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Neue Westfälische 12 - Bad Oeynhausen , 17.09.2012 :

Auf den Spuren jüdischer Mitbürger / Rundgang auf Initiative des Arbeitskreises für Heimatpflege und des Vereins Stolpersteine zu den Häusern deportierter Juden

Bad Oeynhausen (nh). Eine Kur in Bad Oeynhausen hatte Lotte Caro 1938 auf den Geschmack gebracht. Für die damals 33-Jährige stand fest: Hier möchte ich alt werden. Der Umzug nach Bad Oeynhausen gelang der jungen Frau. Alt wurde sie in Bad Oeynhausen allerdings nicht. Denn 1942 wurde Lotte Caro nach Auschwitz deportiert und in den Tod getrieben.

Ganz spurlos verschwunden ist die Jüdin nicht. Eine Gedenktafel aus Messing erinnert im Bürgersteig vor ihrem Wohnhaus in der Weststraße 8 a an die ermordete Frau. Am Wochenende war der Stolperstein eine Station auf dem Rundgang, zu dem der Arbeitskreis für Heimatpflege und der Verein für Stolpersteine eingeladen hatte.

Der strömende Regen hielt die Gäste nicht davon ab, sich unter der Führung von Pfarrer Lars Kunkel auf die Spuren jüdischen Lebens in Bad Oeynhausen zu begeben. Auftakt des Rundganges war der Brunnen vor der Auferstehungskirche, der am Himmelfahrtstag vor zehn Jahren als Mahnmal für die jüdischen Bürger eingeweiht wurde, die im Nationalsozialismus deportiert wurden. Lars Kunkel schilderte den Rundgängern noch einmal die Vorbehalte, mit denen manche Bürger sich an einem Davidstern vor der Christlichen Kirche gestört haben.

Von dort ging es in die Parkstraße 12 zu dem Stolperstein, der an den Konservenfabrikanten Max Grunsfeld erinnert, der 1926 mit seiner christlichen Familie nach Bad Oeynhausen umsiedelte. Grunsfeld, der im Ersten Weltkrieg das Eisernen Kreuz erhielt, wurde 1944 in das Arbeitslager in Lahde verschleppt, wo er noch im selben Jahr starb.

Ohne Regenschirme ging schon an dieser Stelle nicht mehr und die wurden auch gebraucht, als es weiter in die Wiesenstraße 28ging, wo gleich fünf Stolpersteine an jüdische Mitbürger erinnern. Die Rundgänger bewiesen Durchhaltevermögen - kein einziger brach die fast zweistündige Spurensuche ab, die in der Weststraße 8 a endete, wo einst gleich drei deportierte Juden lebten.

"Insgesamt wissen wir von 50 jüdischen Mitbürgern. Für zehn von ihnen hat der Verein Stolpersteine bereits eins der kleinen Mahnmale verlegt. Weiter 40 sollen folgen", beschreibt Lars Kunkel die Planungen.

Info / Neue Stolpersteine

Die nächsten Stolpersteine werden am 4. November gegen 11 Uhr im Anschluss an den Gottesdienst in Volmerdingsen in unmittelbarer Nähe zur Kirche verlegt. Sie sollen an die jüdische Familie Grünklee erinnern, die früher dort gelebt hat.

Bildunterschrift: Auftakt am Brunnen vor der Auferstehungskirche: Vom Mahnmal für die deportierten Juden aus machten sich die Rundgänger auf den Weg zu den zehn bereits verlegten Stolpersteinen.


oeynhausen@neue-westfaelische.de

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