Schaumburger Zeitung Online ,
15.05.2012 :
Arensburg: Wer bietet mehr als 188.000 Euro?
15.05.2012 - 17.29 Uhr
Steinbergen (wm). Am 16. Juni soll die Arensburg mit dem 6,1 Hektar großen Gelände rund um das Schloss in Köln versteigert werden, im Hilton-Hotel, in einer öffentlichen Auktion der Deutsche Grundstücksauktionen AG Unternehmensgruppe. Den Wald mit rund 14 Hektar und die landwirtschaftliche Fläche, wo jetzt Rinder und Esel weiden, will der bisherige Schlosseigentümer Heinrich Gruber allerdings behalten.
Bereits Anfang Februar dieses Jahres hatte Gruber auf einem großen Schild vor dem Schlosstor öffentlich kundgetan, dass er die Burg verkaufen wolle "an Rechte, Rotlicht, Rocker und Sekten". Aber keinen Interessenten gefunden. Möglich gemacht hat die neue Verkaufsinitiative Gerhard Bein aus Hohenrode, der als Repräsentant für die Grundstücksauktionen AG arbeitet und mit Gruber Kontakt aufgenommen hatte.
Das Versteigerungsangebot kann man seit gestern auf der Internetplattform der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG ansehen (www.dga-ag.de). Mindestgebot für Schloss mit Zehntscheune und rund 62.000 Quadratmeter Grund: 188.000 Euro.
Allein der Bodenrichtwert für das Grundstück beträgt nach Auskunft des Katasteramtes rund 292.000 Euro.
Wie viel er für das Schloss vor zwei Jahren an Vorbesitzer Dieter F. Kindermann gezahlt hat, wollte Gruber nicht verraten, nur soviel: Mit dem Mindestgebot von 188.000 Euro würden gerade mal so seine Unkosten gedeckt, nämlich das, was er investiert habe.
Wie Bein erläuterte, könne die Arensburg von Interessenten ab sofort besichtigt werden. Die Räume im Schloss seien bereits leer geräumt, in gutem Zustand, auch die Nebengebäude sofort zu nutzen.
Schon im Vorfeld der Verhandlungen, schilderte Bein, habe er Angebote für die Immobilie erhalten. Die Sorge des Steinberger Ortsrates, hier könnte ein rechtes Schulungszentrum entstehen, die könne er entkräften. Entsprechende Kontakte seien ihm nicht bekannt.
Zu der Nachfrage, ob es Angebote aus dem Rotlichtmilieu gebe, wollte sich Bein nicht äußern, diesen Vorhalt allerdings auch nicht dementieren.
Dass das Schloss ein Bordell werden könnte, das ist ein Szenario, das auch der Stadt Rinteln nicht unbekannt ist, wie Erster Stadtrat Jörg Schröder einräumte. Bereits in einer Ortsratssitzung in Steinbergen im März dieses Jahres hatte Schröder geäußert, ein Bordell in der Arensburg sei wohl "nicht so dramatisch". Die Arensburg sei abgelegen, das Gelände eingezäunt. Im Übrigen habe die Stadt ohnehin keinen Einfluss auf den Verkauf, denn das Gebäude sei Privatbesitz. Die historische Burg aus dem 13. Jahrhundert stehe zwar unter Denkmalschutz, könne aber für Wohnen, Gastronomie und Dienstleistungen genutzt werden.
Bereits bei Schloss-Voreigentümer Dieter F. Kindermann, der die Burg als Büro genutzt hatte, war ein Belgier vorstellig geworden, der, inspiriert vom nahen Autobahnanschluss, im Schloss ein Bordell hatte einrichten wollen. Kindermann hatte damals abgelehnt.
Die Deutsche Grundstücksauktionen AG Unternehmensgruppe, für die Gerhard Bein arbeitet, ist seit 1984 am Markt und aus der Firma Berliner Grundstücksauktionen hervorgegangen. Grundstücksauktionen sind eine besondere Möglichkeit, für ungewöhnliche oder sonst schwer an den Mann zu bringende Immobilien einen Käufer zu finden. Auch das Alte Museum am Kirchplatz, das zur Zeit saniert wird, hatte so im Jahr 2009 einen Besitzer gefunden. Jüngst hat die DG ein Wohnschiff im Hamburger Hafen versteigert.
