? So lauschten die knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch einige politische Prominenz wie Landrat Dr. Ralf Niermann und SPD-Landtagsabgeordneter Ernst-Wilhelm Rahe und einige Vertreter aus Nachbarkommunen sowie Vertreter des Espelkamper Rates den Ausführungen auf dem Podium.
Doch zunächst sorgte Gerd-Manfred Gabler vom BdV schon einmal für eine Überraschung, als er das ankündigte, was Bürgermeister Heinrich Vieker anschießend verkündete. Mit viel Engagement hätten es der Bürgermeister und Torsten Siemon möglich gemacht, dass der BdV die "lang ersehnte" Heimatstube bekommen könnte. Pfarrer Stefan Bäumer vom Ludwig-Steil-Hof hätte eine solche Möglichkeit in Aussicht gestellt. Zuvor machte er deutlich, dass das "Recht auf Heimat ein Menschenrecht" sei. Und das die vertriebenen Menschen wieder eine Zukunft bekommen könnten, dafür sei die Vertriebenen-Stadt Espelkamp das beste Beispiel. Der "Zivilisationsbruch der ethnischen Säuberungen in Ostdeutschland darf sich nie wieder ereignen, das muss ein Ende haben", sagt Gabler.
"Revanchismus ist hier unerwünscht"
Rosemarie Czitrich, Sprachrohr der heimischen Vertriebenen-Verbände, freute sich sehr über das Angebot, für das sie sich schon lange eingesetzt hatte. Sie machte aber auch gleichzeitig deutlich, dass sie wohl weiterhin die (finanzielle) Unterstützung durch die Stadt Espelkamp benötigten. Gerade auch im Hinblick auf den Betrieb der Heimatstube. "Dann können wir unseren Kindern zeigen, was wir als Kinder durchmachen mussten. Wenn Freiheit etwas bedeutet, dann heißt das den anderen das zu sagen, was sie nicht gerne hören wollen oder sollen." Rosemarie Czitrich erinnerte an den vor kurzem verstorbenen Ex-Bürgermeister Heinz Hennemann. "Er hat sich für die Vertriebenen die größten Verdienste erworben." Zum Schluss zitierte sie den früheren SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner: "Wir Politiker müssen immer wieder aufzeigen, dass Vertreibungen niemals Mittel der Politik sein dürfen."
Schließlich bestätigte Bürgermeister Heinrich Vieker die vor ihm gemachten Andeutungen über die Heimatstube. Das Motto "Erbe erhalten - Zukunft gestalten" passe sehr gut zur Entwicklung einer Heimatstube für Espelkamp. "Die Aussichten für die Gründung einer Heimatstube sind gut. Ich persönlich unterstütze es, wenn dafür Räume im Steilhof geschaffen werden. Auch die Ratsfraktionen könnten sich das vorstellen und vielleicht auch die Zustimmung zur finanziellen Unterstützung durch die Stadt geben. Diese könne auch Leihgaben dazugeben, die "früher im Rathaus standen". Wichtig sei jedoch eine "vernünftige Konzeption, die gemeinsam entwickelt werden muss", so der Verwaltungschef. Es gehe hier um die Pflege des Heimatbewusstseins und der Völker verbindenden Arbeit, die zukunftsorientiert sein müsse. "Jede Form des Revanchismus ist unerwünscht." Gemeinsam müsse Vertreibung als Unrecht gebrandmarkt werden. Dies sei bis heute gültig, wie man am Beispiel Syrien sehe.
Landrat Dr. Ralf Niermann rief dazu auf, ein "waches Bewusstsein für unser Erbe zu wahren". Demokratiefeindliche Ideale dürften sich kein Gehör verschaffen. Das Verständigungsgebot müsse allem übergeordnet sein.
Ausführlicher Bericht über die Kuhlmann-Rede folgt.
Bildunterschrift: "Ich persönlich unterstütze das Anliegen des BdV": Bürgermeister Heinrich Vieker verkündete beim Tag der Heimat, dass der Wunsch nach einer Heimatstube nunmehr in Erfüllung gehen könnte.
Bildunterschrift: Zitierte Herbert Wehner: Rosemarie Czitrich vom Bund der Vertriebenen organisierte die Veranstaltung im Bürgerhaus.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 30.08.2012:
Unwidersprochen reden dürfen
Espelkamp (nw). Ein weiterer Leserbrief erreicht die Redaktion zum Thema Festredner Professor Dr. Karl-Heinz Kuhlmann während des Tages der Heimat am Sonntag, 2. September, 14.30 Uhr im Bürgerhaus Espelkamp.