Heinrich Gruber, von Haus aus Bergmann und Erfinder eines speziellen Ankersystems, wie es im Tunnelbau gebraucht wird, hatte auf der Arensburg einen persönlichen Traum verwirklichen wollen: eine autonome Wohnstätte für Senioren mit Landwirtschaft, Fischteichen und Wald.
Leider habe man ihm von den Behörden nur Steine in den Weg gelegt, schilderte er gestern in einem Gespräch. Er sei den Ärger leid, deshalb wolle er die Arensburg loswerden. Man habe ihn gehindert, den Wald zu nutzen und Fischteiche anzulegen mit der Begründung, die seien ein Feuchtbiotop. Der Wald sei ein Park, was er wiederum nicht begreife, denn für das Waldstück gebe es Jagdrechte und in einem Park lasse sich schlecht jagen.
Wie wenig Behörden nach seiner Meinung durchblicken, dafür erzählte Gruber noch eine Geschichte: Er sei verklagt worden, weil ein herabstürzender Ast auf seinem Grund ein Auto erheblich beschädigt habe. Nach Unterlagen des Katasteramtes habe er dann festgestellt, diese paar Quadratmeter, auf denen das Auto gestanden hat, unmittelbar an der Bundesstraße 83 gehörten gar nicht ihm, sondern der Bundesrepublik Deutschland.
Probleme, mit denen sich ein neuer Investor allerdings nicht wird herumschlagen müssen, da das Waldgelände weiter im Besitz von Gruber bleibt. Der kündigte gestern an, er wolle den Wald wieder für jedermann zugänglich machen: "Die Schilder sind schon weg."
Bildunterschrift: Hoffen auf Erfolg bei der Versteigerung: Schloss-Eigentümer Heinrich Gruber (l.) und Auktionshausmitarbeiter Gerhard Bein.
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Blick nach Rechts, 16.02.2012:
Schloss-Verkauf an Rechte?
Von Gideon Thalmann
Nach den jüngsten Immobilien-Deals in Thüringen droht nun in Niedersachsen ein Schloss an Rechtsextremisten zu fallen.
Das "Schloss Arensburg" in Rinteln (Kreis Schaumburg) soll verkauft werden. Rund 140.000 Quadratmeter umfasst das Gelände mit Schloss, Nebengebäude, Park Teichen, Landwirtschaft und Wald im Ortsteil Steinbergen. Im Ort befürchtet man nun, dass ein rechtsextremes Zentrum entstehen könnte.
Heinz Gruber (Jg. 1957) aus Königsdahlum bei Bockenem (Kreis Hildesheim) will das Schloss laut einem Schild an der Zufahrt nun verkaufen. Der Sohn des "Erfinders", Nino Gruber (Jg. 1986), hatte laut einem Zeitungsbericht das Schloss 2010 gekauft und an seinen Vater verpachtet. Beide Grubers sind an einem Unternehmen in Seesen (Kreis Goslar) beteiligt, das unter anderem dem Metallbauer-Handwerk nachgeht. Dieses sei, so Gruber, von einer anderen Firma betrogen worden.
Der "Notverkauf", so kündigt es Gruber mit einem gelben Schild am Schloss an, sei wegen "legaler Nadelstreifenverbrecher" nötig. Doch in dem kleinen Ort im Weserbergland und in der Lokalpresse erregt vor allem eine Ankündigung Besorgnis: An "Islamisten, Rechte, Linke", aber auch "Rocker, Sekten" und "Rotlicht" würde der Besitzer die Immobilie veräußern. "Ideal zur Gründung eines Mikrostaates", heißt es auf dem Schild. Der aus dem österreichischen Kärnten stammende Gruber schreibt auf dem gelben Plakat, das den "Notverkauf" bekannt gibt, vom "Kampf gegen den Raubtierkapitalismus".
Angeblich soll bereits eine rechte Gruppierung Interesse an dem Schloss bekundet haben, um eine Art Schulungszentrum zu errichten, heißt es in der "Schaumburger Zeitung". Zum "Tag der Arbeit", am 1. Mai in diesem Jahr, sollen Bezahlung und Übergabe über die Bühne gehen.
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