"Wenn wir der Gewohnheit des Pastor Kuhlmann folgen, nur das zu sagen und schreiben, was ausländische Historiker erforscht haben, können wir mit dem Briten A.J.P. Taylor beginnen, den er zustimmend mit der Bemerkung zitiert, "dass Hitler, was die Außenpolitik angeht, alles richtig gemacht hat. Er hatte nur einen Fehler: Er war Deutscher."
Taylor hatte 1961 unter anderem auch geschrieben:
"Der Krieg von 1939, weit entfernt davon, vorsätzlich vom Zaun gebrochen worden zu sein", resümiert Taylor, "war ein Unfall, das Ergebnis diplomatischer Fehlleistungen auf beiden Seiten".
Quelle: www.spiegel.de/spiegel/print/d-43367625.html
Dumm gelaufen also diese Sache mit dem Zweiten Weltkrieg, aber Hauptsache, dass Hitler nicht daran schuld war. Bereits in dem "Spiegel"-Artikel von 1961 - also vor mehr als 50 Jahren - wurden die zentralen Taylor-Argumente - und damit auch die des Pastors Kuhlmann - auseinander genommen. Dies kann problemlos unter der angegebenen Internetadresse nachgelesen werden.
Aber halten wir uns doch weiterhin an einen ausländischen Historiker, nämlich Ian Kershaw, ebenfalls britischer Historiker.
Der schrieb in seinem Buch "Hitler 1936 - 1945": "Hitler am 22. August 1939 zu seinen Generälen: "Nun ist Polen in der Lage, in der ich es haben wollte." Man brauche sich nicht vor einer Blockade fürchten. Der Osten würde die notwendigen Mengen an Getreide, Vieh, Kohle, Zinn und Zink liefern. Seine einzige Besorgnis, so sagte Hitler in offensichtlicher Anspielung auf München, sei es, "dass mir noch im letzten Moment irgendein Schweinehund einen Vermittlungsplan vorlegt". Dann ging er auf das ein, was seiner Auffassung nach auf die Vernichtung Polens folgen würde. Das politische Ziel reiche weit darüber hinaus. "(Der) Anfang zur Zerstörung der Vormachtstellung Englands ist gemacht. (Der) Weg für den Soldaten ist frei, nachdem ich die politischen Vorbereitungen getroffen habe.""
Quelle: Ian Kershaw, "Hitler 1936 - 1945", S. 294 ff.
Für Pastor Kuhlmann ist der Mann, der die Vernichtung Polens wollte, ein Staatsmann, der alles richtig gemacht habe, außer dass er Deutscher gewesen sei - was im Übrigen nicht stimmt, denn Hitler war Österreicher. Wie wir einen solchen Bewunderer eines verflossenen Staatsmannes bezeichnen sollten, dem dazu noch die Nationalität seines Objektes der Zuneigung nicht geläufig ist, sei den geneigten Leserinnen und Lesern überlassen.
Schlussendlich können wir dem Pastor aus Bohmte nur zustimmen: "Wir müssen uns alles sagen!"
Und damit ist über Pastor Kuhlmann genügend gesagt. Ob er allerdings in der Lage ist zuzuhören, ist eine andere Sache. Aber als Hauptredner beim "Tag der Heimat", organisiert vom "Bund der Vertriebenen", muss ja auch nicht zugehört, sondern darf unwidersprochen geredet werden."
Michael Heinrich
Detmold
Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Fassen Sie sich bitte kurz. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Falls Sie per E-Mail schreiben, geben Sie bitte Ihre Adresse und Telefonnummer mit an. So können wir überprüfen, ob der Leserbrief wirklich von Ihnen stammt.
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Espelkamper Zeitung / Westfalen-Blatt, 30.08.2012:
Redner bei Tag der Heimat sorgt für Diskussionen / Dr. Karl-Heinz Kuhlmann gilt als streng konservativ und streitbar
Von Arndt Hoppe
Espelkamp (WB). Der Bund der Vertriebenen und die Vereinigten Landsmannschaften im Altkreis Lübbecke veranstalten am kommenden Sonntag, 2. September, zum 64. Mal den "Tag der Heimat". Als Hauptredner wird Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann sprechen.
Die streng konservative Grundhaltung des Theologen und Pastors im Ruhestand hat im Vorfeld in Espelkamp zu Diskussionen geführt. So wurde Kuhlmann von Bürgern "Völkerhatz gegen Polen" vorgeworfen und erklärt, der Redner sei damit "in Espelkamp nicht willkommen". "Meine politische Grundhaltung ist deutsch", erklärte Karl-Heinz Kuhlmann gestern im Gespräch mit der Espelkamper Zeitung. Der Vorwurf des Rassismus sei dagegen an den Haaren herbeigezogen.
"Ich war 34 Jahre lang Pfarrer in meiner Gemeinde in Arenshorst. Über 20 Jahre hinweg habe ich dort einen Jugendaustausch mit Israel organisiert." Er habe die ganze Welt bereist und sei als Gastdozent unter anderem in den USA und in der Südsee gewesen. "Ich bin auch schon häufig in Polen gewesen und habe dort Gottesdienste gehalten. Ich habe dort viele Freunde", sagte er.
Im Hinblick auf seinen Vortrag beim "Tag der Heimat" stellt der studierte Historiker aber durchaus heraus: "Ich stehe auf dem Standpunkt, dass wir uns gegenseitig die Wahrheit sagen müssen." Dies heiße nicht, dass er heute deutsche Ansprüche auf Polen postuliere. Das sei Vergangenheit. Aber auch die polnische Seite müsse ihre Schuld eingestehen. "Ich bin 1934 in Stettin in Pommern geboren und habe die Vertreibung als Kind am eigenen Leib erlebt."
Am Sonntag werde er als Historiker darüber sprechen, welche geschichtlichen Zusammenhänge zum Zweiten Weltkrieg geführt hätten. Kuhlmann war von Espelkampern kritisiert worden, weil er einen britischen Historiker namens Taylor zitiert hatte, "dass Hitler außenpolitisch alles richtig gemacht" habe. Auf diesen Vorwurf angesprochen sagte er: "Ich verteidige Hitler nicht." Aber in der Geschichte seien im Namen vieler Nationen Kriege geführt worden. So auch vom britischen Empire in der Kolonialzeit.
Kuhlmanns politische Ausrichtung zeigt sich aber andererseits auch darin, dass er aus der CDU ausgetreten ist, weil seine Partei in Hannover eine Muslimin zur Ministerin gemacht hat, "ohne die Basis dazu zu befragen". Kuhlmann sagte, er habe vier Jahre lang den Islam studiert und sehe dessen heilige Schrift, den Koran, sehr kritisch, wenn er wortwörtlich genommen werde.
Die Diskussion um seine Person in Espelkamp war jedenfalls so intensiv, dass der Kulturausschussvorsitzende André Stargardt sich den Vortrag von Karl-Heinz Kuhlmann am Sonntag selbst anhören möchte, um sich ein Bild davon zu machen. Stadtpressesprecher Torsten Siemon erklärte auf Anfrage zur Einstellung der Stadt, man werde keine Vorverurteilung vornehmen: "Es ist eine Veranstaltung des Bundes der Vertriebenen und keine städtische. Außerdem ist es nicht das erste Mal, dass Dr. Kuhlmann Gastredner beim Tag der Heimat ist." Die Stadt habe überdies schon immer gesagt, dass zur Aufarbeitung der Geschichte die ganze Wahrheit gehöre.
Bildunterschrift: Dr. Karl-Heinz Kuhlmann spricht beim Tag der Heimat.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 29.08.2012:
Hetzkommentare unerwünscht
Espelkamp (nw). Ein weiterer Leserbrief erreicht die Redaktion zur Diskussion um den Hauptredner am "Tag der Heimat", Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, am kommenden Sonntag, 2. September, ab 14.30 Uhr im Bürgerhaus.
"Es ist unerträglich, dass einem rechten "Nationalisten" wie Herrn Kuhlmann ein öffentlicher Raum zur Verbreitung seiner hetzerischen und unversöhnlichen Hasstiraden eingeräumt wird.
Ja, wir leben in einem Rechtsstaat und hier darf jeder seine Meinung haben und auch sagen. Aber historische Lügen zur Hetze gegen andere Völker und Menschen zu benutzen, muss sich eine Demokratie nicht gefallen lassen. Hitler habe gute Außenpolitik betrieben, schreibt Kuhlmann, wohlwissend, dass diese Außenpolitik zu dem schlimmsten Krieg aller Zeiten und zum massenhaften Völkermord geführt hat. Schon der Beginn des Krieges begann mit einer Lüge: Jetzt wird zurückgeschossen.
Deutsche und Polen haben ganz lange und gemeinsame Verbindungen. Seit 1181 sei Pommern deutsch, behauptet Kuhlmann. Aber bis dahin gehörte ein Großteil von Deutschland zum polnischen Königsreich. Immer wieder hat es Grenzverschiebungen durch Teilungen von Herrschaftshäusern und Kriege gegeben. Diese Zeit sollte überwunden sein.
Heute leben wir in einem gemeinsamen Europa ohne Grenzen, und es gibt viele wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Verbindungen und Freundschaften zwischen Deutschland und Polen. Und das ist gut so.
Mit seiner Völkerhatz gegen die Polen ist Herr Kuhlmann in Espelkamp, der Stadt, die aus den Ruinen des Krieges entstanden ist, nicht willkommen. Seine Hetzkommentare in unserem Bürgerhaus sind absolut unerwünscht."
Hartmut Stickan
Espelkamp
Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Fassen Sie sich bitte kurz. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Falls Sie per E-Mail schreiben, geben Sie bitte Ihre Adresse und Telefonnummer mit an. So können wir überprüfen, ob der Leserbrief wirklich von Ihnen stammt.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 28.08.2012:
"Ja, wir müssen uns alles sagen"
Espelkamp. Auf den Leserbrief "Akademische Stammtischpolemik" (NW-Ausgabe 25. / 26. August) wird folgendermaßen geantwortet:
"Neben dem Trennenden gibt es auch das Verbindende. Ja, so ist es, und ich stimme dem auch zu. Dennoch ist dieses Trennende in Polen viel stärker verwurzelt als in Deutschland und mit historischen Lügen (die deutschen Ostgebiete als "wiedergewonnen" zu bezeichnen; Pommern war zum Beispiel seit 1181 deutsches Reichslehen) ist bis heute verfestigt.
Es fällt den Polen - und da besonders den Politikern und manchen Historikern - ungemein schwer zu bekennen, dass Polen nicht nur Opfer, sondern auch Täter waren. Eine der wenigen Ausnahmen ist da der Literaturhistoriker Jan Jozef Lipski, der 1985 in einem Brief an Günter Grass unter anderem Folgendes schrieb: "Wir müssen uns gegenseitig alles sagen, unter der Bedingung, dass jeder über seine eigne Schuld spricht. Wenn wir das nicht tun, erlaubt uns die Vergangenheit nicht, in eine gemeinsame Zukunft aufzubrechen."
Ein später Anfang ist gerade gemacht worden. Prof. W. Jastrzebski von der Universität Bromberg hat eine Schrift unter dem Titel "Die deutsche Minderheit in Polen im September 1939" veröffentlicht und darin die Morde an etwa 1.500 Deutschen in um Bromberg sowie insgesamt an die 4.500 in ganz Polen aus den Quellen erhoben. Er führt dies auf die im letzten Jahr vor Kriegsausbruch "gewaltige Hetze gegen Bürger deutscher Nationalität" zurück.
Ja - wir müssen uns alles sagen!"
Prof. Dr.Karl-Heinz Kuhlmann
Bohmte
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 25./26.08.2012:
Akademische Stammtischpolemik
Espelkamp. Auf den Leserbrief von Karl-Heinz Kuhlmann ("Linker Plattform aufgesessen", NW vom 23. August) bezieht sich folgende Zuschrift. Professor Kuhlmann, streitbarer Theologe aus Bohmte ist Hauptredner beim Tag der Heimat, den der Kreisverband des Bundes der Vertriebenen am 2. September in Espelkamp veranstaltet.
"Vor einigen Tagen habe ich einen deutschen Soldatenfriedhof beziehungsweise Friedenspark bei Breslau besucht, in dem Ort Groß Nädlitz.
Dieser Friedhof und das dazugehörige Informationszentrum wurde im Jahr 2002der Öffentlichkeit übergeben und ist ein gutes Beispiel für gelebte Völkerverständigung und Versöhnung. Denn in diesem Informationszentrum wird auch in ausführlicher Form über die Menschen informiert, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Breslau beziehungsweise Schlesien vertrieben worden sind.
Neben dem Trennenden gibt es also auch Verbindendes zwischen Polen und Deutschen. Denn auch viele polnische Bürgerinnen und Bürger sind nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben worden. Doch leider scheint es immer mehr Intellektuelle zu geben, denen das Trennende wichtiger ist als das Verbindende. Und zu diesen Intellektuellen scheint auch Herr Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann zu gehören.
Als nicht studierter Historiker werde ich es natürlich nicht wagen, Herrn Kuhlmann im Detail zu widersprechen. Denn wer so viel studiert hat wie er, der muss einfach irgendwie Recht haben. Nur ein Hinweis sei mir gestattet. Hitler hatte doch vor allem zwei Fehler. Er war Rassist und ein Antisemit. Oder sehe ich das falsch?
Unabhängig davon sind die Worte, die Herr Kuhlmann in seinem Leserbrief benutzt, vor allem arrogant und verletzend. Das hat schon ein bisschen was von akademischer Stammtischpolemik.
Bleibt zu hoffen, dass die in Espelkamp geplante Heimatstube trotzdem ein Ort der Völkerverständigung und Versöhnung werden wird. Ein Ort, mit dem sich all die Menschen identifizieren können, für die Espelkamp zur Heimat geworden ist.
Natürlich darf in Sachen Flucht und Vertreibung nichts vergessen oder verschwiegen werden. Doch auch die Leistungsbereitschaft anderer Bevölkerungsgruppen darf nicht ignoriert werden.
Es stellt sich aber auch die Frage, ob in Espelkamp ein Friedenspark möglich ist, in dem an die Menschen erinnert wird, die in der Muna gestorben sind."
Roland Quarder
Espelkamp
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 23.08.2012:
Linker Plattform aufgesessen
Espelkamp. Auf den Kommentar Mal so gesehen ("Nicht willkommen") und den dazugehörigen Text "Steitbarer Theologe" (beide in der NW-Ausgabe vom 4. August) antwortet im folgenden Leserbrief der Hauptredner des Tages der Heimat selbst. Er wird vom Kreisverband des Bundes der Vertriebenen (BdV) am Sonntag, 2. September, organisiert.
""Mal so gesehen" ist ja ganz freundlich, wenn auch die Überschrift in die Irre führt. Wer beurteilt eigentlich, wer wo und wann "willkommen" ist, Sie, Ihre Zeitung oder sonstwer? Was ich Ihnen vorwerfe ist einfach, dass Sie ein schlechter Journalist sind, weil Sie nicht selbst recherchiert haben, sondern einer linken Plattform aufgesessen sind. Oder spielen Sie selbst "Linksaußen"?
Doch zur Sache: Ich habe beim Bismarck-Kommers über den Islam referiert, weil ich selbst diese Religion genau kenne; ich habe sie nämlich an der Uni vier Semester lang studiert und sogar eine Prüfung darüber abgelegt. Weiter: Die Bielefelder Korporationsverbände haben mit den Burschenschaften nichts zu tun. Meine Verbindung, der Wingolf, ist eine farbentragende, christliche, nichtschlagende.
Außerdem waren einige katholische Verbindungen anwesend. Was ist daran "rechtsradikal"? Deutsche Kardinäle sind Verbindungsleute! Ich bin Historiker und weiß nicht, welchen Studiengang Sie absolviert haben. Auf jeden Fall ist das, was ich in der "Jungen Freiheit", die eine ehrbare Wochenzeitung ist - vielleicht neben der FAZ das einzige Blatt, das auch umstrittene Themen aufgreift -, geschrieben habe, nachzulesen beim wohl zur Zeit bedeutendsten englischen Zeithistoriker Richard Overy. Ein anderer, AJP Taylor, dem alle großen englischen Blätter Qualität bescheinigen, hat sogar geschrieben, dass Hitler, was die Außenpolitik angeht, alles richtig gemacht hat. Er hatte nur einen Fehler: Er war Deutscher.
Ich gebe Ihnen einen Rat: Bevor Sie das nächste Mal zur Feder greifen, informieren Sie sich bitte. Bei mir wären Sie schon im Proseminar durchgefallen.
PS: Bitte merken Sie sich: Ich bin inzwischen soweit, dass ich nur das noch sage und schreibe, was ausländische Historiker erforscht haben. Die kennen nämlich keine "political correctness". Im übrigen gibt es kaum einen pensionierten deutschen Journalisten von Rang, der nicht schon in der JF geschrieben hat. Im "Amt" hatten sie das nicht gewagt. Armes Deutschland."
Karl-Heinz Kuhlmann
Bohmte
Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Fassen Sie sich bitte kurz. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Falls Sie per E-Mail schreiben, geben Sie bitte Ihre Adresse und Telefonnummer mit an. So können wir überprüfen, ob der Leserbrief wirklich von Ihnen stammt.
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Espelkamper Zeitung / Westfalen-Blatt, 18./19.08.2012:
63. "Tag der Heimat" / Gastredner am 2. September ist Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann
Espelkamp (WB). Der Bund der Vertriebenen und die Vereinigten Landsmannschaften im Altkreis Lübbecke veranstalten am Sonntag, 2. September, ab 15 Uhr. den 63. "Tag der Heimat" im Bürgerhaus Espelkamp.
Ein musikalisches Vorprogramm und die Bewirtung beginnen bereits um 14.30 Uhr. Die Gedenkstunde steht unter dem Leitwort "Erbe erhalten - Zukunft gestalten". Es sind neben Mitgliedern auch alle Interessierten eingeladen.
Rede zum Thema "Entstehung der deutsch-polnischen Grenze an der Oder und Neiße"
Neben musikalischen Beiträgen der Familie Dombrowski aus Lübbecke, gemeinsamem Gesang und einem Grußwort von Bürgermeister Heinrich Vieker stehen Lesungen von Rosemarie Czitrich und Gerd-Manfred Gabler auf dem Programm. Die zentrale Ansprache zum 63. "Tags der Heimat" hält Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Kuhlmann aus Bohmte zum Thema "Entstehung der deutsch-polnischen Grenze an der Oder und Neiße".
Der Veranstalter berichtet zur Vita des Referenten: "Karl-Heinz Kuhlmann wurde 1934 in Stettin geboren und erlebte alle Kriegswirren am eigenen Leibe: Ausbombung, Evakuierung, schließlich Vertreibung und Plünderung durch polnische Milizen.
Über Gützkow / Greifswald und Berlin kam er nach Aligse bei Lehrte. 1955 machte er am Gymnasium in Lehrte Abitur und studierte evangelische Theologie und Geschichte sowie Islamwissenschaften in den Hochschulen und Universitäten in Bielefeld / Bethel, Wien, Heidelberg, Göttingen, Columbia (USA) und Pretoria (Südafrika). Seit 1963 / 64 war er Pfarrer an der evangelisch-lutherischen Landeskirche von Hannover in Arenshorst und Militärpfarrer in Bohmte bis zum Ruhestand im Jahr 1996. Von Seine berufliche Laufbahn führte ihn in die weite Welt. Von 1994 bis 1996 war er Gastprofessor an der Universität von Dorpat (Estland) und Pressburg (Slowakei).
Von 1996 bis 2008 war er Professor für Kirchengeschichte an der evangelischen Theologischen Fakultät Leuven (Belgien). In dieser Zeit führten ihn weitere Gastprofessuren von Olivet-Uni San Francisco über Indien in die Südsee. Dort arbeitete er an der Theologischen Hochschulen von Rarotonga (Cook Inseln) auf Samoa und in Kiribati. Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann ist verheiratet und hat drei Kinder."
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 04./05.08.2012:
Mal so gesehen / Tag der Heimat / Nicht willkommen
Von Karsten Schulz
Sicherlich gehört Prof. em. Dr. Dr. h. c. Karl-Heinz Kuhlmann aus Bohmte nicht zu den Bürgern, die Zuhause im stillen Kämmerlein sitzen und dabei über die weltpolitische und insbesondere deutsche politisch-gesellschaftliche Lage lamentarieren frei nach dem Motto: "Ist doch egal was ich sage, die (gemeint sind Politiker) machen doch sowieso was sie wollen und ich kleiner Fisch kann nichts dagegen machen." Nein, zu diesen vielen Millionen Schweigern, die immer nur den Kopf einziehen und dabei hoffen, dass es "uns dieses Mal noch einmal verschont", gehört er nicht. Er macht den Mund auf, aus dem dann auch schon häufiger mal Wahrheiten oder Meinungen entschlüpfen, die von vielen nicht gern gehört werden. Aber er steht dazu, er ist streitbar und setzt sich auch schon einmal gegen einen ganzen Saal voller politischer Gegner zur Wehr. Dass er dabei zur Zeit als Nationalkonservativer den rechten Rand der CDU verlassen muss, macht nur deutlich, dass sich unser gesamtes Parteienspektrum deutlich verändert hat. Die CDU ist unter "Mutter" Merkel weiter zur bürgerlichen Mitte marschiert, wo sich bereits die FDP und - seit Schröder - große Teile der SPD befinden. Dort wird es inzwischen sehr eng, so dass dort nicht mehr alle Platz finden. Ein hochintelligenter überzeugter Rechter wie Prof. Dr. Kuhlmann ist dort nicht mehr willkommen, denn hier ist "Political Correctness" gefragt. Dennoch muss er höllisch aufpassen: Der Weg zur radikalen Rechten ist nur kurz. Sollte er deren Thesen verbreiten, ist er auch in Espelkamp nicht willkommen.
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 04./05.08.2012:
Streitbarer Theologe beim Tag der Heimat / Pastor Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann umstritten
Von Karsten Schulz
Espelkamp. Der Hauptredner beim Tag der Heimat, der vom Kreisverband des Bundes der Vertriebenen (BdV) am Sonntag, 2. September, ab 14.30 Uhr, im Bürgerhaus organisiert wird, ist eine schillernde Persönlichkeit. Verschiedene Organisationen warnen vor Pastor i. R. Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann aus Bohmte und bezeichnen ihn "als extrem rechten Redner".
Vor allem die "Kulturinitiative Detmold", hier zeichnet Diether Kuhlmann verantwortlich, hat ihn auf ihrer "linken Datenbank für OWL und den Landkreis Schaumburg" genauestens durchleuchtet. Er verfüge über "enge Verbindungen zu neonazistischen Organisationen". Zuletzt sei er in OWL am 9. März Festredner beim "72. Bismarck-Kommers der Bielefelder Korporationsverbände" (Burschenschaften) gewesen.
In der Tat: Karl-Heinz Kuhlmann hat ebenfalls eine Schrift im Leitmedium der "Neuen Rechten", der Wochenzeitung "Junge Freiheit" (JF) am 11. September 2009 unter der Überschrift "Weltmachtrolle war in Gefahr" veröffentlicht. In diesem Organ ist aber allerdings auch schon der linke Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit durch Veröffentlichungen aufgefallen. Mehrfach in Erscheinung getreten ist Professor em. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Kuhlmann, früher Pastor der ev.-luth. Kirchengemeinde in Arenshorst bei Bohmte, in seinem heimatlichen Raum. Er promovierte seinen letzten Doktoranden Gottfried Sommer an der Ev.Theologischen Fakultät Leuven zum Dr. der Theologie mit dem Ergebnis "cum laude". Das Kuratorium der Olivet University International in San Francisco (Kalifornien) hat den früheren Arenshorster Pastor und emeritierten Leuvener Kirchengeschichtler auf Vorschlag des Dekans der theologischen Fakultät in den Doktoratslehrkörper für den Fachbereich "Historische Theologie" (Europäische Reformationen) berufen. Der Lutheraner erregte Aufmerksamkeit durch verschiedene Leserbriefe in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). Kuhlmann unterschrieb das "Manifest gegen den Linkstrend in der CDU" und trat seinerzeit mit einigen Getreuen aus der CDU aus.
Dr. Kuhlmann warnt immer wieder vor "feiger Konfliktscheu" und teilte "dem Schmusekurs von Politikern sowie nicht wenigen Kirchenleuten" eine Absage. Er warnt vor einer "gefährlichen Toleranz gegenüber den Muslimen in Deutschland, die sich wie Mehltau über unser Land gelegt hat".
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Neue Westfälische 14 - Lübbecke (Altkreis), 02.08.2012:
63. Tag der Heimat im Bürgerhaus
Espelkamp (nw/Kas). "Erbe erhalten - Zukunft gestalten" - so lautet das Leitwort des 63. Tages der Heimat, der am Sonntag, 2. September, 15 Uhr, im Bürgerhaus vom Bund der Vertriebenen (BdV), Ortsgruppe Espelkamp, und deren Vorsitzender Rosemarie Czitrich organisiert wird. Das musikalische Vorprogramm wird von der Musikschule Dombrowski aus Lübbecke gestaltet. Die Hauptrede zur Gedenkstunde spricht Prof. em. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann aus Bohmte. Es gibt zudem Lesungen und Grußworte.
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